Review Saltatio Mortis – Aus der Asche

Nach der Veröffentlichung von „Des Königs Henker“ vor fast genau 2 Jahren liegt eine sehr turbulente Zeit hinter den Spielmännern von SALTATIO MORTIS. Mit Dominor dem Filigranen, Ungemach dem Missgestimmten und die Fackel entschieden sich Ende 2006 gleich drei Bandmitglieder dazu, die Band zu verlassen und hinterließen eine Lücke, die erst im Laufe der Zeit nach einem kurzen Gastspiel von Dorn dem Durchtriebenen am Bass mit Bruder Frank, Cordoban dem Verspielten und El Silbador geschlossen werden konnte. So gab es neben der eigentlichen Albenproduktion, die den passenden Namen „Aus der Asche“ trägt, noch viel zu tun für die Totentänzer.

Dennoch merkt man den Jungs mit ihrem neuen Silberling deutlich an, dass sie durch die Umstrukturierung gereift sind und nun (wieder) als homogene Einheit auftreten, die zusammen Spaß an ihrem Wirken hat. So gab es live bereits einige der neuen Stücke vor der eigentlichen Albenveröffentlichung zu hören und man spürte bereits dort, wie bemüht Alea und Co. darin waren, die fast unüberwindbare Kluft zwischen den mittelalterlichen Klängen und ihren neumodischen Rock-/Metalelementen zu schließen.

So verfolgt „Aus der Asche“ den Weg von „Des Königs Henker“ konsequent weiter, verzichtet zum Glück auf fragwürdige Elektronikelemente und beweist eindrucksvoll, dass SaMo inzwischen zurecht zur vordersten Front der Mittelalterrockbands gezählt werden darf, denen es gelingt, den Charme von mittelalterlichen Instrumenten mit zeitgemäßer Begleitung zu paaren, ohne eines der beiden Elemente zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Die positive Grundstimmung innerhalb der Band wird am Deutlichsten in „Uns gehört die Welt“ verarbeitet. Ein Song, der voller Freude, positiver Energie und – kurzum – Leben steckt. Dieses findet man auch im „Spielmannsschwur“, der allerdings textlich etwas pathetisch geraten ist. Grundsätzlich überzeugt die erste Hälfte des Albums durch Abwechslungsreichtum: „Sieben Raben“ vertont eine Geschichte der Gebrüder Grimm auf eindrucksvolle Art und Weise – durch den ständigen Wechsel von Aleas emotionalem Gesang und harten Riffs. Eingängig, aber nie aufdringlich, lädt der Text zusammen mit der instrumentalen Untermalung zum Mitsingen und Mitfeiern ein. Bei „Vaulfen“ handelt es sich um ein schwedisches Märchen, welches die blutrünstige Geschichte von einem Werwolf und einem Mädchen erzählt. Dieser Song ist ein Paradebeispiel dafür, welche Möglichkeiten die Liederwelt früherer Zeiten bietet, wenn man etwas über den Tellerrand des Herrn Mannelig hinaus blickt. Frontmann Alea beweist, dass er gesanglich im Vergleich zum letzten Album noch einmal ein paar Schritte nach vorne gemacht hat und sich nicht mehr hinter bekannteren Größen aus dem Genre verstecken muss. Hinter „Irgendwo in meinem Geiste“ versteckt sich eine Ballade, die von langen kräftigen Riffs getragen wird. Ein klarer Stilbruch – der an dieser Stelle etwas deplatziert wirkt und mit der etwas seichten zentralen Textstelle „Gib nicht auf“ das (Text-)Rad nicht gerade neu erfindet.

Zum Glück geht es anschließend wieder wuchtig weiter mit „Koma“. Punkig, rotzig und mit viel Herzblut erzählt der Song seine Geschichte so direkt und erbarmungslos, dass man davon gefangen und in den Bann gezogen wird. WETO lässt grüßen. „Wirf den ersten Stein“ versucht genau das zu vermitteln, was der Titel nahe legt – den Fehler zuerst bei sich und nicht bei anderen zu suchen. Für meinen Geschmack schleichen sich melodische zu viele Parallelen zu „Uns gehört die Welt“ ein, doch der Aussage des Liedes kann man nur zustimmen.
Nach der ebenfalls gelungenen Geschichte um den Teufel und den Tod, die zu vielerlei Interpretationen anregt, findet man mit „Choix de dames“ (dt. die Damenwahl) endlich eine würdevolle Ergänzung zu „Dessous le pont de Nantes“, welches ebenfalls von der markanten Stimme von Falk Irmenfried von Hasenmümmelstein getragen wird, dessen leicht gelispeltes Französisch immer wieder zum Schmunzeln anregt. Ein kleines Highlight gegen Ende der Scheibe, die in den letzten Tracks leider nicht mehr ganz die Qualität des Anfangs halten kann. So fallen „Worte“ und „Kelch des Lebens“ sowohl stilistisch als auch textlich ziemlich identisch zu anderen Stücken aus und sind von daher austauschbar.

Mit „Nichts bleibt mehr“ findet das Album schließlich jedoch einen gelungenen Abschluss: Entstanden in der schwersten Zeit der Band nach dem Ausstieg von drei Gründungsmitgliedern stammen hier zum ersten Mal Melodie und Text von Sänger Alea allein, der seine Qualitäten im Hinblick auf akustische Stücke bereits live mehrfach unter Beweis gestellt hat. Ehrliche Worte am Ende eines ehrlichen Albums, welches trotz kleinerer Schwächen zu den beeindruckendsten Werken aus der jüngeren Vergangenheit zählt.
Ein großes Plus von SALTATIO MORTIS liegt generell darin, dass hier niemand versucht etwas zu verkaufen, was er nicht ist. Das merkt man dem gesamten Album vom ersten bis zum letzten Track an und verdient eine positive Schlussbemerkung.

Wertung: 8.5 / 10

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