Review Finntroll – Midnattens Widunder

Finntroll – heute ist dieser Name bei allen Szene-Kennern ein nicht mehr wegzudenkender Begriff. 1999 begann die Erfolgsstory ja schon sehr vielversprechend mit „Midnattens Widunder“, denn für die Black bzw. Viking Metal Gesellschaft gabs mal eine neue, innovative Band, die etwas unmöglich zusammen passendes zusammenführte: Extremer Metal und finnische Volksmusik, genannt Humppa.
Doch dass das wunderbar klappt, dass weiß man ja seit dem Finntroll’schen Debüt.

Mit „Svartberg“ fängt dieses außergewöhnliche Album nach dem Intro richtig an, und schon jetzt sollte man die Lauscher ganz weit aufmachen. Unüberhörbar sind natürlich die Elemente aus dem Viking Metal (vor allem der Gesang und die Chöre) und symphonischem Black Metal, dazu gesellen sich Rhythmen, die einfach nur Spaß machen und sogar lustig wirken. Die Melodielinien des Synthesizers sind wirklich gelungen, passen wunderbar ins Konzept und verstärken den Spaßfaktor noch zusätzlich. Ein weiteres wichtiges Markenzeichen von Finntroll muss man aber auf jeden Fall auch noch ansprechen. Teilweise klingen die Chöre und Melodien derart versoffen, dass man sich „Midnattens Widunder“ nur allzu perfekt als Soundtrack für ein Trinkgelage mit Gleichgesinnten vorstellen kann.
Ein fesches Schmankerl gibt’s an fünfter Stelle mit „Bastuvisan“. Welchen Geräuschen man am Anfang des einminütigen Stücks lauscht, darf man sich selbst zusammenreimen – der etwa 20-sekündige Mittelteil jedenfalls dürfte dann wohl so in etwa der Inbegriff von „Grind-Viking-Core“ oder so was in der Art sein… Jedenfalls überaus lustig.

Auch wenn hier alles verdammt viel Spaß macht, der Party- und Tanz-faktor im extremst oberen Bereich verwurzelt ist und die Melodien immer dominieren, kommt auch die Aggressivität und Härte nicht zu kurz. Der Titeltrack „Midnattens Widunder“ kommt an manchen Stellen an (melodischen) Black Metal ran und „Blodnatt“ ist teilweise sogar überaus düster, bedrohlich und im Gegensatz zum recht schnellen Zeug der Scheibe schon fast doomig geraten.
Für Abwechslung ist also gesorgt, und bevor ich es vergesse zu erwähnen: Mein persönlicher Favorit ist „RivFader“ (Neuaufnahme vom gleichnamigen Demo), bei dem einfach alles stimmt, besonders gut gelungen ist hier auch der häufige Wechsel zwischen Double-Drum-Geholze und relativ gemächlichen und rhythmischen Drumming.

Als ob das alles nicht schon außergewöhnlich genug wäre – der Haufen trinkfester Finnen hat seine gesamten Texte auf schwedisch verfasst.
Ach ja, ganz nebenbei hat das Finntroll-Debütscheibchen auch noch eine mördermäßig gute Produktion im Finnvox-Studio aufgedrückt bekommen. Der größte, und eigentlich einzige Punkt, der den Gesamteindruck etwas trübt, ist die übelst kurze Spielzeit von gerade mal 30 Minuten. Aber besser Qualität als Quantität, besser ein kurzes Album, das man sich gerne und immer wieder zu Gemüte führt, als ein langes und langweiliges Album.
Finntroll sind die einzige Band dieser Stilrichtung, die ich auf eine Stufe mit meinen Göttern Mithotyn stellen würde – und ich kann auch euch nur empfehlen, Finntroll für euch zu entdecken um euch dann zu fragen, wie ihr es so lange ohne ausgehalten habt…

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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