Review Flotsam & Jetsam – No Place For Disgrace

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Thrash Metal

Es ist mir immer noch nicht so recht klar, warum sich FLOTSAM & JETSAM dazu entschieden haben, ihren Klassiker „No Place For Disgrace“ noch einmal komplett neu einzuspielen; Aussagen der Band zufolge geht diese Idee auf diverse Fanäußerungen zurück, die sich genau solch eine Neueinspielung gewünscht hätten. Hätte es ein schlichtes Remastering nicht auch getan? Nun, der schätzenswerte Nebeneffekt von „No Place For Disgrace 2014“ ist sicherlich der, dass das Album nun wieder regulär zu haben ist und man sich nicht auf CD-Börsen an Schnäppchenschlachten beteiligen muss.

Abgesehen vom Cover der CD – im Gegensatz zur 1988er Veröffentlichung wartet einer der zwei Beteiligten nicht mehr auf den finalen Schlag, sondern hat ihn schon erhalten – zeichnet sich die Neueinspielung vor allem durch den satten, wuchtigen und ausgewogenen Sound aus. Der Klang der Scheibe zeugt eher von der Orientierung in Richtung modernem Power Metal mit Elementen des Thrashs, wie FLOTSAM & JETSAM es auf ihren letzten beiden Studioalben mit großer Kunst vorgeführt haben. Vielleicht liegt hier auch das Problem dieser Neueinspielung: Anno 2014 wirkt „No Place For Disgrace“ geradezu gezähmt und da mag der kantenlose Sound seinen Teil dazu beigetragen haben. Für verwöhnte Ohren ist das sicherlich ein Pluspunkt; aber mit dem Ungehobelten des früheren Klanggewands geht dem Album auch ein nicht unerhebliches Maß an Eigenständigkeit verloren.

Zudem sind die Songs im Schnitt nicht nur glatter produziert, sie sind auch langsamer eingespielt. Das beinahe schon Hektische der Erstveröffentlichung ist einer sauberen, technisch eindwandfreien Spielart gewichen, wobei hier vor allem der – mal wieder – großartige Gesang von Eric. A. K. positiv auffällt, der hier und da einen der früheren hohen Schreie weglässt, ansonsten aber die Gesangsspuren des Vorbilds einhält. Hier spiegelt sich spielerisch, was die Produktion schon vorgezeichnet hat: mehr Ordnung, weniger Chaos, aber eben auch weniger jugendliches Ungestüm. Kurz: Beim erneuten Einspielen der CD ist ein gerütteltes Maß des früheren Charmes verloren gegangen. Das merkt man am deutlichsten an der Coverversion von „Saturday Night’s Alright (For Fighting)“, die 2014 etwas geradezu Biederes hat.

Über die Qualität der Kompositionen selbst muss man sich hingegen auch heute nicht unterhalten; egal ob der Titelsong, das schleppende „Escape From Within“, das wuchtige „Hard On You“ oder das schlichtweg coole Instrumental „The Jones“, diese CD ist seinerzeit zurecht als Meilenstein in Sachen Bay-Area-Thrash wahrgenommen worden. Das ist sie, definitiv. Davon legt die Neueinspielung durchaus Zeugnis ab. Aber, wie gesagt: Vielleicht wäre eine schlichte, remasterte Version die elegantere Art gewesen, diesem Monument zu huldigen.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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