Review Darkthrone – Dark Thrones And Black Flags

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Heavy Metal

Dass der Name DARKTHRONE nicht unbedingt für Innovation und Abwechslungsreichtum steht, ist seit den Anfangstagen ein unverwechselbares Markenzeichen dieser Band – niemand, aber auch wirklich niemand schaffte es je, Werke wie „A Blaze In The Northern Sky“ oder ‚Transylvanian Hunger“ in diesem Punkt zu überbieten – und doch wurden diese Alben legendär, weil DARKTHRONE damit neue Wege beschritten, auf denen alle scheiterten, die ihnen zu folgen versuchten. Schlicht, weil ihnen das gewisse Etwas fehlte, das DARKTHRONEs Musik trotz ihrer Monotonie (oder gerade aufgrund dieser) zu etwas Besonderem machte. So wurden sie, ohne in dieser Zeit auch nur ein einziges Mal live aufzutreten, zu der Paradeband, wenn es um truen Black Metal aus dem hohen Norden ging.

Doch spätestens mit ihrem letzten Album, „F.O.A.D.“ sägten DARKTHRONE mit voller Absicht und bewundernswerter Konsequenz an ihrem eigenen: Statt truem Black Metal bekam der erstaunte Hörer dahingerotzten Black-Thrash zu hören, den die beiden dafür Verantwortlichen auch noch bei jeder Gelegenheit mit Punk in Verbingung brachten. Was man darüber und über die musikalischen Ergüsse auf eben jener Platte denken mag, sei jedem selbst überlassen. Immerhin muss anerkennend gesagt werden, dass es einer gehörigen Portion Mut, Überzeugung und „Fuck Off“-Mentalität bedarf, um eine Legende wie DARKTHRONE dermaßen umzukrempeln und sich dabei nicht im Geringsten darum zu scheren, ob sich die Welt darüber das Maul zerreißt oder nicht. So waren DARKTHRONE 2007 nun also eine verhältnismäßig rockende Black-Thrash-Punk-Mixtur, die stark an Bands wie VENOM, MOTÖRHEAD, BEWITCHED, AURA NOIR und ein ganz klein wenig auch an DARKTHRONE erinnerte.

Das dazugehörige Booklet, vorderseitig von einem gezeichneten Black Metal Punk nebst frisch ausgehobenen Grab geschmückt, bestand aus diversen, eher Black-Metal-untypischen Fotos der beiden Musiker mit ihrer Campingausrüstung im Grünen, oder, wahlweise, auch nur der Campingausrüstung. Dazu gab es von Fenriz persönlich verfasste Liner-Notes zu jedem Song, wie „Lyrics are about Canadian metal songs that rule. But the music has nothing to do with Canadian Metal“ oder „Sometimes it is just not enough to listen do DIO’s ‚We Rock‘, on has to try to rock oneself“ sowie eine „Buy Or Die“-CD-Empfehlungs-Liste von Fenriz. Man hatte quasi mit dem Rundum-Sorglos-Packet „Imagewechsel“ gearbeitet und nichts, wirklich nichts ausgespart. Stopp, nicht voreilig werden: Das Logo war das gleiche. Und die Namen in der Besetzungsliste. Immerhin.

Nun mag sich sicherlich der eine oder andere fragen, warum ich hier in dieser Ausführlichkeit auf den Vorgänger der hier eigentlich zu beschreibenden CD eingehe. Die Antwort ist so kurz wie einfach: Aufbauend auf der damit beschriebenen Grundlage lässt sich „Dark Thrones And Black Flags“ in wenigen Sätzen zusammenfassen: Musikalisch weichen DARKTHRONE keinen Schritt von dem eingeschlagenen Pfad ab – lediglich mit weniger Arschtritt und ohne den Überraschungseffekt. Dazu gibt es weitere Campingphotos und ein Cover des bereits bekannten Cover-Punkers (diesmal mit einem Karren voll Leichen – und sogar den Papst hat er dabei, oder zumindest seine Kopfbedeckung!). Und einmal mehr gibt es (durchaus erheiternde) Liner Notes, unterhaltsame Texte, die mittlerweile doch stark an MANOWAR erinnern, sowie eine, nun „Fenriz‘ listening recommendations“ betitelten CD-Empfehlungs-List.

Ansonsten bietet „Dark Thrones And Black Flags“ wenig Anlass, viele Worte zu verlieren. Wer F.O.A.D. nicht mochte, wird „Dark Thrones And Black Flags“ hassen, wer F.O.A.D. als eine coole Aktion zweier Idealisten einordnet, die sich um Nichts und Niemanden scheren und machen, was sie wollen, wird von diesem Album wohl gelangweilt und enttäucht sein ob der Einfallslosigkeit, mit der man zu Werke ging, und wer F.O.A.D. aufgrund der Musik liebt, der kann mit „Dark Thrones And Black Flags“ sicher nichts ganz falsch machen – jedoch seien ihm diverse andere Alben aus diesem Genre näher gelegt (eventuell findet sich ja in einer der beiden Fenriz’schen Empfehlungslisten das Passende). So bleibt zu hoffen, dass DARKTHRONE sich nächstes Mal eher auf anderem Gebiet kreativ ausleben… ein Musikratgeber mit Liner Notes oder ein Camping-Führer von Fenriz mögen vielleicht unterhaltsam sein, DARKTHRONE sind es 2008 jedenfalls nicht mehr.

PS: Da die Texte und Liner-Notes teilweise wirklich köstlich sind, hier einige Zitate. Die restlichen kann man sich ja dann im Plattenladen des Vertrauens durchlesen, während man „Hades Rising“ von AURA NOIR genießt.

„This openiong riff came to me while i was walking in the forest, so i had to hum it in my head all the way home. Arrrrrrrrgh! NESBOLD sells Darkthrone shirts designed for this song, and i dedicate this to Marius Jacobsen and all hiking Metalheads and Punks, all of you people with ‚your heads in the forest‘ and all my camping crew“ (aus: „Hiking Metal Punks“)

„This one’s about young bugs in the rug and older bugs that fly along and can see the carpet pattern. I am not taking any shit from old bugs that talk like young bugs.1: Learn from your mistakes. 2: Break the chains and try to understand music history.“ (aus: „Grizzly Trade“)

„Lyrics are about my trip to the German town of Haiger where my friends from OLD are from. So this one is dedicated to Oscar and Tim. Oh, and headbang is pronounced „HET-PENG!“ in Germany.“ (aus: „Hanging Out In Haiger“)

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert