Review Qntal – Silver Swan

Nach dem letztjährigen Geniestreich „Ozymandias“ legt das produktive Trio von QNTAL direkt ein Jahr später mit einem weiterem Album nach, das zum ersten Mal mit der Tradition der römischen Zahlen im Albentitel bricht und einfach nur „Silver Swan“ betitelt wurde. „Monsieur’s Departure“ setzt im bekannten Stil da an, wo das letzte Album aufgehört hat und zeigt direkt einmal wieder die Qualitäten von QNTAL auf: hier wird kein Mittelalter empfunden, sondern der Hörer in eine mystische Traumwelt entführt.

Mein einziges Problem ist, dass ich gesungenes Französisch einfach nicht schön finde, wobei das hier gut ins Ohr geht. „Levis“ hat mit der Jeansmarke überhaupt nichts gemeinsam und geht den Weg des Openers mit breiterer instrumentaler Untermalung weiter, wobei die eingesetzten Instrumente vom Klang her wohl nur Leuten bekannt sind, die mit dem Bereich Mittelalter vertraut sind. Bei „Falling Star“ steht vom ersten Ton an Syrahs Stimme markant im Vordergrund und wieder einmal wird deutlich, was für ein Talent diese Frau für gefühlvolle Balladen hat, obwohl ich mir vorstellen kann, dass diese hohen Töne nicht jedermanns Geschmack sind, besonders im Metalbereich. Zwischen dem Gesang finden hier immer wieder geschickt einzelne Pausen statt, die dem Ohr eine Auszeit gönnen. Balladesk gerät nun auch das vierte Stück in Folge namens „Von den Elben“. Spätestens hier hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht und nicht nur ein Instrumentalintro, das den Gesang einleitet. Die leisen Trommeln im Hintergrund sorgen zwar für eine etwas andere Atmosphäre, aber Syrah ist nun mit dieser Form von Gesang zu sehr im Ohr.
Zum Glück wird es mit „Lingua Mendax“ flotter und auch der Stil ändert sich. Gitarren erweitern das Klangbild und werden vom bekannten und allgegenwärtigen Keyboard unterstützt. Unter dem Strich eine schöne abwechslungsreiche Melodie und ein Text, von dem ich kein Wort verstehe. „Altas Undaz“ geht dann direkt wieder back to the (ballad) roots und hat einen Hauch von orientalischen Klängen. Sigrid Hausens Stimme beschreitet hier neue Wege und überzeugt wieder einmal besonders in den hohen Tönen. „Winter“ ist ein sehr schlichter Titel und mutet etwas seltsam an, wenn man daran denkt, dass das Album sozusagen im Hochsommer veröffentlicht wird. Von der Stimmung passt der Song jedenfalls zehn Mal besser in die kalte Jahreszeit, was auch ganz eindeutig für den Rest des Albums gilt. Teilweise erinnert mich dieses Stück und einige andere im positiven Sinne an Meditationsmusik, die sich einfach perfekt dafür eignet, den Alltag für ein paar Minuten Alltag sein zu lassen. „292“ wirkt für mich wie eine Fusion aus „Von den Elben“ und „Lingua Mendax“. Die Trommeln sind hier noch treibender, der Gesang passend und alles zusammen schön mittelalterlich, so dass hier mein persönliches Highlight entsteht. „Amis Raynaut“ erinnert an den Opener, gefällt mir aber ein Stück weniger. „The Whyle“ macht mir wieder deutlich, wieviel offener mein Ohr für die englische Sprache ist als für die französische und so finde ich daran direkt mehr Gefallen, bevor „Silver Swan“ als Titeltrack das Finale des fünften QNTAL-Albums einleitet. Dieser fasst noch einmal die verträumte, zarte und vor allen Dinge magische Klangwelt von QNTAL zusammen und zeigt alles, was diese Band ausmacht, wenn man sie sich auf das konzentriert, was sie mit Abstand am besten kann. Trotzdem erreicht „Silver Swan“ für mich nicht ganz die Klasse von „Ozymandias“, da von den Balladen am Ende wenig bis nichts hängen blieb und ich Teile von „IV“ immer wieder gerne höre.

Für romantische Balladenliebhaber und Freunde von klarem und hochklassigem weiblichem Gesang ist dieses Album das Paradies. Alle anderen, die leicht spirituell angehauchten Klängen nicht abgeneigt sind, sollten vielleicht einmal reinhören und selbst entscheiden, wie sehr für sie persönlich Syrahs Stimme zum Entspannen und Loslassen einlädt. Wer allerdings ein Problem mit elektronischen Klängen hat, lässt hiervon am besten die Finger weg.

Wertung: 6.5 / 10

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