Review Frequency Drift – Personal Effects: Part One

FREQUENCY DRIFT ist eine fünfköpfige Combo aus dem Raum Bayreuth, die mit „Personal Effects: Part One“ des ersten Teil eines zweiteiligen Konzeptwerkes vorlegt. Nach eigenen Angaben spielt die Band um Mastermind und Keyboarder Andreas Hack auf ihrem Debütalbum „Cinematic Prog“; dieser Begriff bringt das Ziel der Gruppe schon sehr gut auf den Punkt: Sie möchte die Phantasie des Hörers anregen, Kino im Kopf erzeugen und ihn mit auf eine Reise in die Zukunft nehmen.

Erzählt wird die Geschichte von River und Romance, zwei Schwestern, die im Jahr 2046 leben. Die Story spielt an einem Tag und dreht sich um traditionelle Themen wie Schuld, Trauer, Liebe und Tod. Die vorliegende Platte behandelt die Zeit von Mitternacht bis Tagesanbruch und widmet sich hauptsächlich dem Charakter River, gesungen von Katja Hübner. Ihr einfühlsamer und mitreißender Gesang prägt die Musik von FREQUENCY DRIFT ganz entscheidend. Stellenweise neigt sie allerdings dazu, überbetont und beinahe musicalhaft zu singen, was etwas zu viel für die schlicht gehaltene Musik der Band ist.

Stilistisch sind die Kompositionen von Andreas Hack in der Tat sehr eigenständig, denn den Stilmix, den er auf „Personal Effects: Part One“ präsentiert, hat man in der Prog-Szene so noch nicht gehört. Fast alle Songs bauen auf ohrwurmigen Gesangsmelodien auf, die von ruhigem Piano und atmosphärischen Gitarrenlicks begleitet werden. Eine dichte Atmosphäre, erzeugt durch New Artrock-Schlagzeug, sphärische Keyboardflächen und einige Hörspiel-artige Sequenzen spielt bei den Tracks eine ganz große Rolle. Elegische Gitarrensoli Gilmour’scher Prägung lassen den Progfan immer wieder frohlocken. Passend zur nächtlichen Handlung ist die Musik überwiegend sehr ruhig, bedächtig und düster und dabei nicht überdurchschnittlich komplex. Die wenigen Momente, in den der Fünfer etwas losrockt, gehen durch die zwar homogene, aber nicht besonders druckvolle Produktion leider etwas unter.

Große Bedeutung messen FREQUENCY DRIFT auch dem Artwork zu: Statt den Lyrics findet der Hörer zu jedem Song eine aufwendige Schwarz-Weiß-Zeichnung, die die Handlung illustrieren soll. Außerdem helfen dem Hörer die Uhrzeitangaben vor den Songtiteln dabei, die Geschehnisse einzuordnen.

Die größte Schwäche der Platte ist, dass sie insgesamt zu ruhig und gleichförmig geraten ist – Konzeptalbum in allen Ehren. So driftet der Hörer gegen Ende des 61-minütigen Albums doch zunehmend ab. Auch haben sich neben einigen grandiosen Kompositionen ein paar eher schwache Tracks eingeschlichen. Das betörende „Ghost Memory“, das mit einem rockig-straighten Refrain ausgestattete „Fall“ und die beste Nummer der Scheibe – das neunminütige, mit geilen analogen Synthies veredelte „Romance“ – zeigen klar das Potential und die Klasse von FREQUENCY DRIFT. Hätten alle der hier versammelten neun Lieder eine derartige Qualität, könnte man von einem Genre-Klassiker sprechen.

Letztendlich ist „Personal Effects: Part One“ ein tolles, vor allem ziemlich eigenständiges Debüt. Durch den weiblichen Gesang weckt die Musik gelegentlich Erinnerungen an The Gathering, allerdings ohne deren Trip-Hop-Experimente mit einzubeziehen. Inspirationen hat Andreas Hack sicher auch aus Werken wie Marillions „Brave“ oder Sylvans „Posthumous Silence“ bezogen, die von der Stimmung einigermaßen vergleichbar sind. Ein toller erster Einstand, der genug Raum für Verbesserungen lässt und die Vorfreude auf den Nachfolger weckt. In dieser Band steckt Potential!

Wertung: 7 / 10

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