Review Fiddler’s Green – Folk’s Not Dead (DVD)

20 Jahre FIDDLER’S GREEN – d.h. 20 Jahre Irish (Independent) Speedfolk mit gut über 2.000 Konzerten weltweit und gleichzeitig ein guter Anlass für die 3. Live-DVD namens „Folk’s Not Dead“. Ihr großes Jubiläum feierte die Band trotz wachsenden internationalen Erfolgs mit einem zweitägigen Konzertmarathon in ihrer Heimat: im Erlangener E-Werk – wo 1990 alles begann.
Zwei Jahrzehnte später hat sich das Gesicht der Gruppe merklich verändert und mitunter spielen die Fiddlers mehr Punk- als Speedfolk. Besonders im Vergleich zu den beiden letzten DVDs „Celebrate“ und „Jubilate“ wird schnell deutlich, dass es nun andere Musik zu zelebrieren und bejubeln gilt.

Nach dem mehr als gelungenen Intro inkl. Spielervorstellung beginnt die Party stilecht mit den feierlastigen „Life Full Of Pain“ und „Sporting Day“, bei dem das Publikum sofort mit lauten Sprechchören gefordert ist. Passend zur Musik sind die Kameraschnitte und –einstellungen schnell und dynamisch. Kaum mehr als einige Momente sind die einzelnen Protagonisten bzw. deren Instrumente und das Publikum in Großaufnahmen zu sehen. Einzig vereinzelte Aufnahmen der Füße von Schlagzeuger Frank und ähnlich seltsam anmutende Bilder sorgen für gelegentliche Irritationen im ansonsten harmonischen Bild- und Tonfluss.
Schnitt und Bildkompostion ändern sich erst bei den Balladen, deren Stil auf Pat („Rose in the Heather“, „Apology“) und Albi („All these feelings“, „Another Spring Song“) zugeschnitten ist. Dabei erreicht der Jungspund trotz Unterstützung von Benni Cellini (Letzte Instanz) immer noch nicht die Qualität des Altmeisters mit seiner Akustikgitarre, doch besonders an „seinen“ Stücken ist spürbar, dass Pat nun endgültig ein vollwertiges Mitglied von Fiddler’s Green ist und man sich zusammen eingegroovt hat.

Die Setliste der DVD zeigt auf den ersten Blick, dass sich die Fiddlers mit dieser DVD auf ihre neue Schaffensphase – sozusagen Post-Pathos – konzentrieren. Insgesamt geht dieses Konzept auf, denn neben den ausgiebigen Punk’n’Pogo-Ausflügen gibt es zahlreiche gute Traditionals wie „Mrs. MacGrath“ und „Lannigan’s Ball“, die immer wieder die irischen Musikwurzeln der Jungs verdeutlichen und qualitativ auf einem Level mit früheren Zeiten stehen.
Zudem ist es Albi und Co. gelungen, mit neueren Songs wie „The Night Pat Murphy Died“ und „Bugger Off“ echte Livebretter zu komponieren, die man wohl auch zum 25-jährigen Bühnenjubiläum zu hören bekommen wird – genau wie man dieses Mal nicht auf die „Rocky Road To Dublin“ nebst Wall of Folk verzichten konnte.

Am zweiten Abend erlaubte sich die Kapelle vor dem eigentlichen Konzert einen akustischen Ausflug und supportete sich selbst, vereinzelt unterstützt von Birgit Muggenthaler-Schmack (Schandmaul) an der Flöte sowie einigen J.B:O.-Vertretern. Im Zuge dieser kurzweiligen Einlage gab es auch das Live-Debüt von Bassist Rainer Schulz am Contrabass.
Während „Star of the County Down“ und „Raggle Taggle Gypsy“ meiner Meinung nach bestens für ein Akustik-Set geeignet sind, gefallen mir „Highland Road“ und vor allem „Bugger Off“ in der schnellen Version deutlich besser. Bei zweiterem sowie „Folk’s Not Dead“ ist der direkte Vergleich zwischen Plugged und Unplugged möglich, da beide Versionen auf „Folk’s Not Dead“ zu finden sind.
Die Band hatte sichtlich Spaß an ihrem One Night only Nebenprojekt, wobei besonders Albi wieder einmal unterstrich, welch hervorragender und vor allem vielseitiger Sänger er ist.

Abseits des zweiteiligen Live-Auftritts sind im spärlichen Bonusmaterial das selbst gedrehte Musikvideo zu „Folk’s Not Dead“ sowie die leider viel zu kurzen Greencuts besonders empfehlenswert. Schade, dass es in den letzten 5 Jahren scheinbar nicht mehr Material dafür gab, nachdem auf den Vorgänger-DVDs teilweise über 40 Min. davon zu sehen waren.

Insgesamt werden die beiden Abende und besonders die dazugehörige DVD-Produktion mit Sicherheit nicht in die musikalischen Analen eingehen, aber der Unterhaltungswert stimmt beinahe durchgehend und 20 Jahre Fiddler’s Green lassen größtenteils nicht wehmütig in die Vergangenheit blicken oder klingen wie eine Drohung, sondern machen Lust auf die Zukunft. Zwar wünscht man sich ab und an doch für einige besondere Moment Peter Pathos an der schwarzen Folk-Gitarre zurück, doch im Laufe der letzten Jahre ist es dem Rest der Band erfolgreich gelungen, sich eine neue musikalische Identität zu erschaffen und sowohl von der Popularität als auch vom Stil näher an Flogging Molly und die Dropkick Murphys heranzurücken.
Für die DVD hätte die Erlanger Kombo folglich keinen besseren Titel wählen können, denn in dieser Form wird der Folk sicherlich nie ganz aussterben und ist vielleicht sogar lebendiger denn je. Darüber hinaus zeigt die Scheibe wieder einmal, dass Fiddler’s Green eine Live-Band ist, die vor Publikum am Besten zur Geltung kommt. Insofern: Erst Konzert besuchen, dann Live-DVD kaufen und sich abschließend an die Studioalben wagen. So wird die Begeisterung rund um den irischen Speedfolk auch in Zukunft viel weitere Kreise als Erlangen und Umgebung ziehen.

Wertung: 8 / 10

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