Interview mit Yann von La Rumeur des Chaînes

La Rumeur des Chaînes kombinieren Black Metal mit Klassik und Jazz. Was sie daran gereizt hat, wie sich die gleichnamige EP verkauft und was in Zukunft sein wird, das verrieten sie Metal1 in einem Interview.

English original…

Hey Yann, grüße dich!

So, hast dich ja zum Interview bereit erklärt und fangen wir doch erstmal damit an, dass du uns ein wenig über La Rumeur des Chaînes erzählst, einige Leser wissen sicher noch nichts mit euch anzufangen.
– LRDC ist der Name unserer EP an der wir die letzten Jahre gearbeitet haben, Alex (Gitarren und Lyrics), Sylvain (Bassgitarre) und ich. Unsere Musik ist eine Mischung aus Black Metal mit klassischem Orchester-Einfluss und jazzigen Momenten.

Die Kritiken zu eurer EP sind ja großartig, nahezu euphorisch ausgefallen, das freut euch doch sicher sehr. Zumal ich die Meinung ja nur teilen kann, wie ihr ja unschwer an meiner Review erkennen könnt.
– Klar ist das nichts was du erwarten kannst, wenn du deine erste Scheibe veröffentlichst. Wir haben soviel Zeit mit den Songs verbracht, das können wir absolut nicht objektiv beurteilen. Die Stücke sollten perfekt klingen und uns rundherum zusagen, weil wir wussten, dass wir nicht viele Möglichkeiten haben würden, diese aufzunehmen. Das sagt ja aber noch nichts darüber aus, wie die Leute reagieren würden. Im Endeffekt war das schon überraschend aber wir wollten unsere Ideen den Leuten zur Verfügung stellen. Wir hätten jedoch niemals gedacht, dass unsere Musik so begeistert angenommen wird.

Auf eurer Seite steht, dass mehr als 1600mal die EP heruntergeladen wurde und sie ausverkauft ist, damit habt ihr nicht gerechnet oder? Wird da nochmal nachgelegt?
– Wir haben das Album in hundert Foren in vielen Ländern beworben und man muss einfach sagen, dass das der perfekte Weg ist um Leute auf dich aufmerksam zu machen, wenn du noch völlig unbekannt bist. Sold-Out klingt ziemlich eindrucksvoll, du musst aber bedenken, dass wir nur eine geringe Anzahl an CDs hatten, von der die Hälfte zu Promozwecken herausging. Aber wir wollen, dass man noch das Gesamtwerk beziehen kann; es ist nämlich wichtig, die Musik mit dem visuellen Aspekt zu verknüpfen. Darum wird auch eine zweite Edition bald veröffentlicht.

Ihr habt augenscheinlich nicht nur musikalisch auf Qualität gesetzt, die Aufmachung eurer EP ist ja auch nicht schlecht, wie wichtig war euch das?
– Die Basisidee war die Verbindung des musikalischen Szenarios mit der Lyrik und einer Illustration der Musik. Jede dieser Komponenten bringt eine eigene Darstellung des Themas mit sich. Lucian Stanculescus Bilder passen da sehr gut herein, weil seine Werke Symbolkraft besitzen, die auf ein bestimmtes Element fokussiert sind. Seine Bilder sind originell und düster und wir dachten, dass es möglich wäre, diese mit unserem Projekt zu verknüpfen. Es ist eine wirklich nette Zusammenarbeit gewesen.

Da ich kein Französisch verstehe, wovon handeln denn so die Themen eurer Songs und woher nehmt ihr dafür die Inspirationen?
– Die Themen sind meistens typisch für Black Metal. Es geht darum, wie die Menschheit ihren Platz in der Weltordnung verliert, über die schlechten Einflüsse in unserer Gesellschaft und die Stärke und Freiheit, die man als Einzelner besitzen sollte. Aber auch wenn die Texte wichtig sind, das Verstehen der französischen Sprache würde dir die Lyriks nicht völlig aufdecken, bei mir ist es ebenso der Fall. Von der musikalischen Struktur und den Themen, die wir gemeinsam festlegten, schrieb Alex vielschichtige Stories mit Wortspielen, Doppeldeutungen und seltsamen, seltenen Wörtern. Das Ergebnis lässt der Vorstellungskraft viel Spielraum. Einmal von der Musik geleitet, machen manche Zeilen plötzlich Sinn.

Ihr paart Black Metal mit Klassik und Jazz, wie kamt ihr denn darauf?
– Die klassischen Kompositionen lassen das Stück fortschreitend erscheinen, da ich komplexe Strukturen haben wollte und du brauchst verschiedene Instrumente um unterschiedliche Klangschichten zu erzeugen und doch jedes Instrument für sich wirken zu lassen. Ich hörte mir viele Bands an, die zuerst denselben wie wir Mix spielten, dann aber zu Kompositoren, die dieselbe Musikumgebung spielen, wechselten. Das musikalische Schaffensfeld zwischen der Verschmelzung von extremen Metal und klassischer Musik ist nahezu riesig.
Jazz war völlig ungeplant. Alex schrieb einen Song mit vielen melodischen Blasmmusikparts ohne Absicht, Jazz mit Metal zu vermischen. Als wir uns entschieden, das Stück mit auf die EP zu nehmen, erhöhten wir den Blasmusik- und Metal-Anteil, fügten Jazzanleihen hinzu und setzten Blasmusik-Akzente auf die Blastparts. So enstand „Erythème“. Es klingt absolut grandios.

Habt ihr irgendwelche Inspirationen an Klassik- und Jazzinterpreten?
– Es sind erst ein paar Jahre, seitdem ich mich für Klassik interessiere, weshalb diese Sphäre für mich auch noch recht unerschlossen ist. Ich begann mit dem Entdecken von Mussorgsky, Dvorak und Rimski-Korsakov, welche meine Favoriten sind.
Um auf Jazz einzugehen, da behagt mir am meisten Zigeunerjazz, aber ich habe da keine wirklichen Vorlieben. Ich könnte nur schwer einen Künstler benennen, ausgenommen vielleicht Django Reinhardt. Nebst den zwei Einflüssen ist noch Danny Elfman zu nennen.

Ich muss gestehen, ich höre auch gerne mal Jazz, das hat ja schon was. Pariser Nachtclub, dazu Improvisationsjazz, das lässt man sich gefallen, nicht wahr? Nur mit New Orleans-Jazz werde ich so gar nicht warm, hast du da gewisse Vorlieben?
– Vielleicht bin ich in einigen Jahren dazu fähig, auf diese Frage zu antworten. ;)

Auf den Teil jetzt habe ich mich echt gefreut, sowas kann man als Redakteur eines Metalzines ja nicht alle Tage machen. Wir haben da immer so ein Fragespiel und das ändern wir jetzt mal ab. Was sagst du zu
– Ich wünschte, ich hätte eine musikalische Ausbildung als Kind genossen, das ist aber nicht der Fall. Du musst mit denen vorlieb nehmen, zu denen ich etwas sagen konnte.

-Bela Bartok
Ich entdeckte jüngst „Der wunderbare Mandarin“ danke Tormentors „Recipe Ferrum“. Ich bin wirklich begeistert von den gewaltvollen und dissonanten Stellen und werde seine anderen Werke antesten.

-Antonin Dvorak
Den kenne ich am besten aus deiner Liste; einer der Haupteinflüsse von La Rumeur des Chaînes.

-Gustav Mahler

-Dmitri Schostakowitsch

-Richard Wagner
Er ist wohl die Hauptquelle aller romantisch-beeinflussten Black Metal-Bands. Ich muss gestehen, dass ich ausser der Walkyren-Thematik nichts von ihm kenne.

-Felix Mendelssohn-Bartholdy

-Frederic Chopin

– Wenn ich mir die leeren Flächen hier so anschaue, denke ich, dass ich noch an meinem klassischen Wissen arbeiten muss für das nächste Mal, wenn du mir dein Quiz präsentierst!

Aber beschäftigen wir uns doch auch mal mit Metalmusik, wir sind ja schliesslich bei metal1.info. Habt ihr da bestimmte Einflüsse oder Vorlieben, die euren Stil geprägt haben?
– Das sagt mir schon eher zu. Meiner Meinung nach gibt es nur eine Band, die die Gewalt und Leere des Black Metals mit der Komplexität und Melodik der Klassik verbindet: Obtained Enslavement. Weiterhin hatten viele andere Bands oder Alben aus verschiedener Sicht Einfluss auf die musikalische Richtung von LRDC: Emperor, Opeth, Sigh, Enslaved, Waltari, Haggard, Hollenthon…

Wie kam eigentlich euer Bandname zustande bzw. so richtig habt ihr ja keinen, oder?
– Die eheste Übereinstimmung leite ich mir durch das Kino her. Du erkennst und erinnerst dich zuerst an einen Film durch den Namen. So wie es keine Nummer 2 geben wird, reicht ein Titel für einen Film. Wenn dir ein Film gefällt, suchst du den Namen des Regisseurs und findest die früheren Werke ohne Probleme heraus. Seine anderen Filme sind vielleicht total verschieden, besitzen andere Stile und Hintergründe mit unterschiedlichen Darstellern etc.
Was haben wir also? La Rumeur des Chaînes ist unsere erste Produktion. Wir drei sind unsere Darsteller, Co-Regisseure und Co-Produzenten. Was kommt dann? Eine absolute Freiheit was zukünftig kommen wird, kein Stress, was auf das Projekt folgen wird und ein flexibles Line-Up, welches soviele Leute umfasst, wie nötig sind, keine Gebundenheit. Nur schreiben, Leute zusammensuchen und aufnehmen.
Das geht aber nur, weil wir nicht touren und weil wir langsam Songs schreiben, so dass die Entwicklung dazwischen wahrnehmbar ist. Für mich würde das Schreiben zweier homogener Alben eine vermutliche Beibehaltung des Musikstiles während zehn Jahren bedeuten. Das ist kein Bestandteil meiner Projekte.

Was ist denn für die Zukunft geplant, veröffentlichen La Rumeur des Chaînes bald ein ganzes Album?
– Das nächste Projekt ist in Arbeit. Es wird so vollkommen sein wie LRDC, aber vermutlich eher an ein Full-Length-Album herankommen ;). Die Idee dort ist, separat von dem Mix zu arbeiten, den wir bei LRDC benutzen. Es erfordert mehr musikalisches Verständnis als ich besitze und es hat viel damit zu tun, Instrumentationen zu lernen. Diesmal möchte ich das Benutzen eines Computers vermeiden, da ich denke, dass das Ergebnis viel mehr Gefühle herüberbringen würde, als LRDC das tut. Wir werden vermutlich einen richtigen Drummer haben, wenn wir die neuen Sachen aufnehmen und einige Gastmusiker werden involviert sein. Das ist derzeit aber noch eher eine Traumvorstellung.

Gibt es Gründe wieso ihr die Band nur als Studioprojekt betreibt? Okay, für Live-Auftritte bräuchte man sicher einige Gastmusiker, wäre das das einzige Hindernis?
– Um das zusammenzufassen, wir könnten in naher Zukunft eine komplette Band werden, wenn: wir in derselben Gegend leben würden, unser Berufsleben uns genügend Zeit für regelmäßige Proben lassen würde, wir die Musiker zur Hand hätten, die wir für die Bühnenperformance benötigen würden. Unglücklicherweise trifft nichts von dem derzeit zu, aber wer weiss schon…?

Das soll es erstmal gewesen sein, ich bin auf jeden Fall gespannt, was noch so kommen wird.
– Ich danke dir vielmals. Wir hoffen, dass ihr in den nächsten Jahren wieder von uns hören werdet!

Geschrieben am von Metal1.info

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