Review Flowing Tears – Serpentine

Einiges hat sich getan im saarländischen Lager der Gothic-Rocker FLOWING TEARS. Im Gegensatz zum Vorgänger „Jade“ hat sich das Personalkarussell in einer Geschwindigkeit weitergedreht, die man sonst nur von norwegischen Black-Metal-Bands kennt. Keyboarder weg, Schlagzeuger weg, 2. Gitarrist weg, dafür mit Stefan Gemballa einen neuen Schlagzeuger ins Boot geholt, die Keyboards übernahm Gitarrist Benny. Somit ist klar, dass diese Line-Up-Veränderungen nicht spurlos am Sound der Band vorübergegangen sind, was auch durchaus zutrifft. Härter, moderner und elektronischer sind die ersten Attribute, die einem unwillkürlich einfallen, wenn man „Serpentine“ zum ersten Mal in den Player legt. Zum zweiten fällt der Einsatz des Tastenintruments auf: das Keyboard hatte schon immer einen gewissen Anteil, jedoch war es zuvor eher dezent im Hintergrund vertreten, inzwischen ist der Stellenwert deutlich größer geworden.

Wenden wir uns mal der Essenz des Ganzen, nämlich den Songs an sich zu. Die extreme Eingängigkeit, die „Jade“ auszeichnete, ist hier nicht mehr ganz vorhanden, dennoch gehen Songs wie „Starfish Ride (For A Million Dollar Handshake)“, „Justine“ oder „Merlin“ (Anspieltip!!) zügig ins Ohr. Dies liegt zum einen an den nach wie vor vorhandenen Songwriterfähigkeiten des Vierers und zum anderen an der wunderbaren Stimme von Sängerin Stefanie, welche das Gesamtbild von FLOWING TEARS weiterhin prägt. Dazu kommt, dass die Farbpalette hier wesentlich breiter gefächert ist, als noch bei den früheren Alben der Band. Soll heißen: man beschränkt sich nicht mehr auf einen doch relativ eingeschränkten Geschwindigkeits- und Stimmungsspielraum, sondern geht in diesen Punkten abwechselungsreicher zur Sache. Da die Scheibe aus genanntem Grund selbstverständlich nicht mehr so balladesk ist, lädt sie leider auch nicht mehr so sehr zum Nachdenken und Träumen ein. „Jade“ ist eben in vielerlei Hinsicht ein wohl unerreichbares Meisterwerk, was vor allem für die Texte gilt, diese wirken auf „Serpentine“ irgendwie zu bemüht und nicht mehr so befreit wie zuvor.

Unter dem Strich bleibt zwar ein Album, welches alles andere als schlecht ist und sich sicher in dem einen oder anderen CD-Player schon in Dauerrotation befunden haben dürfte, gemessen an der Erwartungshaltung nach „Jade“ ist es aber schon eine leise Enttäuschung. Klar ist „Serpentine“, wie bereits erwähnt, eine völlig andere CD; viele Ideen stecken für mich jedoch noch etwas zu sehr in den Kinderschuhen. Eine entsprechende Verbesserung in diesem Bereich würde daher zwangsläufig zu einer höheren Punktzahl führen, sind doch Produktion (von „Century Media“-Hausproduzent Waldemar Sorychta im Hagener „Woodhouse“-Studio) und Artwork (vom mir weithin unbekannten Carsten Drescher) aller Ehren wert.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert