Review Falconer – Among Beggars And Thieves

Genau zwei Jahre sind seit dem Release von „Northwind“ vergangen und nun stehen FALCONER mit dem Konzeptalbum „Among Beggars And Thieves“ wieder in den Startlöchern. Viel Spielraum für Interpretationen lässt der Titel nicht, man verschreibt sich auf der mittlerweile sechsten Langrille dem Leben der Bettler und Diebe im mittelalterlichen Schweden. Wo sich die Skandinavier mit der Vorgängerscheibe – und der Rückkehr von Sangesmeister Mathias Blad – einen Stein ins Brett der Fans legten, wollen sie mit dem aktuellen Output an ihrer Erfolgsstory weiterschreiben.
Gerade jene Erfolgsstory scheint schon seit jeher mit Sänger Mathias Blad verbunden zu sein, was sich auch am mäßigen Erfolg der beiden Alben („The Sceptre Of Deception“ und „Grime vs. Grandeur“) ohne sein Mitwirken festmachen lässt. Auch das Cover sollte eine Erwähnung wert sein, wurde es doch abermals vom Grafik-Genie Jan Meininghaus entworfen und lässt keine Zweifel offen, wohin sich die FALCONER bewegen wollen.

Die Falkner machen weiter, wie sie auf „Northwind“ geendet haben: mit singenden Gitarren der Marke Weinerhall und Hedlund, der druckvollen Rhythmusarbeit von Schlagzeuger Larsson und Bassist Linhardt und natürlich immer wieder der atemberaubenden Stimme Blads, des hauptberuflichen Musical-Sängers. Wer die Jungs bereits auf einer Bühne erleben durfte weiß, dass sie passioniert und hungrig wie Löwen sind.
Grund genug, mit dem Opener „Field Of Sorrow“ auf ein langwieriges und ermüdendes Vorspiel zu verzichten und gleich zum Hauptakt überzuschreiten. In gewohnter Zweistimmigkeit werden dem Hörer abwechslungsreiche Riffs, Doppel-Bass-Attacken und in der Geschwindigkeit variierende Snars entgegengebolzt. Kein umwerfender, aber würdiger Start in viel versprechende 50 Minuten FALCONER.

Besonders auffallend ist, dass sich das Quintett verstärkt den folklastigen Interludes gewidmet hat – mit Erfolg. Derart harmonisch hat man die Falkner noch nie erlebt, derart perfekt Blad noch nie singen gehört. Seine Stimme hebt „Among Beggars And Thieves“ in ungeahnte Höhen, verleiht ihr einen unnachahmlichen Charakter und trägt maßgeblich dazu bei, dass die folkloristischen Parts zünden und sie sich stilistisch näher denn je an ihr Erfolgsdebüts kommen.Dass sie abseits von Uptempo-Songs auch ganz ruhig und besinnlich agieren können, zeigen sie mit „A Beggar Hero“, auf dem sich Blad und eine engelsgleiche Frauenstimme ein berührendes, von klangvollen Akustik-Gitarren begleitetes, Duett liefern. Nachdem damit auch den ruhigen Gemütern Tribut gezollt wurde, geht es mit „Vargaskall“ weiter – einem von zwei (auf der Limited Edition drei) in der schwedischen Sprache verfassten Tracks.

Ihr gesamtes Repertoire geben die Großvogelfreunde auf „Boiling Led“ zum besten. Nach einer kurzen Einleitung von akustischen und verzerrten Sechssaitern, rumpelt es wieder ordentlich im Kasten. Durch den leicht abgehakten Gesang, der von Double-Bass-Geschossen hinterlegt und vorangetrieben wird, die harmonischen Interludes und schlichtweg genialen Licks läuft man hier höchste Ohrwurm-Gefahr – Vorsicht! Auch das Schlusslicht „Dreams And Pyres“ kann diese Meisterleistung FALCONERs nicht mehr überbieten, enttäuscht hingegen sogar ein wenig: die versuchte Pompösität wirkt leider nur minimal (und das auch nur wegen dem sehr kraftvollen Hintergrund-Chor), ist höchstwahrscheinlich zu leise abgemixt worden und hinterlässt deshalb zumindest keinen positiven bleibenden Eindruck. Auch hier sei erwähnt, dass Produzent Andy LaRoque (Bolt Thrower, Evergrey, In Flames) ansonsten alles richtig gemacht und die Scheibe nur so vor Energie strotzend gemacht hat.

Allgemein haftet dem ganzen Silberling ein leichter bis mittelstarker opernhafter Touch an, der ganz gewiss nicht jedermanns Sache sein wird. Damit wäre die Negativ-Kritik aber auch schon vorgebracht, denn letztendlich ist „Among Beggars And Thieves“ das bisher wohl stimmigste und beeindruckendste Werk nach dem Überraschungserfolg der Debüt-CD. Mathias Blad macht seine Ausnahmestellung ebenso klar, wie seine Unverzichtbarkeit für die gesamte Band und ihren Erfolg. Ohne schlechtes Gewissen kann eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für Freunde des symphonischen Power Metals ausgesprochen werden, die dennoch nicht auf eine gewisse Härte verzichten wollen – zwei Bonustracks und das Video zu „Carnival Of Digust“ dienen als Anreiz, auch bei der Limited Edition zuzugreifen.

Noch nie war Kitsch so schön.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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