Review Firewind – Days Of Defiance

FIREWIND sind immer noch aufgehender Stern am Himmel des Heavy Metal. Allerdings nicht im Sinne von überhyped, denn die Griechen wachsen spätestens seit dem 2005er Album „Forged By Fire“ langsam aber kontinuierlich und arbeiten zwischen Touren in etwa Afrika oder Asien hart an sich, um diesen Trend auch am Laufen zu halten. Das bestätigt auch Gitarrist Gus G. (der, wie in Verbindung mit dem neuen FIREWIND-Album gerne betont wird, was eigentlich aber überhaupt nichts damit zu tun hat, jüngst ein Engagement bei Ozzy Osbourne gefunden hat): „Es gibt eine Menge cooler Gitarren auf der Scheibe, nicht nur Melodien, sondern auch coole Technik. Dafür habe ich hart gearbeitet.“ – Warum man seine eigenen technischen Fortschritte als Selling Point anpreisen muss, von diesen hängt die Qualität ja doch eher selten ab.

Auf 55 Minuten bringt es die Scheibe, eine durchaus ansprechende Spielzeit, wenn man sie denn auch mit Qualität rechtfertigen kann. Im Vorfeld hieß es bereits, dass das neue Album „eine Art rebellischer Botschaft, ein Weckruf“ sei, dessen unmittelbare Folge natürlich eine etwas aggressivere, dunklere Grundstimmung der Songs zur Folge hat. Diese Komponenten lassen sich auch relativ fix ausmachen: Keine Party-Refrains, kein fröhliches Riffing, alles ist etwas nachdenklicher gehalten, die Songs kommen im Mid-Tempo daher und überhaupt hängt eine miesepetrige Dunstwolke über dem Album. FIREWIND sind 2010 wirklich härter drauf als zuvor, was sich vor allem im Sound abzeichnet, gerade Nummern wie „World On Fire“ knallt einem eine fette Portion an Heavyness ins Gesicht und hat nebenbei noch einen der coolsten Refrains der Platte zu bieten. Doch auch etwa „Embraced The Sun“ walzt ganz gut und weckt mit seinen Keyboards nebenbei Erinnerungen an Edguys „King Of Fools“, wie auch das ganze Album einen Touch der „Hellfire Club“-Zeiten der Hessen hat. Was nicht heißen soll, dass „Days Of Defiance“ irgendetwas von einem Plagiat hätte, der typische FIREWIND-Sound ist natürlich weiterhin vorhanden und der Umstand, dass auch neben Gus G. alle Protagonisten auf diesem Album eine Menge zu bieten haben und das auch zeigen, garantiert eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber vielen anderen Heavy / Power Metal-Bands.
Nachdem man sich einige Durchläufe mit dem Sound angefreundet hat, beginnt man dann langsam aber sicher, alle Songs des Albums zu schätzen. Ob das nun die immer hart an den Abgründen des Kitschs wandelnde Halbballade „Broken“ ist oder das vielschichte „Cold As Ice“, jede Nummer hat eine Reihe von Vorzügen. Vermutlich eben weil auf Fröhlichkeit fast komplett verzichtet wurde, die Rauheit des Albums stellt eine willkommene Abwechslung zum meist etwas überpräsenten Friede-Freude-Sound im Power Metal dar.

„Days Of Defiance“ ist eine gute Scheibe geworden, die dem Stil FIREWINDs deutlich mehr Facetten verleiht, als sich auf Vorgängeralben zeigten. Da der Power Metal aber nicht unbedingt aus einem unbegrenzten Fundus frischer Melodien schöpfen kann, ist das Album natürlich trotzdem kein revolutionärer Oberhammer. Dafür aber eine CD, die in diesem Sektor qualitativ oben anzusiedeln ist und nach (!) starken Songs auch viel beeindruckende Technik an den Instrumenten und, ja, vor allem an der Gitarre bietet.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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