Interview mit Simon Schillinger und Cornelius "Wombo" Heck von Finsterforst

FINSTERFORST offenbaren auf ihrem neuen Werk „…zum Tode hin“ eine erneute qualitative Steigerung und legen die Messlatte des epischen Pagan Metal wieder etwas höher. Wir ließen es uns nicht nehmen, Gitarrist Simon und Drummer Wombo zu dem Album und der Geschichte der Band etwas auszuquetschen.

Hi Simon, hi Wombo, danke dass ihr euch Zeit für das Interview nehmt.Für alle, die euch noch nicht kennen: bitte stelle die Band FINSTERFORST vor und schildere kurz euren bisherigen Werdegang bzw. die markantesten Stories aus den Anfangstagen.
Simon: Hallo! Wir sind eine Pagan/Folk Metal Band, die gegen Ende 2004 von Tobias Weinreich (Bass), Marco Schomas (Gesang), AlleyJazz (Keayboards) und mir, Simon Schillinger (Gitarren) gegründet wurde. Nach den ersten Kompositionen war uns allen klar, dass ohne ein Akkordeon bei uns wenig geht. So hatte ich sofort einen alten Freund von mir gefragt, ob er, auch wenn er bis dahin noch nichts mit Metal am Hut hatte, bei uns mit seiner Quetschkommode einsteigen will. Johannes Joseph war von der Idee sehr begeistert und war sofort unser neues festes Mitglied. Die ersten fast zwei Jahre verliefen ohne einen einzigen Live-Auftritt, da uns neben einem weiteren Gitarristen auch ein Drummer fehlte. Wir konzentrierten uns eher auf das Kreieren von Songs und nahmen somit auch Ende 2005 unsere EP „Wiege der Finsternis“ auf, die wir dann im März 2006 veröffentlichten. Diese erste Veröffentlichung konnte sehr gute Kritiken einfahren und wir verstärkten die Suche nach einem Drummer, nachdem wir einen weiteren Gitarristen in David Schuldis gefunden hatten. Gegen September 2006 bin ich dann auf einen sehr jungen und verdammt motivierten Drummer gestoßen. Trotz seiner 16 Jahre hatte uns Wombo voll und ganz überzeugt und wurde als neues und letztes festes Bandmitglied gefeiert. Somit konnten wir uns endlich auf Live-Auftritte vorbereiten, die es dann ab Anfang 2007 gab. Der ein oder andere Gig folgte und wir nahmen, abermals in den Iguana Studios, unser Debutalbum „Weltenkraft“ auf, das über World Chaos (Japan) im Juli 2007 dann veröffentlicht wurde und weitgehend sehr positiv von den Hörern aufgenommen wurde. Nach und nach wurden alle Vorbereitungen zu unserem nächsten Album abgeschlossen, sodass wir im Juli 2008 uns wieder in die Iguana Studios begaben, um unseren Nachfolger „…zum Tode hin“ einzuspielen. Nachdem es dann im September gemischt und gemastert wurde, begaben wir uns auf Labelsuche.

Ich nehme an, der Bandname soll eine Anspielung auf eure Herkunft aus dem Schwarzwald sein. Oder steckt etwas Anderes hinter dem Namen? Wer hatte die Idee zu der Bezeichnung?
S: Unser Bandname ist einfach ein anderes Wort für unsere Heimat, dem Schwarzwald. Ich habe leider keine Ahnung, wann wir genau auf diesen Namen gekommen sind. Wir hatten uns damals bei mir zu Hause getroffen, um über einen Bandnamen zu diskutieren, was allerdings eher im Delirium endete. Vielleicht haben wir den Namen ja dort gefunden. :-)

Ist FINSTERFORST durchweg eure erste Band, oder habt ihr schon in anderen Bands gespielt? Spielt möglicherweise der ein oder andere von euch parallel noch in einer anderen Band?
S: Einige von uns waren schon vor Finsterforst in anderen Bands oder in einer anderen Form musikalisch aktiv. Auch heute werden zum Teil noch andere Projekte verfolgt, was sich aber nicht sonderlich mit Finsterforst beißt. Ich selber gehe noch einem Projekt nach, das sich eher in den Bereich des melodischen Black Metals begibt und in dem auch noch andere Baumharzschlürfer involviert sind. Davon wird es bald eine Demo zu hören geben. ;-)

Welcher Tätigkeit geht ihr außerhalt der Musik nach?
S: Einige studieren, der eine macht gerade Abitur und der andere geht arbeiten. Ansonsten versucht man seinen Hobbies nachzugehen wie zum Beispiel Bäume umarmen und streicheln gehen oder einfach Haxe essen.

Wie würdest du eure Musik, euren Stil jemandem beschreiben, der noch nichts von euch gehört hat?
S: Ich würde ihm/ihr ans Herz legen, dass er/sie sehr viel Atmosphäre und Melodien, die verschiedenste Emotionen zum Ausdruck bringen, in unserer Musik finden wird und somit eine gute Möglichkeit hat, sich entspannt zurückzulehnen und abzuschalten. Du findest auf „…zum Tode hin“ einfach so gut wie alles. Ob akustisch ruhige, ob schwere episch atmosphärische oder ob schnelle „Arschtret“-Parts. Du wirst hier bedient! :-)

Wo liegen Eure Einflüsse? Von welchen Bands fühlt ihr euch stilistisch inspiriert?
S: Man wird von allem, was man an Musik konsumiert und im täglichen Alltag um sich herum mitbekommt, zumindest unterbewusst beeinflusst. Ich denke in unserer Musik sind vor allen Dingen Einflüsse von skandinavischen Bands wie zum Beispiel Moonsorrow und Co. zu erkennen.

Welches waren die bisherigen Höhepunkte eurer Karriere?
S: Unser neues Album „…zum Tode hin“ und die Zusammenarbeit mit Einheit Produktionen sind wohl definitiv unsere Höhepunkte und wir sind mehr als zufrieden damit.
Aber auch jedes Konzert und die Feier vor und danach ist immer wieder riesig!

Und welches waren die Tiefpunkte oder peinlichsten Erlebnisse?
S: Bevor wir bei Einheit Produktionen unter Vertrag waren, hatten wir eher nur schlechte Erfahrungen mit Labels gemacht. So haben wir von dem japanischen Label World Chaos Productions nichts mehr gehört, die offensichtlich auch illegal bzw. ohne unsere Zustimmung Lizenzen unseres Debutalbums „Weltenkraft“ verkauft hatten. Wir hatten zu keiner Zeit irgendwelche Informationen über Verkaufszahlen, Promotion etc. erhalten. Ein unehrlicher Drecksack eben! Als wir „…zum Tode hin“ dann letztes Jahr im Juli aufnahmen, hatten wir sehr guten Kontakt zu AFM Records. Diese bestellten uns dann auch zu sich nach Hamburg und ein Deal war schon so gut wie im Kasten. Doch daraus wurde auch nichts. AFM dachten, es sei nicht einmal nötig, uns selber abzusagen.

Wer ist für das Songwriting verantwortlich, sowohl musikalisch wie lyrisch?
S: Für das musikalische Songwriting bin ich hauptsächlich verantwortlich. Die Lieder entstehen also bei mir zu Hause Schritt für Schritt bis sie komplett arrangiert sind. Danach kümmert sich unser Sänger Marco um die Texte.

Kannst du uns etwas zur Entstehungsgeschichte von „…zum Tode hin“ erzählen?
S: Die Songs entstanden zwischen Ende 2006 und Ende 2007. Wir haben uns sehr viel Zeit gelassen, um an Details nach und nach zu arbeiten. Im Proberaum hatten wir vor der Aufnahme nicht herumexperimentiert. Alles entstand wie gewohnt zu Hause in aller Ruhe.

Viele Alben haben heutzutage ein durchgehendes Konzept. Ist es bei „…zum Tode hin“ ebenso? Oder wovon handeln die einzelnen Songs?
S: Es handelt sich bei „…zum Tode hin“ nicht um ein Konzeptalbum. Jedoch geht es hauptsächlich um die Natur und die Menschheit, welche diese zerstört.

Wer kam auf den Titel des neuen Werkes? Und was wollt ihr mit dem Albumtitel ausdrücken, bzw. mitteilen?
S: Wir hatten uns einige Zeit lang den Kopf zerbrochen gehabt, bis wir uns dann endgültig für „…zum Tode hin“ entschieden. Der Titel ist sehr eindeutig. Der verantwortungslose, habgierige und egoistische Mensch schadet der Existenz unseres Planeten mehr und mehr bis der logische Untergang folgt.

Worin unterscheidet sich „…zum Tode hin“ von seinem Vorgänger „Weltenkraft“, eurer Meinung nach?
S: Sowie musikalisch als auch lyrisch ist das Level um vielfaches gestiegen. Es sind viel mehr Variationen vorhanden und man verweilt auf „…zum Tode hin“ nicht nur auf dem typischen „Humppa-Gedudel“-Stil. Die Musik ist im Gegensatz zu „Weltenkraft“ einfach seriöser und setzt sich viel tiefer in deiner Seele fest! Zudem haben wir uns bei weitem mehr Mühe bei der Produktion gegeben. Mit Christoph Brandes und den Iguana Studios haben wir ohnehin schon Vorteile, da wir uns sehr gut kennen und perfekt zusammenarbeiten können.

Welcher Song vom aktuellen Album gefällt euch selbst am Besten?
S: Derzeit ist „Sturmes Ernte“ mein persönlicher Lieblingssong. Er beinhaltet meiner Meinung nach die epischste Atmosphäre und tritt dir gewaltig in den Arsch. Einfach groß, mächtig, erhaben, badisch! Haha!

Wie lange dauert es eigentlich, eine dieser episch-bombastischen Nummern zu komponieren?
S: Das kommt immer darauf an, wie ich gerade drauf bin

„…zum Tode hin“ ist meines Wissens euer erstes Werk unter dem Banner von Einheit Produktionen. Seid ihr mit eurem Label rundum zufrieden?
Wombo: Oh ja das sind wir! Wie du vielleicht mitbekommen hast, lief es bei uns nicht gerade glatt was Labels angeht. Die Jungs von Einheit haben sich bis jetzt für uns schon unglaublich den Arsch aufgerissen.

Wie kamt ihr zu Einheit und welche Gründe waren maßgeblich für den Labelwechsel?
W: Einheit war ehrlich gesagt eines der letzen Labels, bei denen wir uns vorgestellt hatten. Wir standen auch in Verhandlungen mit größeren, aber von denen wurden wir extrem unprofessionell behandelt.Außerdem konnte unser altes Label einfach nicht mehr das an Promo-Arbeit leisten, was Einheit jetzt macht.

Kann man euch demnächst live erleben?
W: Wir haben bis jetzt noch in keinem Jahr unseres Bestehens so viele Konzerte bestätigt wie in diesem Jahr. Ragnarök, Wolfszeit und Metal Invasion III sind wohl die größeren Festivals, bei denen wir dabei sein werden. Außerdem noch viele kleinere Konzerte in ganz Deutschland.

Mit welchen Bands wart ihr schon zusammen auf Tour und mit welchen würdet Ihr gerne mal auftreten?
W: Bislang waren wir noch gar nicht auf Tour, gehen aber im Sommer mit Shining auf die Destroying Europe Tour. Mit Moonsorrow wäre es sicherlich cool auf Tour zu gehen – jeden Abend in der ersten Reihe hahaha. Ansonsten könnte man sich auch vorstellen mit unseren Freunden von Helfahrt mal eine Tour zu spielen.

Was war euer erfolgreichster oder nachhaltigster Gig bisher?
W: Hmm, schwer zu sagen. Die größten Partys haben wir auf dem Eisenwahn Festival letztes Jahr und eine mit Folkstone bei einem Konzert in der Schweiz gefeiert. Aber es sieht so aus, als würden bei uns die Konzerte immer in einer riesigen Party enden.
Ansonsten, vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet, sind die Konzerte immer am aufregendsten, bei denen wir neue Lieder spielen.

Mit welchen Bands seid ihr gut bekannt oder befreundet?
W: Scheinbar mag uns keiner hahahahaha… nein wie schon erwähnt, kommen wir mit Helfahrt ziemlich gut aus. Aber auch Slartibartfass sind immer eine spaßige Gesellschaft.

Welche Bands bzw. Art von Musik hört ihr abgesehen von eurer eigenen?
W: Das ist sehr sehr unterschiedlich. Da gibt’s die ganze Bandbreite von Klassik bis Herbert Grönemeyer. Uns da zu beschränken wäre wohl sehr schwer.

Okay, zuguterletzt möchte ich mit dir noch unser traditionelles metal1.info-Brainstorming machen. Ich nenne einige Stichwörter und du sagst, was dir spontan dazu einfällt:

Heimat? Schwarzwald.
Natur? Teuerstes Gut
Tolkien? hm…
Power Metal? gibt’s irgendwas schöneres?
Legaler Waffenbesitz? pfffft! in die Tonne treten.
CD oder MP3? CD kaufen, dann mp3 für unterwegs.
metal1.info? immer wieder eine Freude

Möchtest du unseren Lesern noch ein paar abschliessende Worte mit auf den Weg geben?
W: Haut rein! Man sieht sich auf Festivals dann wird getrunken!

Nochmals vielen Dank für das Interview, Simon und Wombo!

Geschrieben am von Metal1.info

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