Review Forgotten Tomb – Under Saturn Retrograde

  • Label: Agonia
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Black Metal

Italien hat, so ehrlich muss man sein, nicht viel zu bieten, wenn es um Black Metal geht. Eine der Formationen, die jedoch mit schöner Beständigkeit die grün-weiß-rote Tricolore hochhalten, sind FORGOTTEN TOMB, welche mit „Unter Saturn Retrogate“ nun ihr bereits fünftes Album veröffentlichen.

Bekannt für ihren groovenden Suicidal Black Metal, geben diese sich auch auf diesem fünften Langspieler keine Blöße: Rollende Riffs, die fast schon eher rockigen, denn schwarzmetallenen Charakter aufweisen, schöne, dabei aber nicht aufdringliche Leadmelodien und Herr Morbid’s entspannter Gesang geben dem Ganzen den gewohnt wohlig-runden Gesamteindruck: Wo Shining, Lifelover und Konsorten eher auf Böse machen, wirkt FORGOTTEN TOMB eher entspannt und unverkrampft, wenn dafür auch nicht so komplex: Statt bis ins Kleinste durchkonzipierten Songstrukturen schlägt hier – nicht zuletzt der tiefergestimmten Gitarren wegen – eher der Death Metal durch: Simpel gehaltene Riffs und Abläufe sorgen für maximale Eingängigkeit, gerade weil die Tonfolgen dabei extrem auf Ohrwurm ausgelegt sind. Das funktioniert insofern auch ziemlich gut, als dass es authentisch klingt: Hier wird nicht krampfhaft versucht, zu rocken, sondern schlicht frei von der Leber weg komponiert, wie spätestens der Song „Joyless“ beweist, bei welchem FORGOTTEN TOMB fast schon in Richtung Südstaaten-Rock a la Burden, gepaart mit dem Schleppenden aus dem Schaffen von Crowbar gehen. Das funktioniert im genannten Fall sogar prächtig – zeigt aber auch deutlich auf, was den Songs davor fehlt: Gehen die Catchy Riffs zunächst nämlich noch gut ins Ohr, wird über die volle Länge von über 50 Minuten doch einen Tick zu wenig Wert auf Abwechslung gelegt: Weiß „Joyless“ noch mit sehr variablem Gesang zwischen baladesk-ruhig, rockig clean und gegrunzt, lässigen Riffs, fast schon elaborierter Melodieführung, ja, sogar einem Gitarren-Solo zu gefallen, ist nach dessen Ende die Luft dann aber auch irgendwie ein wenig raus und das Konzept der CD beginnt, sich im Folgenden ein wenig zu erschöpfen: Schlecht ist das im Folgenden gebotene dabei zwar zu keiner Zeit, sind die Riffs doch alle gleich catchy, jedoch eben nicht nur das, sondern allgemein betrachtet relativ gleich.

Die Frühwerke der Band sind mir leider nicht bekannt, so dass ich mich schwer tue, zu sagen, ob „Under Saturn Retrogate“ etwa „softer“ ausgefallen ist als seine Vorgänger – dass das Album indess nicht eben das ist, was man sich unter bitterbösem Suicide Black Metal vorstellt, dürfte jedem FORGOTTEN TOMB-Hörer bereits im Vorhinein klar gewesen sein. Neben einigen, bisweilen fast etwas sehr „shiningesken“ Cleanpassagen (ich denke da beispielsweise an das Instrumental „Under Saturn Retrograde Part II“) rollt das Werk mit seinen runden Riffs recht gemächlich vor sich hin… ohne zwar mit unsterblichen Momenten aufzutrumpfen, jedoch auch, ohne sich in Lückenfüllern zu verlieren.
Wer FORGOTTEN TOMB zu schätzen weiß, sollte hier eigentlich ganz gut bedient sein, und auch sonst kann das Album durchaus über die grenzen des Black Metal hinaus empfohlen werden, ist die Kombination aus tiefen, eingängigen Midtempo-Riffs, Cleanpassagen und bisweilen gar fast schon sanftem Gesang garnicht einmal nur für Leute gemacht, die sich „SUICIDE“ auf den Arm tattoowieder haben. Vom etwas abflachenden Spannungsbogen in der zweiten Hälfte der Platte einmal abgesehen ein sehr sympathisches, leicht verdauliches Album, das man problemlos auch mal nebenbei hören kann. Dass sich mit „I Wanna Be Your Dog“ ein Song von Iggy Pops The Stooges auf dem Album wiederfindet, fällt dabei, schenkt man dieser Tatsache keine gesonderte Beachtung, nichteinmal auf.

Wertung: 7.5 / 10

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