Review Ivory Night – Machine

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2007
  • Spielart: Heavy Metal

Was haben Pink, Dimmu Borgir und Iron Maiden gemeinsam? Sie haben alle nichts in dieser Review zu suchen, haha. Wer durch diesen erschreckend schlechten Witz nicht abgeschreckt wurde, darf sich nun freuen: Erstens weil in dieser Rezension kein weiterer Schabernack mit schlechtem Humor getrieben wird und zweitens weil sich IVORY NIGHT drei Jahre nach „7 – Dawn Of The Night“ zurückmelden. „Machine“ heißt das gute Stück und wurde abermals in Eigenproduktion aufgenommen, was dem Ganzen aber keinen Abbruch tut, da die Band so mehr Zeit hatte, an elf neuen Songs zu feilen, die es in sich haben. In selber Besetzung wie beim Debüt behält man das makellose technische Antlitz der Songs bei, bleibt nur die Frage ob auch das Liedgut an sich ähnliches oder gar höheres Niveau als das des Vorgängers erreicht.

„Machine“ heißt das Album ja, aber nach dem ersten Durchlauf ist das einzige, was vielleicht maschinell wirkt, das durchweg hohe Level, auf dem sich jeder Song bewegt. Dabei erreicht man dieses auf vielerlei Weise, ob nun durch schon angesprochene instrumentale Fertigkeiten der Protagonisten, die lupenreine Produktion oder durch die Atmosphäre, die jeder Song in gänzlich anderer Art als der andere erzeugt. Es gibt viele Gründe, warum „Machine“ ein Killer geworden ist. Besonders hervorstechend ist natürlich wieder einmal der Leadgesang von Patrick Fuchs, der sich stimmlich im Vergleich zum Vorgänger vor allem was den emotionalen Ausdruck angeht noch weiter steigern konnte und nun meiner Meinung nach zu den stärksten Sängern im ganzen Heavy Metal-Bereich gehört. Ergänzt werden seine Vocals diesmal durch gelegentlich eingestreute Growls von Karsten Kettering, dessen Hauptaugenmerk aber weiterhin auf dem Bass liegt, was auch gut so ist, denn so wunderschön dominant ist dieses, oftmals nur begleitend eingesetzte, Instrument in kaum einer anderen ähnlich ausgerichteten Band zu hören. Solche zu finden und als Vergleich heranzuziehen gestaltet sich dann schwieriger als gedacht, nicht nur aufgrund dessen, dass Kettering technisch die meisten seiner Genre-Kollegen hinter sich lässt, sondern auch bedingt durch die Tatsache, dass IVORY NIGHT mit ihrer Musik einfach ziemlich einzigartig sind.

Wenn man wollte, könnte man das Album sicher als Heavy Metal abtun, doch dann hat man es sich nicht richtig angehört. Die Stileinflüsse aus sowohl anderen Metalspielarten, als auch gänzlich anderen Musikgenres, fallen sehr schnell ins Auge und sorgen dafür, dass das Album extrem locker herüberkommt und absolut jeder Song seine eigene und unverwechselbare Note bekommt. Dabei sind diese Parts immer homogen ins Soundgewand eingefügt, sie stören keineswegs sondern erscheinen sich nur logisch aus dem Song zu ergeben. „The Shelf“ wechselt dabei von nachdenklich stimmendem, akustischem Beginn gerne mal über treibendes Riffing und aggressiven Gesang hin zu einem relaxten Zwischenteil, in den wiederum starke Gitarrensoli eingestreut werden. In „Oblivia“ dagegen präsentiert Tilmann Ruby in einem reinen Gitarrenstück, wie man gleichzeitig technischen Anspruch präsentieren und Stimmung erzeugen kann, während in „Mr. H’s BBQ“ der Bass seinen großen Auftritt hat und zusammen mit dem Schlagzeug das Geschehen dominiert. In dieser Vielfalt aus den verschiedenen Stilrichtungen verlieren IVORY NIGHT jedoch nie aus den Augen, was immer noch das Herz ihrer Musik ist, die Heavyness und der Metal, den alle Songs „im Blut“ haben, ist immer vorhanden und bildet den Grundstock, auf dem die Band ihr individuelles Soundgewand aufbaut.

Was soll ich zu dem Album noch weiter sagen? Ich bin begeistert, ein derart stimmiges, vielfältiges und noch dazu völlig klischeefreies Album ist mir schon lange nicht mehr untergekommen, im speziellen nicht aus dem extrem ausgelutschten traditionellen Heavy Metal. Was IVORY NIGHT hier abliefern, haut mich einfach um. Gänsehautfeeling geht nahtlos in diverse Mitbangparts über um sich dann wiederum in einen wunderbar lässigen Flair zu verlieren. Warum diese Band nicht längst zumindest in Deutschland einen größeren Namen hat ist mir völlig unverständlich, ebenso der immer noch ausbleibende Plattenvertrag. Wenn „7 – Dawn Of The Night“ Schwächen hatte, hat allerspätestens „Machine“ diese mit seinen ausgereiften Kompositionen ausgemerzt und macht sich damit zu einer Pflichtanschaffung im Underground des Genres.

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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