Review Subway To Sally – Nord Nord Ost

Anno 2005 stehen SUBWAY TO SALLY wohl vor ihrer grössten Herausforderung: Nachdem viele Fans mit der Ausrichtung des Vorgängers „Engelskrieger“ nicht zufrieden waren, müssen sie jetzt mit ihrem neuen Silberling „Nord Nord Ost“ das Kunststück schaffen, sowohl diese alten Fans wieder für sich zu gewinnen, als auch diejenigen, die erst durch „Engelskrieger“ auf die Band aufmerksam wurden, nicht zu verprellen.

Das Album startet mit dem Intro „Saraband De Noir“, einer A-Capella Nummer, die einen ersten Hinweis auf die „Feuer und Eis“-Thematik des Albums gibt. Damit ist allerdings keinesfalls der Umweltzustand gemeint, sondern wie immer verpacken SUBWAY TO SALLY in ihren Texten tief philosophische Botschaften. Und somit ist in diesem Zusammenhang die innere Kälte gemeint. Das Eis, das sich in der Seele eines Menschen aufbauen kann. Diese Eis-Thematik wird zum ersten Mal in dem Track „Schneekönigin“ verarbeitet. Ein Titel, der mit den für SUBWAY TO SALLY typischen schleppenden Riffs und Erics sehnsüchtigem Gesang für eine düstere Atmosphäre sorgt.

Das anschließende „Feuerland“ dürfte dann endlich die Fans aufatmen lassen, die mit „Engelskrieger“ nicht so viel anfangen konnten. Bereits im Intro setzen die sieben Musiker ihre traditionelle mittelalterliche Instrumentierung wieder ein, die auch während des Tracks immer klar heraus zu hören ist. Ansonsten handelt es sich hier um eine mitreißende Nummer der schnelleren Sorte, die vor Allem durch einen hymnischen Chorus glänzen kann. Die erste Singel „Sieben“ ist ebenfalls stark von den mittelalterlichen Instrumenten geprägt. Auf der anderen Seite scheint der Track aber auf einem mitreißenden, wenn auch einfachen, Riff aufgebaut zu sein. Eine Nummer zum Mitsingen, die sich auf den kommenden Konzerten des Septetts sicherlich gut machen wird.

„Lacrimae ’74“ ist eines der wenigen Instrumentals der Band. Der Track basiert vor Allem auf den zweistimmigen Akustik-Gitarren, zu denen sich lediglich einige elektronische Effekte gesellen, die dem ansonsten eher spanischen Flair eine düstere Kälte hinzufügen. Auch „Feuerkind“ spielt mit elektronischen Effekten. Immer wieder ist hier eine seltsame blecherne Percussion zu hören. Ansonsten handelt es sich allerdings um eine eher ruhige Nummer, die sich allerdings zum Chorus hin steigert und dort in schweren Riffs ihren Höhepunkt erfährt. Anschließend setzen noch einige Streicher ein, die dafür sorgen, dass „Feuerkind“ zu einer mitreißenden Ballade wird.

Eine Hommage an die Fans stellt „Das Rätsel II“ dar. In Frageform spielen SUBWAY TO SALLY in jeder Textzeile auf ein anderes Lied aus ihrer bisherigen Karriere an, um dann im Refrain darauf hinzuweisen, dass die Fans die Antwort kennen würden. Auch von der Instrumentierung her ist dieser Track der am ehesten an die Frühwerke Orientierte. Schalmei, Dudelsack, Violine, Gitarre, Bass und Schlagzeug sorgen für den typischen Sound der Brandenburger. Sicherlich erneut eine Nummer, die auf Konzerten abgefeiert werden wird. Das anschließende „S.O.S.“ ist wieder eher eine moderne Nummer. In diesem Track finden sich neben den zahlreichen elektronischen Effekten und Spielerein aber hin und wieder auch die mittelalterlichen Instrumente. Insgesamt lebt diese Nummer erneut von den düsteren Riffs und Erics mitreißendem Gesang, der den Höhrer besonders im Pre-Chorus direkt an der Seele greift, um dann im Chorus schließlich zu einem Singalong-Part einzuladen.

„Eisblumen“ ist eine sehr epische Nummer. Die Orchesterparts und die zähen Riffs sorgen gepaart mit Erics Ausnahmestimme vor Allem im Chorus für einen breiten Klangteppich von erhabener Düsternis, während die Strophen eher durch einen simplen Groove gekennzeichnet sind, der von Drums und den typischen Subway-Riffs erzeugt wird. Das abschließende „Seemannslied“ ist dann noch einmal eine sehr emotionale Nummer. Die ruhigen Strophen stehen im Gegensatz zum mitreißenden Chorus. Ein Wechselspiel, von dem nicht nur dieser Track, sondern eigentlich auch das ganze Album lebt.

„Nord Nord Ost“ ist in meinen Augen ein gelungenes Album. SUBWAY TO SALLY könnte wirklich das oben erwähnte Kunststück gelungen sein. Die alten Fans, die mit „Engelskrieger“ nicht zufrieden waren, dürften sich über die mittelalterliche Instrumentierung und die eher zu der Band passende Thematik freuen, während Freunde der eingängigeren und morderen Stücke sicherlich auch auf ihre Kosten kommen. Dass die sieben Musiker es immer wieder schaffen, den Zuhörer mit ihrer Musik emotional zu ergreifen, ist eine Tatsache, die auch bei „Nord Nord Ost“ zutrifft. Dass die Texte aus der Feder von Bodenski dabei immer sehr stark verschlüsselt und hoch philosophisch sind, steigert diesen Effekt noch.

Was jedoch seit „Engelskrieger“ unrettbar verloren zu sein scheint, ist die mittelalterliche Thematik. Zwar setzt die Band nach wie vor diese Instrumente ein, doch spätestens in den Texten hat die Moderne Einzug gehalten. Eigentlich ein nachvollziehbarer Schritt, wenn man überlegt, wie limitiert das Mittelalter-Genre inhaltlich ist. Was einem bei „Nord Nord Ost“ jedoch ein wenig aufstößt, ist die Komplexität des Albums. Die Thematik und die düstere Grundausrichtung machen es schwer, das Album als fröhliche Nebenbei-Musik zu hören. Außerdem fehlt hier auch der richtige Hit. Zwar gibt es mit „Sieben“ eine Single, aber der große Überkracher ist einfach nicht dabei. Insgesamt ein Album der gehobenen Klasse, das sicherlich dazu in der Lage sein wird, jeden Subway-Fan zufriedenzustellen. Aber leider auch nicht mehr.

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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