Review Galahad – Storyteller’s Dance

Wer sich unter Medieval-Rock-Crossover nichts vorstellen kann und GALAHAD nicht kennt, dem drängt sich beim ersten Song „Dance With Me“ direkt der Vergleich zu Schandmaul und Fiddler’s Green bzw. einem sehr wohlklingenden Mittelding zwischen diesen beiden Kapellen auf. Der schnelle Wechsel zwischen schnell und langsam sowie Passagen mit Gesang und ohne ist sowohl hier als auch auf dem ganzen Album ein Genuss für das Ohr. Selbst vereinzelte Ähnlichkeiten zu Blackmore’s Night erscheinen mir passend, besonders bei „Hole In A Stone“.

Zwar bleibt, wie schon bei einigen anderen Bands, besonders der erste Song im Gedächtnis, doch im Gegensatz zum Rest enttäuscht auch der Rest des Albums nicht: Von rockigen Elementen in „Guilty“ bis zu den elektronischen Parts in „Virtual Dance“ sowie dem balladenartigen „Liberty Or Just For You“, das von den männlichen Vocals her entfernt an Johnny Cash erinnert, ist hier alles vertreten und wahnsinnig gut produziert bzw. arrangiert. Lediglich der weibliche Gesang in „Be On The Right“ ist einer der wenigen Wehrmutstropfen, doch das Duett im selbigen Song macht alle kurzzeitigen Sorgen wieder wett und in späteren Songs überzeugt die Stimme von Tina Schreiber dann auch mehr: „Well-Haired Golden Maiden“ ist mit weiblichem Gesang das Pendant zu „Liberty Or Just For You“ und fast genauso gut.

„Your Will“ zog bei dir mir im Kopf sofort Parallelen zum neuesten Qntal-Werk „Silver Swan“ und braucht sich hier sowohl von der allgemeinen Qualität als auch vom Gesang keineswegs zu verstecken, wobei es am Ende leider nur zum Gänsehäutchenfaktor reicht. „Nightingale Flight“ kann man am ehesten mit typischem 70er und 80er Rock vergleichen und mich erstaunt es zutiefst, zu welchen erfolgreichen Experimenten und Anleihen Galahad fähig sind, da auch immer ein paar keltische Klänge im gesamten Klangbild mitschwingen. „Folker’s Dancefloor“ glänzt schließlich mit einem Wechselspiel aus E-Gitarre und Flöte, wobei Paul Jost hier zum Ende hin wohl etwas die Kreativität abhanden gekommen ist, da dieser Song sozusagen genauso klingt wie „Dance With Me“, was allerdings alles andere als schlecht ist, da man zwischenzeitlich genügend andere musikalische Ebenen erfolgreich gemeistert hat. Grundsätzlich lässt sich etwas Bemerkenswertes zu den Songs sagen: Als ich im Booklet nachlas, wurde mir schnell klar, dass meine eindeutigen Favoriten von „Storyteller’s Dance“ allesamt von Paul Jost stammen, während die Kompositionen von Allround-Talent Ralf Veith etwas dahinter blieben. Wobei man anmerken muss, dass besonders unter den letzten Liedern auch einige Highlights aus der Veithschen Feder stammen. Trotzdem eine interessante Beobachtung, die ich so noch bei keiner Band gemacht habe. Zu etwas größerer Berühmtheit gelangten Galahad im Übrigen als Supportband von Jethro Tull.

Bei „Storyteller’s Dance“ handelt es sich kurzum um ein Album, indem sowohl harte Gitarren als auch mitteralterlich-folkige Klänge ein ausdrucksstarkes Klangerlebnis bieten, was in Deutschland in dieser Form ziemlich einmalig ist. Oder wer kann sich jetzt ernst ein harmonisches Nebeneinander von E-Gitarre und Flöte ohne andere Instrumente und Gesang vorstellen?

Wertung: 8 / 10

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