Review Kreator – Terrible Certainty

20 Jahre hat „Terrible Certainty“ nun schon auf dem Buckel. Wenn man heute allerdings herumfragt, erinnert sich zwar jeder an die Meilensteine „Pleasure To Kill“ und „Extreme Aggression“, die das Werk einrahmen, jedoch kaum jemand an „Terrible Certainty“ selbst, das heute aus irgendeinem Grund ein wenig untergegangen scheint. Grundlos, wie der KREATOR-Kenner da natürlich recht schnell feststellen kann – das Drittwerk steht dem Vorgänger und dem Nachfolger in nichts nach, unterscheidet sich aber natürlich auch nicht großartig von diesen, es wird wie gewohnt und erwartet Thrash Metal der Sonderklasse geboten, der auch Menschen wie mir, die sonst nicht derart viel mit dem Subgenre am Hut haben, bestens zu gefallen weiß. Als jemand, der rückwirkend auf KREATOR gestoßen ist, habe ich hier nun aber auch nicht das Original vorliegen, sondern eine im Jahr 2000 remasterte Version des Albums, dem die „Out of the Dark…Into the Light“-EP in Form von Bonustracks beigelegt ist.

Der Spaß beginnt mit „Blind Faith“, das mit durchaus chaotischem Riffing aufwartet, man hält sich, wie gewohnt, nicht mit unnötigen Schnörkeln auf. Ganz im Gegenteil: Die Offensive ist an allen Fronten voll im Gange, was sowohl auf Gitarren, Bass und Gesang als auch und vor allem auf das Schlagzeug zutrifft. Dieses stellt für mich als eigentlicher Genre-Fremdling das offensichtlichste Markenzeichen des Thrash Metals und KREATORs dar, denn so konfus wird in kaum einem anderen Sektor drauf losgeholzt. Kombiniert mit dem ebenfalls typischen Riffing bekommt man hier, wie eigentlich bei jedem beliebigen Song der oben genannten Alben, die damalige Essenz der Band aufgezeigt. Unverwechselbar natürlich die Stimme Mille Petrozzas, der hier die zweifellos aggressivste Gesangs-Performance hinlegt, die zu diesem Zeitpunkt auf einem KREATOR-Album zu finden war. Abgefahrene Soli, messerscharfe, pfeilschnelle Riffs und eine sehr unbarmherzige Attitüde sind weitere Komponenten, die den KREATOR-Sound markant machen. 100 Prozent Thrash, mehr braucht man zu dieser Scheibe schlussendlich gar nicht zu wissen.

Ob im gedrosseltem Mid-Tempo oder im Up-Tempo, was beides zur Genüge auf der Scheibe vorhanden ist, Kreator sind Kreator sind Kreator und das Album ist qualitativ mindestens auf eine Stufe mit „Pleasure To Kill“ und „Extreme Aggression“ zu stellen, das prügeln einem Granaten wie „Toxic Trance“, „Terrible Certainty“ oder „Storming With Menace“ glaubhaft in den Schädel. Einzig die Produktion ist nicht unbedingt phänomenal zu nennen, das ist aber auch egal, das Album geht trotzdem ab ohne Ende. Selbiges trifft auf die angehängte „Out of the Dark…Into the Light“-EP zu, die qualitativ nicht im Geringsten abfällt, sondern ganz im Gegenteil mit einigen weiteren sehr starken Songs aufwartet. Dazu kommt, dass man diese Version des Albums inzwischen meistens für unter 10€ hinterher geschmissen bekommt, was das Preis/Leistungs-Verhältnis nochmal weiter in die Höhe treibt und den Kauf für einen jeden, der seine Nachbarn durch voll aufgedrehte Boxen in den Wahnsinn treiben will, unumgänglich macht.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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