Review Triskilian – Werltenklanc

Wer böse sein will, könnte hinter TRISKILIAN den x-ten zusammengewürfelten Haufen von Musikern sehen, die durch eine Songliste, die beim Abtippen mehr Arbeit als ein durchschnittlicher Deutschaufsatz in der Kollegstufe eines bayerischen Gymnasiums macht, um Eigenständigkeit bemüht sind. Wer sich die Quellen neben den einzelnen Songs ansieht, stößt auf das szenetypische Potpourri – von Schweden über Bulgarien und die Türkei erstreckt sich die musikalische Weltreise. Einzig Spanien und die üblichen Verdächtigen wie „Herr Mannelig“ sucht man vergebens, während man stattdessen – Gott sei Dank! – zwischendrin erste Eigenkompositionen findet, die eine mittelalterliche CD prinzipiell immer aufwerten. Doch nun genug der Vorrede:

Leider gerät der Auftakt mit Hilfe des Corvus Corax-esquen Intros und dem furchtbaren „Yarim gitti“ völlig daneben. Bei erstem passen die Frauenstimmen nicht zu den Trommeln und wie gute Arrangements im türkischen Stil auszusehen haben, machten die eben erwähnten Szenevorreiter selbst auf ihrem letzten Album deutlich. Zum Glück ändert sich der Stil nun schlagartig und der gerade eben noch fürchterliche weibliche Gesang wird bei „Do frayg amors“ endlich angenehm im Ohr. Typische mittelalterliche Musik auf der Basis von Oskar von Wolkenstein, wie sie auf jeden Markt passt. Mit „Tam Lin“ und dessen Sequel erreichen Triskilian meiner Meinung nach das, was sie in Zukunft fortsetzen sollten: Ausdrucksstarke mittelhochdeutsche Texte – getragen von Jules oder Silvias Gesang – unterlegt von guten Arrangements. Wenn diese noch weiter ausgefeilt werden, könnte der Weg der Band steil nach oben führen und über weniger geglückte Experimente hinwegsehen lassen.

„Flødderbollerdans“ klingt zwar vom Titel interessant und ist durchaus beschwingt in der Art der Ausführung (bis auf die störende „Rassel“ zu Beginn), doch leider bleibt auf Dauer nichts hängen, woran man sich länger als ein paar Minuten danach noch erinnern würde. Langweilig ist allerdings auch etwas Anderes. Gleiches gilt für das spätere „I himmelen“.
„Abre tu puerta“ erinnert mich vom Titel zunächst entfernt an das bandinterne musikalische Türkeidebakel und überrascht schließlich positiv durch ein schönes Flötenintro. Leider sagt mir der männlich/weibliche Gesang in dieser Sprache wieder nicht zu, da er einfach keinen Aufhänger bietet, der die Stimmen von anderen unterscheidet. Einzig die Flöte als konstantes Motiv behagt mir und verhindert so ein 2. Mal den innigsten Wunsch in mir, eher nach Mekka zu laufen als das Album fertig zu hören.

Dass die einfachste Lösung manchmal die beste ist, beweist die Band direkt anschließend mit „Wo König Arthus schläft“: Beinahe Choral und mit viel Einfühlungsvermögen wird eine eigene Geschichte vertont. Über den „choralen“ Aspekt lässt sich streiten, da die 2 weiblichen und die eine männliche Stimme in Verbindung meinem Ohr mehr Freud als Leid zufügen, doch die zu Grunde liegende Idee befürworte ich voll und ganz. Wieder erfreut die Flöte, zu der sich dieses Mal noch wohl harmonierende Trommeln gesellen.
Nach der Andeutung des 2. Ausfluges in die Türkei wird dieser nun Wirklichkeit – und alles, was ich oben schrieb, könnte ich nun wiederholen, obwohl es insgesamt nicht ganz so grausam ist – bis, ja bis der Gesang einsetzt und sich verzweifelt durch die Instrumente durchkämpft. Ob es sich dabei um echtes Türkisch handelt, das da gesungen wird, oder nicht, kann ich leider nicht sagen, doch es kommt mir so vor, als ob zwischendrin mit einigen Üs aufgefüllt wurde. Schrecklich. Entweder Instrumente oder Gesang im Vordergrund, aber bitte niemals wieder beides zugleich.

„Helut“ ist das Pendant zu „Wo König Arthus schläft“ und recht schlicht geraten, was auf die gesamte Dauer von 6 Minuten etwas anstrengend wird. Nach einem melodischen und eigenkomponierten Zwischenspiel nähert sich das Album dem Finale und „Cynthia“ setzt zunächst das Intermezzo ansprechend fort, bis der Gesang auf bisher ungehörte Art und Weise in schneller erzählerischer Form einsetzt. Mir gefällt’s. Das kann ich von „Sladina Jana/Rada Pere“ als Gesamtpaket leider nur bedingt behaupten. Ich bin mir sicher, dass sich die Männer und Frauen hierbei einiges gedacht haben, doch so richtig springt der Funke bei mir nicht über. Teil 1 leitet nach und nach zum schnelleren zweiten Part über, indem immer mehr Instrumente ergänzt werden und das Tempo moderat anzieht – nette Idee, aber leider nicht neu und schon mehrmals besser dagewesen. Außerdem gibt’s in Teil 2 zwischendrin Töne, die jedes gesunde Trommelfell in Mitleidenschaft ziehen, was wohl nicht Sinn der Sache ist.
„Warum“ ist schließlich ein wahnsinnig guter Abschluss des Albums mit (fast) reinem Acapella-Gesang. Warum nur, kann nicht die ganze Scheibe so einfach und doch so gut sein? Warum musste man so viel herumexperimentieren, obwohl man mit den Basics viel besser umgehen kann als die meisten anderen Genrevertreter?

Ein Album wie ein Ritt zwischen Himmel und Hölle. Wenn Triskilian ihre Stärken erkennen und ausbauen, dann könnte die Szene um einen weiteren Grundpfeiler bereichert werden. Wenn nicht, dann gute Nacht – ein rein türkisch angehauchtes Album dieser Gruppe würde ich nur über meine Leiche reviewen.

Wertung: 5 / 10

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