Interview mit Markus Ruf von Fear My Thoughts

FEAR MY THOUGHTS veröffentlichten Mitte Januar 2007 ihr neues Album „Vulcanus“. Am 26. Januar konnten wir mit Gitarrist Markus Ruf in Salzburg sprechen, einem der letzten Konzerte der „Road To Devastation“-Tour mit Neaera als Support von Kataklysm.

Hallo Markus. Dankeschön für die Möglichkeit das Interview zu machen. Wie geht es dir? Gilt das Selbe wie beim Kollegen, mittlerweile ist es ja schon anstrengend.
Ja, es ist grad die Endphase der Tour, diese ist extrem anstrengend gewesen, sowohl körperlich als auch geistig, und ich bin froh, dass es ins andere Leben zurück geht. Klar, man hat viele Freunde gefunden, wir kennen auch Neaera schon länger, aber ich bin jetzt wirklich froh wenn es übermorgen wieder nach Hause geht.Am 12. Januar kam euer neues Album „Vulcanus“ heraus. Diverse Rezensionen sind wirklich gut ausgefallen, meine übrigens auch – 8/10 Punkten.
Danke, das freut mich.

Wie zufrieden bist du selbst mit dem Album?
Ich muss sagen, dass es natürlich unser bestes Album ist, wie halt jeder sagt. Ich persönlich finde, dass wir ein gewisses Wagnis eingegangen sind, weil wir ganz klar gesagt haben, dass auf die nächste Platte kommt, was wir selbst am liebsten machen. FEAR MY THOUGHTS war schon immer eine Band, die versucht hat sehr viele Einflüsse unter einen Hut zu bringen. Die letzte Platte war bewusst eine straighte Platte, weil wir mal die Erfahrungen haben wollten, aber wenn du dir das neue Album anhörst, wirst du merken, dass sehr viele verschieden Einflüsse darauf zu finden sind. Wenn man sich die Reaktionen ansieht steht fest, dass es das Beste ist was man hätte machen können, weil es einfach flächendeckend wirklich super ankommt.

Angenommen ihr hättet die Möglichkeit jetzt im Nachhinein noch was zu ändern. Gäbe es da was oder ist es tatsächlich so, dass du mit allen Punkten zufrieden ist?
Ich glaube in der Natur des Menschen ist es einfach so, dass man im Nachhinein immer einiges anders machen würde, weil man viel reflektiert und nachdenkt. Ich muss aber wirklich sagen, dass ich so wie das Album ist, wirklich zufrieden damit bin. Wir haben alle unsere Energie rein gesteckt, und es hat viel davon gekostet die Platte auch so hinzukriegen, von daher wüsste ich jetzt nicht, was ich großartig anders machen sollte.

Ich selbst habe im Review geschrieben, dass ich keinerlei Schwachpunkte sehe. Das Songwriting ist etwas komplizierter geworden, auch was die Abwechslung betrifft ist ein deutlicher Fortschritt gegenüber „Hell Seet Hell“ zu erkennen. Wie siehst du das?
Ja, ich bin das Songwriting anders angegangen als bisher, es war nicht so, dass wir einen Song nach dem anderen geschrieben haben. Wir hatten eigentlich immer drei oder vier Songs gleichzeitig am Laufen und haben dann geschaut, wo was am besten rein passt. Wir haben immer gewisse Songstrukturen verwendet, gleichzeitig aber auch darauf geachtet, welcher Song was braucht. Es muss ja nicht immer so sein: Strophe-Refrain-Strophe-Refrain. Vielmehr muss der Song einfach stimmen. Da habe ich das Gefühl, dass wir das gut hingekriegt haben.

Teilweise habe ich sogar Meshuggah oder Strapping Young Lad herausgehört.
Ja, einige Elemente haben wir da auf dem Album.

Auch an dieser Stelle muss ich die Genre-Diskussion ansprechen – das Metalcore-Problem. Ihr seid auch eine „junge“ Band – wobei, das „jung“ stimmt so nicht ganz. FMT gibt es nun schon seit gut 9 Jahren, oder?
Ja, wir feiern demnächst das 10-jährige Bandbestehen, ich selbst bin mit 24 aber einer der Jüngeren, Patrick ist zum Beispiel schon 31. Zu dieser Genre-Diskussion: bei der letzten Platte haben wir das Gefühl gehabt, dass in der ganzen Metalcore-Bewegung eine Limitierung stattfindet, bzw. dass es auch eine Limitierung von FMT gegeben hat. Solche Bands werden auf ein bestimmtes Maß reduziert und in eine Schublade gesteckt, und dabei haben wir uns nicht wohl gefühlt. Wir waren schon immer eine Band, die eigentlich im Metal-Bereich ansässig aber gleichzeitig offen für für andere Elemente war. Mittlerweile ist mir das wirklich egal, die sollen sagen was sie wollen, ich mach mein Ding. Wer immer noch meint, dass „Vulcanus“ Metalcore ist, der soll das machen, ich will keinem irgendwas aufdrücken. Letztes Jahr haben wir ja mehr mit dieser Welle zu kämpfen gehabt, aber ich hab da kein Problem mehr damit.

Würdest du mir den Werdegang von FMT kurz erläutern? Es war schon ein recht langer Weg, ihr habt nun ja schon das 4. (oder ist es nun das 5.) Album veröffentlicht.
Ich glaube sogar das 6., aber gut. Wir haben früher ganz anderen Sound gemacht. FMT war ursprünglich – also als ich noch nicht dabei war – eine Cover-Band, es war nicht unbedingt der Versuch eine Band zu gründen und damit Erfolg zu haben. Damals waren das alles Musiker die müde von ihren bisherigen Bands waren und einfach was anderes machen wollten. Das dürfte gewesen sein, als die Metalcore-Szene aufkam. Wir haben alles, was uns in den Sinn gekommen ist, auf die Alben gepackt. Ich weiß nicht ob du die zweite Platte kennst, da haben wir ein Flamenco-ähnliches Stück am Schluss, weil uns das Flair sehr gefallen hat. Da hatten wir einfach Bock darauf, und genau das haben wir jetzt bei „Vulcanus“ auch wieder gemacht. Wir packen alles drauf was uns Spaß macht, denn wir stecken all unsere Energie in unsere Musik und ich will nicht mit 40 enden und mich vor jemandem rechtfertigen müssen, dass ich meinen Arsch verkauft habe, dass ich Musik für andere Leute geschrieben habe. Das ist unser Ziel, und dieses Ziel ist uns letztes Jahr erneut richtig bewusst worden.

Wenn du zwischen einer perfekten Show oder viel Spaß und Party entscheiden müsstest, was wäre deine Wahl?
Für mich ist es am wichtigsten, dass die Besucher bekommen, was sie verdienen. Angesichts der horrenden Preise finde ich es fair, dass die Show gut ist und alles glatt läuft. Als Band achten wir auf die Show, andererseits – gib uns eine Gitarre in die Hand und wir haben Spaß. Und das merkt man auch. Wir sind nicht hier um Kajal aufzutragen und zu posen, vielmehr waren wir schon immer für lustige Shows, bei denen alles klappt, bekannt. Wir kriegen von vielen Bands zu hören, dass sie es schätzen, dass wir uns nicht zu ernst nehmen. Vor Jahren haben wir Shirts gedruckt auf denen „FEAR MY THOUGHTS are fuckin‘ Posers“ oder „Titties and Beer“ stand. Im Moment haben wir nen Gürtel auf dem „Don’t fuck with FEAR MY THOUGHTS because they know Darth Vader“ steht. Ich merke immer mehr, dass Leute auch sowas an uns schätzen.

Und deine Wunsch-Band mir der du mal auf Tour gehen möchtest? Gibt es da eine die dich besonders beeinflusst hat?
Also bei mir persönlich sind es leider viele Bands, die es mittlerweile nicht mehr gibt. Led Zeppelin und solche Geschichten. Aus dem momentanen Geschehen wäre es für mich absolut Mastodon. Eine Wahnsinns-Live-Band, da würde ich schon sagen dass die uns allen gefallen würden. Es gibt da viele Bands, und man sollte nicht auf Tour gehen mit dem Ziel gefüllte Hallen zu haben, bei einem so langen Zeitraum ist es einfach auch wichtig, dass man gut miteinander auskommt. Von daher ganz klar Mastodon oder Porcupine Tree.

Wie sieht eigentlich das Geschäft mit anderen Kontinenten aus? Spürt auch ihr, dass der amerikanische und auch japanische Markt immer mehr nach europäischen Bands Ausschau hält?
Wir merken, dass wir extrem viele Anfragen von Fans haben die sagen, „Kommt doch endlich mal“. Wenn man in Amerika spielen will, dann muss man das mindestens zwei Jahre lang machen. Man muss intensiv viel Zeit investieren, touren, touren und touren. Ich selbst bin kein Fan vom amerikanischen Musikmarkt, muss ich ehrlich sagen. Es findet momentan eine absolute Übersättigung statt, die Leute schätzen den Wert einfach nicht, sie wissen nicht was es heißt eine Band live zu sehen. Wenn du zum Beispiel in Berlin, Wien oder London wohnst, kannst du dir jede Woche aussuchen welche große Band du sehen willst. In Ländern wo nicht viel getourt wird, herrscht eine völlig andere Wertschätzung, das fiel mir in Zagreb extrem auf. Insgesamt bin ich mit Europa mehr als zufrieden, aber es gibt da ein kleine Versprechen, das wir uns selbst gegeben haben. Wenn Japan, dann gemeinsam mit Neaera, Japan wäre etwas, das wir sofort machen würden.

Jetzt noch ein lustiges Wortspiel, sag mir einfach, was dir spontan zu den Begriffen einfällt…

Heaven Shall Burn: Absolute Hammer-Typen, ich war nicht zusammen mit ihnen auf Tour, aber ich hab schon zig Konzerte mit ihnen gespielt und viel Zeit mit denen verbracht. Vom Sound her ist es nicht ganz meine Sache, aber was ich bis jetzt von diesen Typen mitgekriegt habe – Hammer! Super Humor, den Kopf bei der Sache, nehmen sich nicht zu ernst, stehen hinter ihren Idealen und ich find’s super was die für eine Message rüber bringen.

Metalcore: Haben wir schon gehabt…(überlegt)…schwer zu sagen. Wer mag, der soll’s machen.

Tourbus: Tourbus? Boah, ich würd’s euch echt gern mal zeigen, aber ich glaub nicht, dass ihr das sehen wollt. Das ist eine Tube voll Bakterien und es sind zu viele Männer auf zu wenig Platz, aber immer ein Ort, an dem man wahnsinnig viel Spaß haben kann.

Alkohol: Teufel.

Vulcanus: Hat glaube ich dazu beigetragen, dass ich in einem Jahr mindestens fünf Jahre älter geworden bin. Was uns das an Energie gekostet hat, Wahnsinn.

Metal1.info: Hab‘ ich noch nicht gehört, werde aber bei der nächsten Gelegenheit besuchen und mal ein paar Interviews lesen.

Ich möchte mich für deine aufgebrachte Zeit bedanken und wünsche FEAR MY THOUGHTS viel Erfolg und vor allem viel Spaß bei den restlichen Gigs dieser Tour! Die letzten Worte gehören natürlich dir!
Ja danke dir auch, vielen Dank an Metal1.info, Österreich?

Nein, ist ein deutsches Magazin.
Deutschland? Gut! Ne, echt jetzt?

Ja, bin nur ein österreichischer Mitarbeiter.
Ah, ok. Also ich merke, dass du dir was bei den Fragen gedacht hast, da auf der Tour auch sehr viele Standard-Fragen gestellt wurden. Ich bin immer froh, wenn ich merke dass sich jemand mit uns beschäftigt und sich das Album angehört hat. Dankeschön nochmal!

Geschrieben am von Metal1.info

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