Review Lunar Aurora – Elixir of Sorrow

  • Label: The Oath
  • Veröffentlicht: 2004
  • Spielart: Black Metal

„Elixir of Sorrow“ gilt als eines der Meisterstücke von LUNAR AURORA. 2001 wurde das Album aufgenommen, erst drei Jahre später nahm sich ein Label der Aufnahmen an und verbreitete es. Das Cover alleine lässt wohl keine Rückschlüsse zu, man muss dazu schon das Motiv auf der Rückseite des Booklets betrachten. Hier sieht man dieselbe Gestalt und doch wieder nicht. Das Gesicht ist kein menschliches mehr, es ist eher das eines Monstrums oder einer grotesk verunstaltenden, menschenähnlichen Gestalt. Zudem rinnt ihm eine Träne über die Wange. Nun darf man mutmaßen, ob hier nicht das innere Seelenleben des Mannes vom Cover abgebildet und es darin sehr scheußlich aussieht. Vielleicht sollte man aber noch den Albumsnamen miteinbeziehen. Trübsal, Jammer und Klage, zweifellos keine beneidenswerten Gefühle, welche die Seele verkümmern lassen können. So möglicherweise auch hier; sie erschufen innerlich ein einsames Wrack. Doch am ehesten ist die Musik dazu in der Lage, Aufschluss über dieses Rätsel zu geben.

Als Hörer wird man nicht auf Anhieb gefesselt sein und in die Musik eintauchen, dafür öffnet sie sich zunächst einmal gar nicht genug. Vielmehr wird Interesse geweckt, sich intensiv mit dem Klangesmaterial auseinanderzusetzen und damit tritt man ein in den Bannkreis von „Elixir of Sorrow“. Anfangs befremdlich, dann doch mit einer magischen Anziehungskraft versehen und dem späteren Verständnis, was den guten Mann auf dem Cover so verändert, zugrunde gerichtet hat. Freilich hört man hier keine suizidalen, depressiven Klangcollagen, LUNAR AURORA bieten feinsten Black Metal. Aber in was für einer Art und Weise! Bedrückender, atemberaubender kann Musik kaum sein. Hierfür benötigen die drei Bandmitglieder noch nicht einmal einen reichhaltigen Fundus, „Elixir of Sorrow“ ist klanglich eher karg gehalten. Sogar die Zwischenspiele sind großartig, doch dazu später mehr. Rein instrumental wie gesagt nicht sehr ausschweifend, doch dafür verharren diverse Melodien im Gedächtnis des Hörers. Kein Wunder, werden sie wiederum oft wiederholt. Dass diese immerzu fesselnd bleiben, das liegt an der Fähigkeit der Band, Atmosphäre zu kreieren. Jedes Riff, egal wie oft es sich wiederholt, erzeugt eine immer stärker werdende Beklemmung. Der Gesang ist fast schon verschwommen, aber auf jeden Fall vermag er es, den Zustand des Protagonisten zu schildern. Auch wenn man ihn dafür nur schwach vernimmt oder einzelne heise Krächzlaute hört. Das Keyboard ist seit jeher nicht von dieser Welt bei den Bayern. Selten lauscht man solch fremdartigen und zugleich wunderbaren Melodien wie bei LUNAR AURORA. Zumal Sindar der Musik immer noch die entscheidende Klangnuance verleiht respektive sie in einen höheren Status erhebt.
Alles beginnt mit dem Intro „Einsamkeit und Dunkelheit“, welches schlicht bizarr und mysteriös ist. Doch mit diesem Trancezustand beginnt alles, zumindest meint man, diesen Fakt ersehen zu können. Generell besinnt sich das Trio hier darauf, ab und an einleitende Klangcollagen anzufertigen. Dabei beweisen sie Talent, bewegen sie sich damit doch sicher in befremdlichen Sphären. Nun, welche Stücke kann man noch belobigend hervorheben, sind sie doch alle brilliant. „Kerkerseele“ und „Hier und jetzt“, so die Antwort. Natürlich ist die Stimmung allgegenwärtig und jederzeit sehr nahe, doch hier ist es noch leicht anders, hier verschmilzt man schon mit ihr und öffnet sich der Musik in einem fast schon zu starken Maße. Bewegende Musik, oh ja, und nichts anderes.

LUNAR AURORA haben es mit „Elixir of Sorrow“ geschafft, Musik zu komponieren, die mehr als das ist. Das Album ist eine Gefühlsreise, zu jeder Zeit ist der Hörer wie gebannt von ihr gefesselt. Fast scheint es so, als hätte die Band danach geforscht, wie man den Albumtitel in Musik transformieren kann, vielleicht hat sie es sogar. Auf jeden Fall ist genau dies der Punkt, „Elixir of Sorrow“ ist wirklich das, was es verheisst und das ist wunderbar.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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