Review Finnr’s Cane – A Portrait Painted By The Sun

Bei FINNR’S CANE wundert man sich zuallererst einmal, dass das Trio keineswegs aus den tiefsten der in Kanada reichlich vorhandenen Wäldern kommt, sondern aus Sudbury, einer Stadt mit immerhin 160.000 Einwohnern im Einzugsgebiet der großen Seen. Musikalisch klingt „A Portrait Painted By The Sun“ dann aber doch eher nach düsteren Bäumen, verträumten Seen und mächtigen Bergen.

Vor allem aber weiß die Band, welche Musik aktuell ziemlich gefragt ist. Im Stile von Bands wie Agalloch, Wolves In The Throne Room oder den britischen Senkrechtstartern Nhor spielt man atmosphärischen Doom-Black-Metal, der für ein Zweitwerk erstaunlich ausgereift klingt. Natürlich setzt man fast schon gezwungenermaßen auf  bewährte Mittel der Spielart, sehr verdichtete Arrangements aus brachialen Gitarrenwänden und ebensolchem Fundament aus Schlagzeug, Bass und Keyboard. Der Gesang ist wie bei so vielen der Vergleichstruppen eher hintergründig aktiv, das geht auch vollkommen klar, hier sprechen die Instrumente.
Und das tun sie von der ersten Klängen, „This Old Oak“ ist nicht nur eine alte Eiche, sondern irgendwie auch eine Blaupause für ein erfolgreiches Post-Black-Metal-Album. Ein paar akustische Spielereien, die ohne viel Tam-Tam bereits einen Spannungsbogen aufbauen, dann eben diese intensiven Gitarren, wie man eigentlich nur aus dieser Spielart kennt. Erhaben und gleichermaßen bedrückend walzen FINNR’S CANE die Riffs mit schon fast ätzender Langsamkeit aus den Boxen.
Ein wenig im Hintergrund bleiben insgesamt die Keyboards, was „A Portrait Painted By The Sun“ insgesamt zu einem etwas roheren Album macht, als die genannten Referenzbands üblicherweise produzieren. Dies unterstreicht der blastbeatende Anfang von Titel Nummer II, dennoch ist „Gallery Of Sun And Stars“ keine reine Prügelnummer, schließlich nimmt man sich fast siebeneinhalb Minuten Zeit, um dem Song die Entfaltung zu gewähren, die er braucht. Die Freunde härterer Klänge dürften hier ohnehin am meisten zufrieden sein, werden die eher harmlos klingenden Sprechgesänge doch durch sehr harsches Keifen „aufgelockert“. So sind diese beiden Songs schon irgendwie als pars pro toto zu verstehen, trotzdem haben FINNR’S CANE noch ein paar Pfeile im Köcher, so erinnert „A Great Storm“ mit seinem Dreivierteltakt und der naturromantischen Atmosphäre stark an Dimmu Borgirs „Inn I Evighetens Mørke (Part I)“. Eine weitere Erwähnung hat noch „Tao“ verdient, der Rausschmeißer überzeugt auf ganzer Linie mit narrativer Instrumentenarbeit, man hat regelrecht den Eindruck, als wenn die Gitarre die Geschichte des Songs erzählen würde, da wo der Gesang es nicht tut.

Mit „A Portrait Painted By The Sun“ haben FINNR’S CANE einerseits die perfekte Musik für den Herbst geschrieben, andererseits ebenso perfekte Kopfhörermusik kreiert. Groß, erhaben, schön, atmosphärisch, melancholisch, einfach Musik, in die und in der man sich fallen lassen kann. Sollte, nein, muss man mal gehört haben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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