Review Path Of Golconda – The Threshold Diaries

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Extreme Metal

Deibel! PATH OF GOLCONDA haben mit ihrem grandiosen Debütalbum „Destination:Downfall“ vor zwei Jahren vorgelegt und schieben mit „The Threshold Diaries“ nun ein ähnlich gewaltiges Brett nach. Wieder präsentieren die Oberhausener ein durch und durch absolut professionelles Werk. Das fängt bei der erneut hochklassigen optischen Präsentation mit sehr schönem Coverartwork und zwölfseitigem Booklet an und geht bis zur mächtigen Andy Classen-Produktion. Irgendwas läuft hier jedenfalls falsch, denn PATH OF GOLCONDA stehen noch immer ohne Label da. So aber kann ich die Truppe weiterhin ohne schlechtes Gewissen als Speerspitze des deutschen Extrem-Undergrounds bezeichnen.

Die musikalische Ausrichtung hat sich natürlich nicht verändert, es wurden aber einige Verfeinerungen am Sound vorgenommen. Das Grundgerüst ist nun mehr als zuvor todesmetallisch, doch auch Thrash und ein wenig Black Metal spielen weitehrin mit. Im Vergleich zur „Destination:Downfall“ agiert man komplexer und technisch ausgefeilter, auch die Refrains und Melodien sind nicht mehr derart eingängig. Was bleibt, ist die schon ausserordentlich ausgefeilte Mischung aus schnellen, groovenden, harten und melodischen Parts.
Ohne Intro legt „Metropolis Gate“, das letzte im Songwriting-Prozess entstandene Stück, los und rasiert mit messerscharfem Riffing direkt zu Beginn über die Schläfen. Bald darauf einsetzendes furioses Schlagzeugspiel zeichnet eine Schneise der Verwüstung an den Schädel. Wenige Sekunden später setzt Manuel mit seinem überaus variablem Gesang ein. Nach einem ersten, tiefen Einstiegsgrowl setzt er auf seine Mischung aus Keifen und Krächzen, die auch auf diesem Album wieder zumeist eingesetzt wird und auch einfach großartig ist und keineswegs aufgesetzt oder gar schwach wirkt, sondern mächtig Kraft hat. Auch bei den tiefen Growls beweist er Klasse und klingt ebenfalls ziemlich wütend. Innerhalb dieser fast sechs Minuten wird man beinahe von Rhythmus- und Melodiewechseln überrollt, der rote Faden geht aber nicht verloren und wenn es nach den ersten Durchgängen noch nicht gezündet hat, dann macht es das nach dem nächsten umso mehr. Nach diesem furios eröffnendem Bastard folgt mit dem Up-Tempo-Knaller „Serpent Gate“ mein persönlich meistgehörtes Lied der Scheibe. Diese vier Minuten sind einfach dermaßen kompromisslos und heftig, dass sogar die ruhigen und teilweise elektronisch angehauchten Gesang im Refrain keine Ruhe reinbringen. Vor allem die Growls kommen hier richtig böse, die „in the gloom of the tomb of the worlds last saviour“ ist einfach nur brutal und entzückt ein ums andere mal wieder. Ausserdem gibts hier das erste Solo der „Threshold Diaries“ und hält auch noch ein feines „Painkiller“-Zitat bereit.

Nun wird aber doch erstmal kurz Pause gehalten, das einminütige Pianostück kann die Gemüter aber kaum abkühlen, da mit „Catafalque“ bereits das nächste Abrissbollwerk in den Startlöchern steht. Hier bewegt man sich größtenteils in mittleren Regionen und erfreut die Headbangerschaft. Für viele der Höhepunkt dürfte das mit acht Minuten längste Stück „Promises In Stone And Fire“ sein, das man als kleinen Bruder des „Petriachors“ vom Vorgänger bezeichnen kann. Hier hat man es mit dem melodischstem Lied der Scheibe zu tun, bei dem über die Spielzeit eine wunderschöne dunkle Atmosphäre aufgebaut wird. Durchgehend wird hier auf Geknüppel und Blasts verzichtet, was hier auch fehl am Platze gewesen wäre. Blastbeats bekommt man eh selten zu hören, PATH OF GOLCONDA machen das viel geschickter. Roman an der Schießbude spielt zwar auch gerne mal schnell, aber einfache Blasts kommen eher selten zum Einsatz, stattdessen kann man sich an ausgefeilter Technik des Schlußmanns erfreuen.
Sehr thrashig kommt im Anschluss das Gitarrenspiel von „Another Hell Unearthed“ daher, zumindest am Anfang und immer wieder an vereinzelten Stellen im Song. Nach „Promises In Stone In Fire“ geht das Stück aber trotz einiger Wendungen ein wenig unter und kann mich nicht derart begeistern, wie das restliche Material. Dürfte aber vor allem für die, die ein straighter ausgerichtetes Stück suchen, wie gelegen kommen. Straight kann man „Foul Winds Through Utopia“ dagegen wieder gar nicht nennen. Hier wird zwar ordentlich Krieg geführt, doch zwischendrin wird auch gekuschelt und viel mit Geschwindigkeiten und verschiedenen coolen Riffs hantiert. Vor allem das immer mal wieder kurz unterbrochene Zusammenspiel zwischen Gitarre und Schlagzeug ist hier sehr ansprechend geworden.

Auf der Schlussgerade scheint es nochmal romantisch zu werden, doch der Schein trügt. Trotz seines Namens ist „Stabbing Love Into Her“ kein Liebeslied für zweisame Stunden, sondern schickt sich an, diverse Nacken und Hälse zu zerstören, die thrashigen Riffs wirken hier auch wesentlich fieser und zerstörender als bei „Another Hell Unearthed“, ausserdem ist der Refrain einfach eine absolut coole Sau. „Those Pale, Grey Shrouds“ ist nochmal ein Instrumentalstück, diesmal allerdings nicht mit anschmiegsamen Klängen wie noch beim ersten, sondern dramatische und düstere Töne, die das abschließende „Between God And Gutter“ einleiten. Und dieses gewaltige Stück ist in seinen sechseinhalb Minuten nochmal einer dieser melodisch-atmosphärischen Tracks, die PATH OF GOLCONDA so großartig drauf haben. Hier wird zwar wütend losgelegt und gleich in den ersten Sekunden überrascht man mit einem kurzen Solo, doch wird die Geschwindigkeit schnell gedrosselt und auf groovende Atmosphäre und teils gemäßigtere Töne gesetzt.

„The Threshold Diaries“ weist keine Schwächen auf und ist durch und durch großartiges Stück Extrem-Metal, das in der obersten Liga mitspielt. Über etwaige Einflüsse braucht man hier keine Worte verlieren, denn das Teil ist vor allem eins: Eigenständig. Das Gemisch aus Härte und Melodie sowie die nicht vorhandene Genreeingrenzung ist einfach nur überwältigend und erdrückend. Die acht Lieder bringen es mit den beiden Instrumentals auf knappe 46 Minuten und sind mit jeweils vier bis acht Minuten mit der meist perfekten Länge ausgetattet. Alles wichtige wird gesagt, nichts unnötiges ist dabei.
Gegenüber „Destination:Downfall“ wurde das Tempo wohl ein klein wenig gedrosselt und mehr Groove und Brutalität eingebaut. Ich möchte hier kaum entscheiden müssen, welches der beiden Alben nun besser ist, wenn überhaupt. Das Debüt hat irgendwie noch heute den Überraschungs-Effekt vom damaligen Einschlag, was wohl auch dazu führt, dass ich das neue Material dem älteren trotz Dauerrotation der „Threshold Diaries“ nicht vorziehen möchte. Doch daran ist ja nichts schlechtes. Dem Zweitwerk prophezeihe ich aufgrund der erstklassigen Qualität eine ähnliche Langzeitwirkung.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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