Review O.S.I. – Free

Hinter dem Projektnamen “O.S.I.”, der ausgeschrieben OFFICE OF STRATEGIC INFLUENCE bedeutet, stecken zwei nicht ganz unbekannte Prog-Weggefährten: Der eine heißt Kevin Moore und war seines Zeichens bis etwa Mitte der 90er Jahre Keyboarder bei den Progmetallern Dream Theater, der andere hört auf den Namen Jim Matheos und veröffentlicht mit den Progmetallern Fates Warning regelmäßig neue Alben, die allerdings nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich verdienen. „Free“ ist nach dem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahre 2003 nun die zweite Zusammenarbeit der beiden Herrschaften.

Wer sich etwas mit dem musikalischen Schaffen der beiden Denker beschäftigt hat, wird sicherlich sehr schnell merken, dass dies alles andere als optimistische, positiv denkende Menschen seien müssen. Zumindest lässt die Musik von Fates Warning, für die Matheos ebenfalls federführend ist, dies genauso vermuten wie die Soloalben von Moore, die unter dem Titel „Chroma Key“ veröffentlicht wurden. Während Fates Warning in den letzten Jahren insbesondere Einflüsse aus dem alternativen Bereich in den ursprünglich progmetallischen Sound haben einfließen lassen, hat Moore sich vor allem mit elektronischer Musik beschäftigt und die Ideen von solchen Dream Theater Songs wie „Space Dye Vest“ weitergeführt, bis er schließlich im Ambient- oder Postrockbereich angekommen ist.

Wenn sich also diese beiden treffen, um zusammen Musik zu machen, wird man keine Sommerplatte erwarten dürfen. Ähnlich wie das Debüt ist auch „Free“ ein Album voller kompakt arrangierten Songs, die sich meist auf das wesentliche beschränkten und nicht groß in Soloeskapaden ausufern. Man kommt schnell auf den Punkt und konzentriert sich im Wesentlichen auf das Erschaffen einer bestimmten Stimmung. Das dargebotene Songmaterial ist durchgehend sehr düster und melancholisch bis depressiv, der Hörer wird gefangen in dieser scheinbar hilflosen und ausweglosen Stimmung, die insbesondere durch Moores monotonen, bisweilen sogar hypnotisierenden oder einschläfernden Gesang transportiert wird. Auf instrumentaler Ebene paaren sich praktisch die alternativen Fates Warning-Gitarrenriffs mit den elektronischen Soundspielereien von Moore, wobei mal die eine, mal die andere Seite überhand gewinnt. In härteren Momenten lassen sich Assoziationen zu der Klangwelt von Tool oder A Perfect Circle herstellen, während man in ruhigeren Minuten klar Chroma Key oder auch leichte Einflüsse von solch Elektronikpionieren wie Kraftwerk raushört.

Erst gegen Ende löst man sich aus dem fein gewebten Soundkosmos und präsentiert mit „Our Town“ einen Track, der als einziger auf dem Album auf Akustikgitarre setzt und ganz und gar ohne Programmierung und Sequencer auskommt.
Ohne Frage, für Fans von Fates Warning oder Chroma Key liegt hier sicherlich wieder eine sehr interessante Veröffentlichung vor, die sich soundmäßig tatsächlich ziemlich wie eine Vereinigung beider Bands anhört. Mir persönlich ist der Gesang von Moore jedoch auf die Dauer zu eintönig und das vorhandene Material vor allem zu depressiv und kühl. Ein solcher Sound transportiert zumindest bei mir keinerlei Emotionen. Und das ist es schließlich, worauf es bei Musik ankommt. Und das wird auch sicher das Ziel von Matheos und Moore gewesen sein.

Nur am Rande sei noch erwähnt, dass Joey Vera (Fates Warning) auf einigen Stücken Bass spielt und Mike Portnoy (Dream Theater) die Schlagzeugparts wieder als Gastmusiker übernimmt und sich dabei sogar ungewohnt songdienlich und zurückhaltend präsentiert. In der Special Edition bietet „Free“ noch eine zusätzliche CD mit sechs Bonustracks und ein erweitertes Booklet.

Wertung: 7 / 10

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