Review Timo Tolkki’s Avalon – The Land Of New Hope

Als alter Stratovarius-Fan und Freund des Power Metals hat man natürlich ein Auge auf die Aktivitäten von Timo Tolkki. Leider hatte er in der Vergangenheit immer wieder Pech mit seinen Projekten – Ärger mit den anderen Musikern (Stratovarius), Ärger mit dem Label (Saana), kommerzielle Misserfolge (Symfonia) oder der Fluch, schlicht nur durchschnittliche Songs zu schreiben (Revolution Renaissance). Der eine oder andere wird deshalb fast aufgeatmet haben, als Tolkki sich auf seine Produzententätigkeit konzentrieren und nur noch ein per Crowdfunding finanziertes Liebhaber-Projekt mit klassischer Musik nebenbei betreiben wollte. Man dachte sich: Vielleicht ist es besser so. Nun aber tritt er ziemlich überraschend mit einem neuen Projekt in die Öffentlichkeit – TIMO TOLKKI’s AVALON, mit dem Debütalbum „The Land Of New Hope“.

Und, das gleich vorweg, man reibt sich die Augen und stellt fest: Der Mann kann es noch. Aber der Reihe nach. TIMO TOLKKI’S AVALON ist ein All-Star-Projekt im Stile der Avantasia-Produktionen, an denen Tolkki anfänglich selbst mitgewirkt hatte. Die Ähnlichkeit sieht man auch an den beteiligten Musikern, die man zu einem guten Teil von den frühen Avantasia-Scheiben kennt: Rob Rock, Michael Kiske und Sharon Den Adel. Hinzu kommen ein paar andere Sänger, die für ihre Bereitschaft zu Gastparts bekannt sind, wie Russell Allen und die momentan fast omnipräsente Elize Ryd. Andererseits beweist Tolkki, wie gut er immer noch in der Szene vernetzt ist – liest man bei „The Land Of New Hope“ doch ein paar Namen, die in solchen Projekten sonst nicht überall auftauchen, wie Tony Kakko und Derek Sherinian.

Die hohe Zahl an Gastmusikern täuscht aber etwas darüber hinweg, dass es sehr wohl ein festes Kernteam gibt: Die meisten Tracks wurden von Russell Allen, Rob Rock und Elize Ryd eingesungen. Die anderen Sänger haben eher kurze Auftritte, wie Tony Kakko und Sharon den Adel. Michael Kiske hat gar nur einen Song bekommen, den er dafür aber alleine bestreiten darf. Musikalisch erwartet den Hörer auf „The Land Of New Hope“ eine abwechslungsreiche, wenn auch nicht immer ganz klischeefreie Reise durch den Melodic Metal. Ein paar der Songs haben symphonische Elemente, aber vom Pathos und dem Aufwand der Avantasia-Produktionen ist die Scheibe weit entfernt – was ja nicht schlecht sein muss. Getragen werden sie von der präzisen und in üblicher Manier fast minimalistischen Gitarrenarbeit von Timo Tolkki, sowie von den wirklich guten Sängern.

Die einzelnen Tracks können sich mit wenigen Ausnahmen sehen lassen: „Avalanche Anthem“ eröffnet etwas unerwartet mit einem gar nicht typischen Refrain, in dem die drei Kernsänger zeigen dürfen, wie man im Melodic Metal auch singen kann. Höhepunkte der Scheibe sind aber die beiden Ohrwürmer „A World Without Us“ und „Enshrined In My Memory“ – man darf es wohl sagen: Material von dieser Qualität hat Tolkki schon sehr lange nicht mehr geschrieben. Aber auch das stampfende „Shine“ oder die coolen Keyboardeffekte auf „The Magic Of The Night“ wissen zu überzeugen.

Dass das Album trotz seiner unbestreitbaren Qualität an die Höchstnoten aber doch nicht herankommt, zeigen ein paar Details am Ende der Laufzeit: „To The Edge Of The Earth“ fällt leider ab, weil es doch arg vorhersehbar geraten ist, und auch die übliche Kitsch-Ballade „I’ll Sing You Home“ hätte sicher kreativer ausfallen können. Und, wo man sich gerade beschwert: Der Abschlusstrack „The Land Of New Hope“ klingt ein wenig nach einer Mischung von Helloweens „Keeper Of The Seven Keys“ und frühen Liedern von Revolution Renaissance. Regelrecht unangenehm sind aber auch diese Tracks nicht.

Fazit: TIMO TOLKKI’S AVALON hat mit „The Land Of New Hope“ einen überraschenden und positiven Einstieg hingelegt. Ein bisschen Luft nach oben hat sich die Band aber gelassen, auch in der Produktion, die zwar gelungen, aber etwas dünn ist. Das alles sind aber keine Hinderungsgründe, Spaß mit diesem Album zu haben. Tolkki selbst hält übrigens zwei weitere Alben für realistisch – gut, kann man da nur sagen, immer her damit.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

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