Interview mit David Nilsson von Feral

Mit „Where Dead Dreams Dwell“ legen die schwedischen Death Metaller FERAL sechs Jahre nach ihrem gelobten Debüt „Dragged To The Altar“ endlich ein zweites Album nach. Fronter David Nilsson über die Gründe für die lange Wartezeit, die Entstehung des Albums und was Uriah Heep und Rainbow zur Entstehung von „Where Dead Dreams Dwell“ beigetragen haben.

feralVor ein paar Tagen habt ihr die Release-Show zu eurem neuen Album „Where Dead Dreams Dwell“ gespielt. Wie fühlst du dich?
Langsam lässt der Kater nach, ansonsten geht es mir blendend.

Gratulation zu dem Album – die Reaktionen sind, was ich bislang mitbekommen habe, ja sehr gut. Zufrieden?
Vielen Dank! Ja, die Leute scheinen das Album zu mögen. Das meiste Feedback, das wir bisher bekommen haben, war sehr gut. Natürlich macht uns das sehr glücklich, zu sehen, dass die Leute das, was wir machen, auch mögen. Das einzige negative Feedback, das wir bekommen haben, war von Leuten, die von dem ganzen Swedish-Death-Metal-Revival, das es in den letzten Jahren gab, übersättigt sind – aber das nehmen wir uns nicht all zu sehr zu Herzen. Wir machen einfach unser Ding, egal, oder der Stil gerade „in“ ist oder „out“. Natürlich kann man diesen Standpunkt nachvollziehen, aber es ist ja nicht unsere Schuld, dass die Szene so explodiert ist – und so lange wir gute Alben veröffentlichen, denke ich, dass die Leute das auch so sehen.

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Der gesamte Entstehungsprozess von „Where Dead Dreams Dwell“ hat vier Jahre gedauert. Warum habt ihr euch nach eurem Debüt so viel Zeit gelassen?
Das liegt vor allem an den vielen Lineup-Wechseln, die wir durchgemacht haben. Als wir mit unserem Debüt auf Tour gegangen sind, haben wir mit einem Aushilfsgitarristen gearbeitet, weil unser fester Gitarrist, Petter Nilsson, nicht mit auf Tour gehen konnte. Deshalb mussten wir zunächst mit dem Ersatzmann das alte Material üben, und dann, als Petter wieder mitgespielt hat, mit ihm noch einmal – deshalb hatten wir kaum Zeit, neues Material zu schreiben oder zu üben. Dann hat Petter die Band gemeinsam mit unserem Schlagzeuger, Rickard Lundmark verlassen – letzterer spielt jetzt übrigens bei Zonaria – und wir mussten wieder viel Zeit investieren, um unser altes Material mit unserem neuen Drummer, Roger Markström, einzustudieren. Aber als wir dann endlich damit angefangen haben, an neuem Material zu arbeiten, ging alles ziemlich schnell und wir hatten bald mehr Songs beisammen, als wir für ein Album gebraucht hätten. Von dem Zeitpunkt, als Roger bei uns eingestiegen ist, hat es nur knapp zwei Jahre gebraucht, bis das Album jetzt erschienen ist – ich denke, das geht in Ordnung. Aber beim nächsten Mal soll es definitiv nicht mehr so lange dauern – wir haben sogar schon mit den Arbeiten am Nachfolger von „Where Dead Dreams Dwell“ begonnen!

Jonas Lindblood von Puteraeon hat auf dem Album einen Gastbeitrag. Wie kam es dazu?
Ich hatte damals zufällig über das Internet Kontakt mit ihm und er schien ziemlich cool drauf zu sein – ganz abgesehen davon natürlich, dass er eine krasse Stimme hat. Wir haben auch beide beim letzten Album von Just Before Dawn als Gäste mitgewirkt, also wusste ich, dass er soetwas generell macht. Und zu guter Letzt sind Puteraeon auf dem gleichen Label wie wir: Cyclone Empire. Ich hatte einfach das Gefühl, dass der Song besser zu ihm als zu irgend einem anderen Sänger, den wir hätten fragen können, passt: Wie du sicher weißt, machen Puteraeon viele Songs zur Lovecraft-Thematik, und der Song,  „Mass Resurrection“ dreht sich auch darum. Eines Abends saß ich mit meinem Puteraoen-Shirt da und habe mir die Vorab-Produktion des Albums angehört, und da ist mir die Idee gekommen, dass es eigentlich cool wäre, ihn zu fragen. Er war sofort dabei, und ich finde, das Ergebnis ist echt gut geworden.

Feral - Where-Dead-Dreams-DwellDas Artwork eures Albums ist von Costin Chioreanu, der beispielsweise auch das Cover vom letzten Centinex-Album gemacht hat. Warum er, und wie viel Einfluss habt ihr auf seine Arbeit genommen?
Wir sind verdammt stolz auf dieses Artwork, Costin hat seine Sache wirklich großartig gemacht. Wir haben uns vor allem seiner Arbeiten für Grave wegen für ihn entschieden, und weil wir das Gefühl hatten, dass er ziemlich genau weiß, was er tut. Wir glauben, dass Kunst – ob nun Musik oder Malerei oder was auch immer – ohne Einflüsse von außen geschaffen werden sollte, und waren fest davon überzeugt, dass wir das beste Resultat bekommen würden, wenn wir Costin freie Hand lassen würden. Wie richtig wir damit lagen, siehst du ja jetzt. Wir haben Costin nur den Text zum Album-Opener „Swallowed By Darkness“ gegeben, der quasi den Titeltrack des Albums darstellt. Wir haben es Costin freigestellt, das Material so zu interpretieren, wie es ihm gefällt – die einzige Einschränkung, die wir gemacht haben, war, dass wir kein rotes Album wollten. Er hat das wirklich professionell durchgezogen und wir könnten mit dem Ergebnis nicht zufriedener sein!

Kennst du auch eure „Artwork-Brüder“ von Centinex und was hälst du von ihrem Reunion-Album „Redeeming Filth“?
Ich kenne Centinex, aber habe mich nie eingehender mit ihnen beschäftigt – aber Demonical, die ja mit Centinex in Verbindung stehen, gefallen mir sehr gut. Unser Gitarrist Markus hat das Album aber sehr gelobt und es steht definitiv auf meiner Liste! Es gibt einfach so viel Musik, da hängt man schnell hinterher, was bestimmte Bands angeht – selbst, wenn man wie ich jeden Monat viele Alben kauft.

Auch euer Sound ist sehr „Oldschool“ – was sind eure Idole oder prägenden Einflüsse?
Ich müsste lügen, würde ich sagen, wir wären keine Fans von Bands wie Entombed, Dismember, Unleasehd oder Grave – letztere sind da klar meine Favoriten. Ich sammle ihr Zeug fast schon fanatisch und versuche, sie wo immer es sich anbietet live anzuschauen. Aber wenn es um meine persönlichen Inspirationsquellen oder, wenn du es so ausdrücken willst, auch Idole geht, muss ich mehr als nur den schwedischen Death nennen. Ich kann da nur für mich sprechen, da ich nicht der einzige Songwriter in der Band bin, aber als „Where Dead Dreams Dwell“ entstand, habe ich viel deutschen Thrash gehört – vor allem Sodom, eine Band die ich sehr schätze. Auch Candlemass zählt zu den Bands, die ich immer hören kann … wie oft Markus und ich auf unserem Weg vom Pub nach Hause  “At the Gallows End” gesungen haben, kann man gar nicht zählen. Die besten Inspirationen kommen aber vielleicht sogar aus den Phasen, in denen ich generell nur wenig Death Metal höre – viele Ideen kamen mir beispielsweise, als ich wochenlang nur Sachen wie Uriah Heep oder Rainbow gehört habe.

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Wie entsteht generell ein typischer FERAL-Song?
Über 80 Prozent des Songs ensteht daheim. Meistens machen wir das Songskelett in Einzelarbeit fertig und zeigen es dann dem Rest der Band. Manchmal treffe ich mich aber auch mit Markus oder unserem Bassisten, Viktor Eriksson, und schreiben dann zusammen Material. Aber solange wir einen Song nicht als Band geprobt haben, sehen wir ihn auch nicht als fertig an, weil wir dann meistens noch Änderungen vornehmen. Da kommt dann mal ein Break oder neuer Part dazu, oder wir bauen die Songstruktur nochmal um, wenn wir ihn ein paar Mal gespielt haben. Manche dieser Änderungen kommen direkt, manche aber auch erst, wenn wir den Song schon ein Jahr lang gespielt haben. Jeder in der Band hat da ein Mitspracherecht, auch wenn das Grundgerüst aus der Feder eines Einzelnen kommt.

Ihr habt auch schon mit vielen bekannten Bands die Bühne teilen dürfen – hättet ihr damit vor ein paar Jahren schon gerechnet?
Nein, sicher nicht. Als wir die Band gegründet haben, haben wir das alles nicht so ernst genommen. Als FERAL zu dem wurde, was es heute ist,waren wir alle noch in der Schule. Ich bin der Jüngste in der Band und ich hatte gerade die Schule fertig, als wir unsere erste Tour gebucht haben – damals haben wir uns schon einige Jahre als ersthafte Band versucht. Jeder in der Szene ist seines Glückes Schmied, man bekommt einfach nichts geschenkt, aber trotzdem sind wir natürlich sehr dankbar – Alben veröffentlichen und Shows spielen zu dürfen ist wirklich ein Privileg.

Mit welcher Band würdet ihr am liebsten mal zusammenspielen?
Bolt Thrower! Das wäre wirklich ein wahrgewordener Traum für uns – es gibt einfach keine so harte Band wie sie. Wie vorher schon erwähnt, ist Grave eine meiner Lieblingsbands. Mit denen haben wir zwar schon einmal gespielt, aber das würde ich auch jederzeit wieder tun. Ich finde, das aktuelle Lineup ist das Beste seit ihren Album-Klassikern. Das wäre schon was, mit denen auf Tour zu gehen und jeden Abend ihre Show ansehen zu können…

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Gibt es denn schon Pläne für eine Tour?
Ziemlich sicher wird diesen Sommer dahingehend nichts mehr passieren – das Album kam etwas zu spät heraus, um damit noch Sommer-Festivals zu buchen. Vielleicht bekommen wir im Herbst ein paar Shows oder gegen Ende des Jahres – es ist echt schon wieder viel zu lange her, seit wir unterwegs waren und langsam macht sich die Gig-Abstinenz bemerkbar. Wir hatten eigentlich für März diesen Jahres eine Tour geplant, aber die wurde leider abgesagt. Es ist aber auch besser, näher am Release eines Albums zu touren, insofern sollte alles ganz gut laufen, wenn wir jetzt etwas gebucht bekommen, wo die CD raus ist. Aber wir haben auch alle Jobs, ein paar von uns auch Frau, Kinder und ein Haus mit Hypotheken, insofern ist es für uns fast nicht mehr möglich, mal einen Monat von daheim weg zu sein. aber ein paar Festival-Gigs oder Mini-Touren wären definitiv möglich, und wir würden verdammt gern wieder nach Deutschland kommen. Wir haben dort eine Menge cooler Shows gespielt und hatten immer unseren Spaß.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Deutschland: Bier!
Gorgoroth: Satan…
Der Kandidat für dein Lieblingsalbum 2015:  Morgoth – Ungod
FIFA: Videospiele?
FERAL in zehn Jahren: Älter, aber nicht viel weiser!

Vielen Dank für deine Zeit – die letzten Worte gehören dir:
Ich habe für das Interview zu danken! Und danke auch an all unsere Fans in Deutschland! Es ist wirklich cool, eure Nachrichten und Emails zu bekommen – und wir werden zurückkommen und euch den FERAL-Wahnsinn bringen! Checkt in der Zwischenzeit mal unser neues Album “Where Dead Dreams Dwell” aus und unterstützt den echten Death Metal! Rot’n’Roll!

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