Review Microtonner – Navigation

MICROTONNER sind bereits seit 1997 aktiv, „Navigation“ ist bereits das vierte Album der Österreicher und zugleich das erste mit einem Schlagzeuger. Seltsam? Durchaus. Begründet wird das Ganze durch den Fakt, dass auf den ersten drei Alben der Österreicher elektronische Musik geboten wurde.

2008 keimte in der Band der Gedanke, sich einem organischeren Sound zuzuwenden, woraufhin man wieder die Gitarre zur Hand nahm und einfach zu spielen anfing. Vier Jahre später stieß Drummer Chris zur Band und MICROTONNER begannen mit den Arbeiten an ihrem vierten Album „Navigation“.
“Was lange währt, wird schließlich gut“ sagt der Volksmund und in diesem Falle trifft das Sprichwort so sehr zu, wie ein Sprichwort nur zutreffen kann. „Navigation“ ist eine wahre Perle des instrumentalen Post Rock geworden.

Dabei scheint es unmöglich, einen Song des Albums herauszugreifen, zu gut funktioniert das Album als Ganzes, zu dicht die kreierte Atmosphäre, zu mitreißend, um den Hördurchgang zu unterbrechen.
Das soll nun nicht heißen, dass die Songs individuell unbedeutend sind, vielmehr kann man keinen Einzeln hervorheben, ohne den anderen damit Unrecht zu tun, da die Klasse der Tracks auf einem durchgängig unglaublich hohen Niveau ist.
MICROTONNER setzen auf eine Kombination aus akzentuiertem Schlagzeugspiel und großartigen Riffs, die mal treibender Natur sind und dann wieder einen Klangteppich ausbreiten, der seinesgleichen sucht.
Die Schönheit der Alcest-Alben, die unermessliche Tiefe des Ahab‘schen-Dooms (ohne dessen Brutalität), das Filigrane der Explotions-In-The-Sky-Scheiben, all das und mehr findet sich auf „Navigation“.

Der Band gelingt das Kunststück Instrumentalmusik zu spielen, die nicht langweilig wird, bei der man den Gesang nicht vermisst. Mal geht man härter zu Werke, was die Metalheads unter den Hörern freut, dann folgen wieder zerbrechliche Passagen, bei denen man kaum zu atmen wagt, da man die Musik übertönen und somit etwas verpassen könnte.
Jeder der neun Tracks erzählt eine ganz individuelle Geschichte, die sich jedem Hörer anders und auch immer wieder neu erschließt. Damit haben MICROTONNER einen weiteren Kunstgriff erfolgreich getätigt, denn „Navigation“ ist nie völlig durchdrungen, nie komplett erschlossen, was jeden Durchlauf der Platte wieder zu einem Erlebnis macht.

Dabei muss man der Scheibe nicht einmal unbedingt aufmerksam zuhören. „Navigation“ macht sich auch als entspannte Hintergrundmusik gut, auch wenn eine ausschließliche Verwendung dieser Art dem Album in keinem Falle gerecht würde.

MICROTONNER haben mit „Navigation“ einen Silberling vorgelegt, der den Hörer in seinem Innersten Berührt und nicht wieder loslässt. Mit seiner sanften Eindringlichkeit verhakt sich die Scheibe in Herz und Hirn und schlägt dort Wurzeln, die einen immer wieder zu dieser Platte greifen lassen – sei es im Hintergrund zu einem Glas Wein oder auch voll konzentriert, die Welt um sich vergessend auf dem Sofa liegend. „Navigation“ ist ein großartiges Album, das MICROTONNER fest auf der Landkarte des instrumentalen Post Rock verankern sollte, wenn es mit rechten Dingen zuginge.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert