Review Schelmish – Mente Capti

SCHELMISH rockt! Das sagte schon Alea von Saltatio Mortis im Interview mit Metal1. Dass er damit Recht hat, beweist das neueste Werk der selbst ernannten Alpträume aller Spielmänner in leicht veränderter Besetzung. Nachdem das Vorgängeralbum „Igni Gena“ umstrittene Ausflüge in den französischen HipHop mit sich brachte und Dextro und Co. grundsätzlich als sehr experimentierfreudiges Volk gelten, darf man zu allererst einmal behaupten, dass es sich bei „Mente Capti“ um ein (fast) durchgängig geradliniges Mittelalterockalbum mit vielen Metalanleihen handelt. Dass diese neue Linie den Schelmen sehr gut zu Gesicht steht, ist dabei unverkennbar.

„Collaudemus“ ist noch ein sehr flotter traditioneller mittelalterlicher Einstieg, der sofort im Ohr hängt und zum Tanzen einlädt. „Der letzte Kuss“ ist dann direkt das Stück, welches ich von Schelmish bis heute am liebsten höre. Harte (aber nicht zu harte) Gitarren in Verbindung mit Dudelsäcken, ein aussagekräftiger Text und ein unkonventioneller Gesang sind hier von der ersten Sekunde an bis zum Ende überzeugend. Der kontinuierliche Stilbruch und der starke Eindruck des Albums setzen sich mit dem instrumentalen „Die 7 Kostbarkeiten“, dem folkig-ruhigen „Twa Corbies“ (besser bekannt als „Rabenballade“, siehe Bonustrack) und dem fast schon zu harten „Freigang“ weiter fort, wobei mir im vergleichbaren „Der letzte Kuss“ der Gesang besser gefällt. Der kurzzeitig softe Ausflug zurück in mittelalterliche Gefilde hat nach „Gelobtes Land“ ein Ende und „Die Marionette“ ist wieder sehr in Metalkreisen anzusiedeln, wobei es nicht ganz die Qualität von „Freygang“ und „Der letzte Kuss“ hält und verdammt an Rammstein erinnert. Das hymnenartige „Weiße Fesseln“ ist schließlich der erste Song, der kaum meinem Geschmack entspricht, aber dennoch live wahrscheinlich zum Mitsingen einladen wird. „Galapagos“ ist unspektakuläre, solide mittelalterliche Instrumentalmusik, während bei „Gaudete“ der leicht elektronisch gemixte Gesang meiner Meinung nach fehl am Platze ist. Nach dem weichen „Sal Bybon Bonh“ und dem harten „Tanz mit mir“ schafft das Titelstück „Mente Capti“ schließlich den Quantensprung und verbindet weich und hart zu einem sehr stimmigen Ganzen. Hätte man besser kaum machen können an dieser Stelle. „Osmanish“ ist schließlich genau das, was man sich – mit etwas historischem Wissen – darunter vorstellt und erinnert an ein recht ähnliches Stück vom neuen Corvus Corax-Album „Venus Vina Musica“.

Die letzten Stücke verhelfen „Mente Capti“ schließlich zu einem absolut würdigen Abschluss: Besonders hervorhebenswert sind noch die Liebeserklärung von Dextro an Des Demonia nach 22 Jahren Ehe auf die ganz eigene Spielmannsweise (ratet, welches Lied gemeint ist) und „Pank!“, das textlich aussagt, wofür Schelmish steht: „Schenkel scheißen, Schubkarren schieben – glaub es nur, wir sind durchtrieben. Unsere Freiheit ist das Wort.“Einzig und allein auf den Bonustrack in Form der „Rabenballade“ hätte man verzichten können, denn dieser Track erreicht von der Qualität einerseits nicht den Rest des Albums und auch nicht die Version von den Streunern. Doch soll das den durch und durch großartigen Eindruck von „Mente Capti“ nicht großartig schmälern. Kurzum würde ich die CD als Rundumsorglospaket für Mittelalterockfans bezeichnen, die dem Metal nicht abgeneigt sind und kurze Verschnaufpausen zu schätzen wissen.

Wertung: 8.5 / 10

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