Review Faun – Totem

Circa 2 Jahre nach ihrem letzten Longplayer „Renaissance“ meldet sich FAUN mit ihrer neuen CD „Totem“ zurück. Zwischen den Alben lagen eine Menge Liveauftritte, sowohl auf eigenen Konzerten als auch Festivals wie z.B. dem M’era Luna und dem WGT. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Band den Weg der ersten Jahre konsequent weitergegangen ist, ehe nun mit „Totem“ ein neues (düsteres) Kapitel aufgeschlagen wird.

Aus dem ehemals szeneübergreifend für Begeisterung sorgenden Nachwuchsprojekt ist inzwischen eine erwachsene Band geworden, deren neuestes Werk sich inhaltlich mit der Kraft der Visionen auseinander setzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen sind die verwendeten Texte größtenteils Eigenkreationen und tragen nur allzu schnell den Zuhörer von der Realität hinweg in eine mystische Traumwelt. Dabei steht einem das Totem sinnbildlich als ständiger Begleiter in der realen wie auch in der nicht realen Welt in unterschiedlichen Formen zur Seite.

Bislang zeichneten sich die Alben von Faun vor allen Dingen durch ihre atmosphärische Dichte aus, die genau wie bei anderen Bands wie z.B. Qntal über die ein oder andere ähnliche Songstruktur hinweg sehen lässt. Diesen Trumpf spielt auch „Totem“ von Anfang an vollends aus, obwohl das Album von seiner zugrunde liegenden Stimmung mehr in den Winter als in den Frühling passt. Besonders die elektronischen Elemente von Niel Mitra sind dafür verantwortlich.

„Rad“ ist für Faunverhältnisse ein relativ verspielter Anfang, der der Bewegung eines Rades nachempfunden ist und dementsprechend vom Gesang als männlich/weiblicher Kanon arrangiert ist, der wiederum von Instrumentalpassagen unterbrochen wird. Im zweiten Stück namens „2 Falken“ gewinnen von Anfang die finsteren treibenden Elektroelemente an Bedeutung, die wohl die Stärke des Vogels symbolisieren sollen und gleichzeitig das Stück in Richtung Dancefloor gehen lassen. Jedenfalls gibt es hier einen heißen Anwärter für die szenerelevanten DJ Charts. Bei „Sieben“ schlich sich themen- bzw. zahlenbedingt meinerseits sofort die Parallele zum Namensvetter von Subway to Sally ein. Allerdings fällt die ausführliche Darstellung der verschiedenen Bedeutungen der Zahl bei den Faunen ganz anders aus und beweisen die kompositorischen und textlichen Fähigkeiten des Oliver Sa Tyr, der zwischenzeitlich mit seinem Gedichteband „Meere“ sein Talent ein weiteres Mal unterstrich. Balladesque geht es mit „November“ schnurstracks weiter und wieder einmal sind es die Lyrics und die Stimme des Sängers, die sich in Kombination unaufdringlich und einfühlsam Gehör verschaffen. „Tinta“ wird anschließend vom weiblichen Gesang und den Trommeln getragen, ist allerdings meiner Meinung nach nicht auf dem selben Level wie die 2 Stücke davor, obwohl die Steigerung im Tempo in der Mitte ein durchaus nettes Element zur Abwechslung bietet. „Unicorne“ wirkt hingegen wie eine abgespeckte Version vom letzten Stück des Albums und zieht im direkten Vergleich den Kürzeren.

Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass die instrumental untermalten Stücke auf „Totem“ besser mit dem männlichen als mit weiblichen Gesang harmonieren. Das nun folgende „Karuna“ ist ein nettes rein instrumentales Zwischenspiel, das den Fokus klar auf die Flöte legt, bevor mit „Gaia“ und „Zeit nach dem Sturm“ die beiden längsten Lieder folgen. „Gaia“ könnte dabei auch den Namen „Zeit vor dem Sturm“ tragen, denn genau so klingt es – wie die gesungene und vertonte Geschichte einer Wanderung über Stock und Stein durch verschiedene Gebiete. Nachdem sich der Sturm gelegt hat, wird es im nächsten Song schließlich wieder ruhiger – für meinen Geschmack zu ruhig, doch zum Glück setzt nach gut einer Minute ein Wechsel ein und die Elektroelemente bereichern den Gesang für eine gewisse Zeit, bevor sie kurz aussetzen, um dem Ganzen gegen Ende beinahe epische Ausmaße im Stile eines Filmsoundtracks zu geben. Die Idee hinter diesem über 12-minütigen „Doppel“ ist mit Sicherheit gut, doch an meine Lieblingslieder der Münchner reicht es insgesamt leider nicht heran.

Last but not least gibt es von Faun etwas ganz Neues: Ein reines Acapellastück namens „Der stille Grund“, welches vorab bereits u.a. auf einer Ausgabe der Miroque-Reihe zu finden war und durch einen unglaublich starken weiblichen Duettgesang hervorstach, der der Stille Leben einhauchte. Kenner müssen allerdings unbedingt beachten, dass „Der stille Grund“ nicht repräsentativ für den Rest von „Totem“ – und eigentlich auch für Faun generell – ist. Ob dies nun positiv empfunden wird oder nicht, liegt letzten Endes am persönlichen Geschmack.

Auf dieses Album von Faun trifft (fast) das Gleiche zu wie auf den silbernen Schwan von Qntal, der im August letzten Jahres in meinem CD-Player rotierte. Wer sich mit diesem Werk in seinem vollen Umfang auseinander setzt, wird eine Perle entdecken und damit viele schöne Abende alleine oder zu weit verbringen. Wer dieser Musik allerdings oberflächlich begegnet, hat keine Chance, zu den durchdachten Klangdimensionen und inspirierten Kompositionen einen richtigen Zugang zu finden. Allerdings fällt der Einstieg bei Faun meiner Meinung nach leichter als bei Qntal, da die Musik eben einen Tick spektakulärer ist. Das ist auch der Grund, warum „Totem“ bei mir den Vorzug vor „Silver Swan“ erhält.

Für echte Fans wird es übrigens eine auf 2000 Stück limitierte Special Edition geben, die das aufwändige 20-seitige Booklet im Digipack um weitere 8 Seiten erweitert und zusätzlich einen Bonustrack beinhaltet.

Wertung: 7 / 10

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