Review Vanhelga – Sommar

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Black Metal

„Sommar“ heißt das nun erscheinende, neue Werk der Schweden VANHELGA, was wie unschwer zu erraten ist, nichts anderes als „Sommer“ bedeutet. All zu sommerliche Atmosphäre sollte man sich von dem Album jedoch nicht erwarten – das herbstlich-triste Schwarz-Weiß-Photo auf dem Cover lenkt die Erwartungen da schon eher in die richtige Richtung.

Doch bevor es überhaupt so weit kommt, dass man sich mit der Atmosphäre dieser Veröffentlichung auseinandersetzen kann, hat man einen andere, schwere Hürde zu überwinden: den Sound. Denn alle, die immer schon der Meinung waren, Black Metal müsste kratzen, übersteuern und in den Ohren weh tun, bekommen mit „Sommar“ all ihre Wünsche erfüllt. Spontan würde mir, außer vielleicht Ulvers „Nattens Madrigal“, zumindest kein Album einfallen, das diesbezüglich weiter ins Extreme geht. Kann man Ulver zu Gute halten, dass sie es damals vielleicht einfach nicht besser wussten oder konnten, gibt es für VANHELGA keine derartigen Ausreden – hier muss also Absicht im Spiel gewesen sein. Gewiss, die Rechnung geht insofern auf, als „Sommar“ so im Klang an Bösartigkeit wirklich kaum noch zu überbieten ist – zumindest in der Eingewöhnungsphase (und stellenweise auch danach) bereitet „Sommar“ deshalb jedoch eher Schmerzen denn Freude.

Hat man sich jedoch damit abgefunden, sein Gehör daran gewöhnt oder ist schlichtweg abgestumpft, bietet „Sommar“ äußerst interessante musikalische Ansätze. Grade in der Melodieführung und dem verzweifelt gesprochenen Gesang weist das Material dabei deutliche Parallelen zu Lifelover auf, die sich wohl nicht zuletzt durch eine personelle Überschneidung erklären lassen: Mit 1853 wirkt bei VANHELGA seit dieser Veröffentlichung nämlich niemand geringeres als der ehemalige Texter und Background-Sänger von Lifelover mit.

Auch atmosphärisch sind sich die Bands gar nicht so unähnlich: Auch hier hat man es mit düsterem, Depressive Black Metal zu tun, der sich, von einigen Wutausbrüchen abgesehen, meist im Mid- oder gar Downtempo-Bereich abspielt und mit allerlei Ideen und Details ausstaffiert ist. Dass sich diese gekonnt hinter einem Schleier aus Lärm verbergen, mag zwar zunächst kontraproduktiv wirken, sorgt aber immerhin dafür, dass es auf „Sommar“ auch nach mehreren Durchläufen noch etwas zu entdecken gibt.

Eine etwas glattere Produktion hätte der Atmosphäre dieses Albums zwar sicher keinen Abbruch getan, beziehungsweise die Qualität der Kompositionen an sich vielleicht etwas offensichtlicher gemacht. Doch auch so ist nicht zu überhören, dass VANHELGA einiges zu bieten haben. So kann man „Sommar“ getrost allen Fans von Lifelover, Silencer und Konsorten empfehlen – denn wer ein echter Black Metaller ist, der lässt sich wohl nicht durch zu rohen, ungeschliffenen Sound abschrecken.

Wertung: 7.5 / 10

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