Review Månegarm – Nattväsen

MÅNEGARM müssen längst schon keinem deutschen Viking Metal-Fan mehr vorgestellt werden. Als eines DER Aushängeschilder des schwedischen Wikingerstahls machen die Uppländer seit nunmehr fast 15 Jahren die Szene unsicher. Dass der rasende „Viking Grind“ der Anfangstage nicht das endgültige Ziel MÅNEGARMs war, merkte man bereits auf dem 2003er „Dödsfärd“. Trotz des vorläufigen Höhepunkts „Vredens Tid“ zwei Jahre später und einem ebenfalls guten „Vargstenen“ blieb der große Durchbruch jenseits der Sub-Subkultur allerdings bisher verwehrt. Mit „Nattväsen“, dem „Nachtwesen“, Album Nummer sechs, unternehmen die fünf Herren nun einen weiteren Versuch.

Mit zwei äußerst feiertauglichen Nummern – natürlich mit teils massiver Geigenunterstützung von „Professor“ Janne, teils mit sehr plakativem Choreinsatz – legen die Schweden gleich fulminant los, bis beim dritten Song erstmals eine Atempause einkehrt. „Bergagasten“ wird von langsameren, abgehackten Rhythmen dominiert. Richtig überzeugen kann die monotone Nummer jedoch nicht, eine wesentlich bessere Figur machen die „Mondhunde“ jedoch bereits mit dem folgenden „I den svartaste Jord“, das auch gleich etwas fieser sägen kann als das sehr fröhliche „Nattsjäl, Drömsjäl“. Ersterer ist ein großartiger Song, der mit Akustikgitarren, Chören und Gitarren- und Geigensoli einen überaus starken Spannungsbogen aufzieht.

Mit Liedern wie diesem beweisen MÅNEGARM, wie unvorhersehbar sie sein können. Das ist nicht immer der Fall, aber sehr wohltuend in einem Musikgenre, das immer wieder von Stumpfsinn überschwemmt wird. Einige eindrucksvolle und erhebende Momente erlebt man noch beispielsweise beim – fast schon gewohnt-verrückten – Geigensolo von „Vetrarmegin“ oder beim bathory-esken Auftakt des Titelsongs. Jener steht in seiner Bedächtigkeit und Epik der „Vredens Tid“ nahe und macht ebenfalls eine starke Figur. Zum Abschluss gibt es noch die obligatorische Ballade, die diesmal mit „Delling“ (hat meiner Kenntnis nach nichts mit dem bekannten Fußballmoderator zu tun) nur verträumt und nicht versoffen daherkommt.

MÅNEGARM legen mit „Nattväsen“ ein überzeugendes sechstes Album vor, dass mit dem nicht in die Puschen kommende „Bergagasten“ und dem belanglosen „Draugen“ nur zwei schwächere Nummern und dafür eine ganze Menge starker Songs bietet. Hinter dem Vorgänger oder „Dödsfärd“ braucht sich die aktuelle Platte nicht zu verstecken, einzig „Vredens Tid“ bleibt unerreicht.
Zu MÅNEGARM im Jahre 2009 ist allerdings zu bemerken, dass sich gewisse Abnutzungserscheinungen einstellen. Was vor etwa 5 Jahren noch spektakulär und abgefahren war – dazu zählt vor allem der Kontrast zwischen der tänzelnden Geige und dem rauen Metal-Gewand – ist heutzutage eben das gewohnte Bild, was man von den fünf Schweden hat. Dadurch wird der ohnehin schon vorhandene Eindruck, dass „Nattväsen“ eine Spur konventioneller als das bisherige Schaffen wird, noch verstärkt. Mit dieser Scheibe und auch mit den neuen Songs auf der Bühne wird man weiterhin viel Freude an MÅNEGARM haben, für die Zukunft ist jedoch noch ein wenig mehr Mut und Verrücktheit zu wünschen.

Wertung: 7 / 10

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