Review Die Streuner – Fürsten in Lumpen und Loden

Hier ist also nun das aktuellste Werk der STREUNER. Nachdem das 2000er Album einen durchaus hohen Standard gesetzt hat, war die weitere Entwicklung der szenebekannten Marktband natürlich interessiert zu beobachten. Doch um es gleich vorwegzunehmen: Der Standard von „Schnorrer, Penner, schräge Narren“ konnte nicht gehalten werden. Im Gegenteil: Bis auf den schwungvollen „Matti’s Dance“, dem sehr geigelastigen „Gauklertanz“ und der alles überragenden „Rabenballade“ ist dieses Album eine Enttäuschung im mittelalterlichen Sinne. „Heieiei yapapa“ und „Lalala“ mögen im angetrunkenen Zustand auf Märkten als Textzeile noch erträglich sein, doch auf CD ist es meiner Meinung nach einfach störend. Desweiteren fehlen in den ganzen 15 Liedern echte Innovationen, besonders negativ sticht „Die Ballade der Loreley“ heraus, die einfach nur lahm und depressiv klingt. Besser geraten ist da der finale „Handstand auf der Loreley“. „Trinke Wein“ ist auf der anderen Seite ein typisches Marktlied und kommt in entsprechender Umgebung mit Sicherheit besser rüber, genau wie „Tanz“, welches mit Sprachgesang fast eine Art Selbstporträt über DIE STREUNER sein könnte und sich ebenfalls besonders für die Märkte in Verbindung mit Metkonsum eignet.

Zum Rest wurde eigentlich schon genug gesagt: Man möchte fast meinen, dass man ab und an versehentlich die Repeat-Taste erwischt hat, so gleicht sich dieses Album. Viele Lieder sind musikalisch identisch aufgebaut und bestenfalls zum Nebenbeihören oder vielleicht live geeignet. Die instrumentalen Stücke und hierbei besonders Matthew Rousse an der Violine stechen insgesamt gesehen noch am Positivsten hervor, was nicht gerade für den meist durchschnittlichen männlichen und weiblichen Gesang spricht. Erwähnenswert sind vereinzelt noch die Texte, die durchaus zum Schmunzeln anregen können, und wie oben bereits erwähnt die „Rabenballade“, die das ganze Album allein um einen halben Punkt aufwertet. Im Vergleich zur Version von Schelmish gewinnt diese hier um Längen, denn über das Arrangement bis hin zum Gesang stimmt hier einfach alles. Leider geht das im sonst durch und durch unspektakulären Durchschnittseinerlei, der vielen Kritikern dieser Musikrichtung Nahrung liefert, fast unter, da dieses das einzige Stück ist, was bei mir nach dem ersten mal Durchhören wirklich hängen blieb und einer der wenigen Gründe ist, warum ich diese CD ab und an vielleicht noch einmal aus dem Regal holen werde.

Man darf jedoch nicht außer Acht lassen, dass das neue Album flotter und lebhafter klingt als der Vorgänger. Der Instrumentengrund wird dieses Mal auch weniger von Geige und Bratsche, sondern eher Gitarre und Laute dominiert und die Instrumente werden wiederholt durchschnittlich gut aber ohne jegliche besondere Höhepunkte gespielt. Der Gesang hat sich ebenfalls sehr wenig verändert, wobei er mir beim letzten Album irgendwie angenehmer vorkam. Er ist, wie auch zuvor, immer noch Geschmackssache und wird es wahrscheinlich auch für die Zukunft bleiben. Der Versuch, die Melodien abwechslungsreich zu gestalten ist teilweise gelungen. Das Problem an der Sache ist nur, dass die Melodien sich zwar von einander unterscheiden, jedoch keinerlei Wiedererkennungswert oder besondere Merkmale haben, wie es sich für die von den Streunern bevorzugten Sauflieder empfehlen würde, und teilweise einfach total unharmonisch klingen. Diese Tatsache hat mich zumindest schon bei den ersten beiden Liedern abgeschreckt, die auch eindeutig zu den schlechtesten der ganzen CD gehören.

Wertung: 5.5 / 10

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