Interview mit Marcel Neumann von We Butter The Bread With Butter

Mit „Wieder Geil!“, ihrem vierten Album, haben die Wahl-Berliner von WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER einen zwar weniger experimentierfreudigen Nachfolger zu „Goldkinder“  aufgenommen – aber neben Altbekanntem und Liebgewonnenem bietet die CD auch Neuerungen und liefert dementsprechend Gesprächsstoff. Lest hier, was die sympathische Band zu roten Katzen, Deutschlands Hauptstadt  oder Tom Hanks zu sagen hatte.

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Hallo auch und Gratulation zum neuen Album. Was ging euch durch den Kopf, als ihr es das erste Mal nach Fertigstellung gehört habt? Vielleicht: „Das ist mal ‚Wieder Geil!‘ geworden“?

Das war tatsächlich direkt der erste Gedanke nachdem alles stand und hat einen anderen Hintergrund als grenzenlose Selbstüberschätzung (lacht). Wir hatten eine recht anstrengende und teils recht schwierige Zeit davor, sind viel getourt, haben eine Menge verloren, kamen komplett Pleite zurück nach Hause… eben diese Geschichten, die man von vielen Bands hört, man aber selbst nicht denkt, dass sie einem so passieren. Daraufhin musste wir einfach eine kleine Pause einlegen, um Abstand davon zu bekommen und sich auch mal um sich selbst ein bisschen kümmern zu können. Als es dann hieß, wir machen ein Album – haben wir uns direkt rangesetzt! Es kam alles wie von allein. Die Songs, die Texte, der Sound… irgendwie haben wir neuen frischen Wind bekommen und es war, als würden wir uns nochmal wie beim ersten Album treffen. Als wir dann happy mit den Songs waren und wir wieder mehr Kontrolle über uns und die Zeit, die mit dem Album kommen wird, hatten, fiel der erste Satz – „Boah… endlich wieder geil!“ Das musste einfach direkt der Albumtitel sein.

Euer neues Album ist mit einem ziemlich eigenwilligen, mir gut gefallenden Cover-Artwork ausgestattet. Wie kam es zur Idee mit der Katze in rot?
Es gab vorher ein anderes Cover und wurde last minute zu diesem geändert. Vorher wollten wir uns selbst auf das Cover packen mit einem Bild von einem Shooting, bei dem wir komplett verprügelt hergerichtet wurden. Das war uns dann irgendann aber doch zu 80ger, die Band selbst vorn drauf zu haben und musste schnell geändert werden. Das es eine rote Katze wurde war einfach nur Zufall und gefiel uns am besten.

Cover_1500x1500 (noch eine Kopie)Worin seht ihr selbst Unterschiede zwischen eurem aktuellen Werk und dem Vorgänger „Goldkinder“?
Auch wenn „Goldkinder“ vor Experimenten überläuft, kann man doch sagen, dass „Wieder Geil!“ wesentlich freier ist. Wir hatten ja das große Glück, das letzte Album bei einem Major Label zu machen. Wer träumt da nicht von als Musiker? Allerdings hat uns das persönlich so sehr beeinflusst, dass wir anders an unsere Musik herangegangen sind. Wir wollten versuchen, ein breiteres Publikum anzusprechen und den Sprung von Clubs in Hallen zu machen. Dass das so nicht funktioniert, war uns erst danach klar. Bei „Wieder Geil!“ ging es hingegen einfach nur darum, Sachen zu machen, die wir selbst gerade einfach geil finden und fertig. Kein großes Überlegen und mehrfaches Umwerfen, sondern frei Schnauze raus mit dem, was man machen möchte.

Ihr habt für „Wieder Geil!“ das erste Mal eigene Stücke in Englisch geschrieben. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Das hat zu den Songs, die es geworden sind, einfach total gut gepasst. Wir hatten immer deutsche Texte, da wir uns darin einfach am besten Ausdrücken können. Egal, ob es dabei um eine Emotion oder eine Geschichte geht. Durch vieles Touren haben wir einen recht guten Zugang zum Englischen bekommen. Dazu kam noch, dass der Sound eine ganze Ecke moderner geworden ist. Da haben zu manchen Songs deutsche Vocals nicht richtig passen wollen und klangen recht aufgesetzt. So haben wir’s einfach mal ausprobiert und direkt für cool befunden!

Im Durchschnitt scheint mir das neue Album etwas härter ausgefallen sein, auch weil es getragenere Stücke wie bspw. „Mein Herz“ nicht gibt. Plant man so etwas oder geschieht es schlicht im Laufe der Kompositionsphase?
Jedes Album ist bei uns eine Momentaufnahme von den Sachen, die uns selber gerade gefallen oder beeinflussen. Bei diesem Album hatten wir schlichtweg weniger Lust auf große, super ausgecheckte Melodien, sondern eben einfach auf ein bisschen mehr Druck und Gas geben. Das hat sich beim Schreiben dieses mal gut angefühlt. Sobald es sich gut anfühlt, ist es für uns richtig und das ziehen wir dann auch so durch.

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Sprechen wir ein wenig über die einzelnen Stücke der CD. In „Berlin, Berlin!“ heißt es über die Hauptstadt: „Dich zu lieben ist gefährlich.“ Hat der Hauptstadthype nicht bereits dazu geführt, dass es eher gefährlich ist, Berlin nicht zu lieben?
So gesehen, schon. Allerdings ist es auch genauso gefährlich, da man sich hier schnell irgendwelchen Trends und Oberflächlichkeiten hingeben kann und sich ein Stückweit selbst verliert, um „mitzuberlinern“. Ich erwische mich selbst zu oft dabei, wie ich schon anfange, manche neue Hipstersachen total gut zu finden… (lacht) Der Song musste einfach her. Auch weil wir dachten, dass die Band ein bisschen mehr Identität vertragen könnte und wir alle mittlerweile in Berlin leben. Da kann die Band auch ruhig daher kommen und drüber singen. Außerdem musste auch mal ein Metal Song für die Hauptsadt her!

Dem Protagonisten eures Songs „Rockstar“ legt ihr die Worte in den Mund: „Jeder kennt mich, doch keiner mag mich – scheiß drauf, ich find mich trotzdem geil.“ Da hätte der korrigierende Blick von außen vielleicht geholfen; wie sehr berücksichtigt ihr selbst, was bspw. die Presse von euch schreibt? Lest ihr die Rezensionen zu euren Alben?
Klar lesen wir das! Es ist doch super interessant, wie das ankommt, was man selbst erarbeitet und so viel reingesteckt hat. Gute negative Kritik bringt einen ja auch weiter. Wenn allerdings nur rumgejammert wird, dass WBTBWB ja wieder den nächsten Scheißhaufen in der Musikwelt liegen gelassen hat…dann lacht man da gerne drüber und schiebt’s bei Seite. Echt, manche haben echt einen Horizont von ’ner Glühbirne, wenn’s nicht mal reicht, Musik zu bewerten, wenn einem der Bandname nicht passt. Stellt man sich mal vor, wie das vor 20 Jahre gewesen wäre, als noch nicht jeder World-of-Warcraft-Cosplayteilnehmer auch einen Musikblog machen konnte. Würden jetzt Bands wie Red Hot Chilli Peppers noch ankommen, weil der Name ja blöd ist? Naja, „Rockstar“ ist auf jeden Fall ein guter Einblick in unsere Bandgeschichte und deckt einmal das ganze Sein im Schein etwas auf.

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Mittlerweile gibt es bereits vier Videos bzw. Clips zu Stücken des aktuellen Albums. Trotzdem stimmt ihr auf „Ich mach was mit Medien“ der v.a. im Internet stattfindenden medialen Dauerpräsenz gegenüber kritische Töne an. Wie stellt man sicher, dass nicht auch für einen selbst gilt, dass man „halt was mit Medien“ macht?
Im Prinzip geht’s da ja auch wieder ein bisschen um uns. Wir nehmen uns da nicht raus (lacht). Grade hier in Berlin hat man auch viele Freunde, die eben einfach dieses Mediending machen. Wer darüber nicht lachen kann, wird bald von unserer roten Katze gefressen!

Eine der schönsten Textzeilen findet sich in „Bang Bang Bang“. Paraphrasiert lautet sie ungefähr „Raffelschnaffel Laffelpaff“. Wie seid ihr auf diese dadaistische Schönheit gekommen?
Wir lagen eines Nachmittags in einer Wiese mit den gesammelten Goethe-Bänden in der Hand und sehnten uns nach der Inspiration solch tiefschürfender Textzeilen. Ich schwör! 100%ig true Geschichte!

Zum Schluss noch die Frage: „Warum lieben wir nicht mehr“?
Weil wir uns das auch manchmal fragen, haben wir einen Song drüber gemacht! Wir waren noch nie die Band, die Musik dafür genutzt hat, ernste Themen breitgefächert aufzuarbeiten. Ich glaube, das würde auch keiner für voll nehmen. In dem Song aber schneiden wir eher ein emotionales Thema an, über das man ab und zu mal nachdenken sollte. Thema Nächstenliebe, Menschlichkeit… was momentan leider mal wieder zum Leid derer auf der Strecke bleibt, die nach Hilfe suchen. Auch wenn der Song eine eher kleine Geschichte durchspielt, lässt er sich leicht auf aktuelles Geschehen übertragen.

Wie sieht es um die nähere und fernere Zukunft der Band aus, was habt ihr bereits geplant, was würdet ihr mit WBTBWB noch gerne tun?
Mal Geld damit verdienen wäre ehrlich gesagt nicht schlecht! Dann könnten wir auch mehr machen und wieder mehr auf Tour gehen, wenn man nicht rund um die Uhr mit anderen Arbeiten beschäftigt ist. Wir planen auf jeden Fall gerade noch eine Tour zum Album und noch das ein oder andere Video. Ganz sicher wollen wir uns aber schon bald wieder ans Schreiben der nächste Platte setzen. Wir haben da einen Sound gefunden, der bei uns Bock auf Mehr gemacht hat.

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Wir sind am Ende des Interviews angekommen. Ich würde mit euch noch gerne das obligatorische Metal1-Brainstorming durchspielen. Sagt uns einfach, was euch spontan zu den folgenden Begriffen einfällt.
Tom Hanks – Wilsooooonnn!!!!
Youtube – Ich bin 12, schaffe das Abi nicht, aber verdiene meine Kaugummis mit Schminktipps
Katzen – werden niemals so toll sein wie Hunde
Headbangen – sieht nur in großen Gruppen cool aus!

Herzlichen Dank für das Interview.
Danke!

Publiziert am von Manuel Förderer

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