Interview mit Yixja von Mesmur

Gleich mit ihrem selbstbetitelten Debüt konnten die Funeral-Doomer von MESMUR auf ganzer Linie überzeugen. Gitarrist Xixja über die Entstehung der Band, das Albumkonzept und Funeral Doom in den USA.

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MESMUR gibt es erst seit 2013 – wie hat die Band zusammengefunden?
Die Band wurde von Alkurion (Schlagzeug) und mir (Gitarre, Synthesizer) gegründet. Wir spielen auch zusammen in der Progressive-Black-Metal-Band Dalla Nebbia. Da wir beide das Interesse an extremem Doom teilen, haben wir irgendwann beschlossen, einfach mal ein paar Songs in diese Richtung zu komponieren. Die Chemie hat einfach gestimmt, und die Musik hat sich einfach richtig angefühlt. Wir haben dann recht schnell unseren Sänger Chris G (Orphans Of Dusk / Intorment Black) aus Sydney, Australien und unseren Freund Aslak Karlsen Hauglin aus Norwegen am Bass dazugenommen und angefangen, aufzunehmen. Ich finde, wir haben mit diesem Album etwas sehr Besonderes geschaffen.

Mesmur“ klingt nach klassischem Funeral Doom – wo siehst du die Hautpunterschiede zwischen euch und anderen Bands aus dem Genre?
Ich denke, wir haben deutlich mehr Dynamik im Sound als die meisten anderen Funeral-Doom-Bands. Natürlich sind auf dem Album eine Menge langsamer Riffs, die für das Genre typisch sind, aber wir arbeiten auch viel mit Tempowechseln, ruhigen Momenten mit Piano oder unverzerrter Gitarre, aggressiven Momenten mit Double Bass und Ambient-Elementen. Wir haben uns sehr darum bemüht, einen musikalischen Roten Faden in das Album, aber auch die einzelnen Songs einzubringen, aber dennoch folgt die Musik selten einem vorhersehbaren Pfad. Wir haben auch stark auf die Atmosphäre geachtet, und versucht, den Ambient-Einfluss weiter auszubauen als das für gewöhnlich in diesem Genre getan wird.

4_PanelGibt es Bands, die du dabei als Einfluss nennen würdest?
Ich würde sagen, Evoken, Esoteric, Mar de Grises, Comatose Vigil und Morgion sind meiner größten Doom-Einflüsse. Neurosis sind, abseits des Genres, ebenfalls ein großer Einfluss, vor allem, was die Verwendung von Ambient- und Noise-Elementen angeht. Was die Kompositionsstruktur angeht, sind auch die frühen und mittelalten Opeth als Einfluss zu nennen. Momentan sind meine liebsten Doom-Bands wohl Ea und unsere Labelkollegen von Void Of Silence. Die Alben von diesen beiden Bands laufen bei mir derzeit in Dauerrotation.

Euer erstes Album habt ihr schlicht „Mesmur“ genannt. Warum ein selbstbetiteltes Debüt?
Wir waren kurz davor, das Album „Circulus Vitiosus“ zu nennen, eine lateinische Phrase, die
„Teufelskreis“ bedeutet, haben uns dann wegen seiner bestechenden Einfachheit aber doch für „Mesmur“ entschieden. Der lateinische Ausdruck steht aber in einem Bild im Booklet.

Seid ihr mit dem Album denn auch im Nachhinein noch zufrieden?
Ich bin absolut zufrieden mit dem Ergebnis. Das Ganze war ein Projekt, das als wenig mehr als ein Experiment angefangen hat – und es hat sich zu einem der ehrlichste, natürlichsten Dinge, die ich musikalisch je gemacht habe, entwickelt. Auch das Feedback, das wir dafür bisher bekommen haben, bestärkt mich in dieser Aussage.

Handelt es sich bei dem Album um ein Konzeptalbum?
Ich würde es nicht wirklich ein Konzeptalbum nennen, aber die Texte befassen sich generell mit Themen wie Einsamkeit, Furcht und Hoffnungslosigkeit – manchmal auf persönlichem Level, und manchmal bezogen auf die ganze Menschheit als solche. Die generelle Thematik ist die einer unvermeidbaren, bevorstehenden Zerstörung, die sich selbst von Song zu Song in verschiedenen Arten ausdrückt.

Wie würdest du das Artwork in diesem Kontext interpretieren?
Wir hatten tatsächlich eigentlich schon ein anderes Artwork fertig und haben dann erst sehr spät entschieden, dass es nicht das zum Ausdruck bringt, was wir uns vorgestellt hatten, also haben wir mit diesem großartigen Bild von Gravedealer Studio nochmal neu begonnen. Das Szenario auf dem Bild kan man sicherlich unterschiedlich Interpretieren, aber meine Lieblingsinterpretation ist, dass man dort die Ruinen einer alten, verlassenen Stadt sieht, die als Zuflucht vor einem unbekannten Übel auf der Erdoberfläche gebaut wurde. Für mich passt das perfekt zu der Idee des „circulus vitiosus“ und der sich wiederholenden Geschichte. Das Szenario ist dabei gewollt vage gehalten, so dass Hörer das Bild auch nach ihren eigenen Vorstellungen auslegen können.

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Gibt es in eurer Heimat eine echte Szene für eure Musik, und wenn ja, welche Bands könntest du unseren Lesern noch empfehlen?
Sludge und Stoner Doom sind in den Staaten generell populärer als Funeral Doom, aber Evoken, Seidr, Loss und Morgion sind ein paar meiner Lieblingsbands von hier. Auch Thou aus New Orleans hat großartige Musik gemacht, indem sie extremen Doom mit Sludge- und Black-Metal-Einflüssen gemischt haben. Aus Chris’ Heimat Australien gibt es natürlich noch Mournful Congregation, Disembowelment,Tempestuous Fall, Virgin Black, Futility und so weiter. Die australische Code666-Band Rise Of Avernus spielt eine eher symphonische und progressive Art Doom Metal, aber auch sie haben dieses Jahr ein großartiges Album veröffentlicht.

Besteht die Chance, euch in absehbarer Zeit in Deutschland live zu erleben?
Ich würde Deutschland wirklich gerne besuchen, aber eine wir werden MESMUR in absehbarer Zeit vermutlich nicht zur Liveband machen. Wir sind derzeit über den ganzen Globus verstreut, unsere Bandmitglieder leben in den USA, Australien und Norwegen. Insofern muss das Ganze fürs Erste wohl ein Studioprojekt bleiben.

Vielen Dank für das Interview – zum Abschluss ein kurzes Brainstorming:
Colosseum:
Die großartige finnische Funeral-Doom-Band, die eine Show in den römischen Ruinen gespielt hat.
Black Sabbath: Die Mutter des besten Metal-Genres
Dein Lieblingsalbum 2014: Ea – A Etilla
Ferguson: Ein Vulkan, der schon lange Zeit unter der Oberfläche gebrodelt hat und jetzt endlich ausbricht.
Mesmur in zehn Jahren: Schwer zu sagen. Wir werden sicherlich alle in zehn Jahren noch Musik machen, aber wir wollen die Kunst machen, die auf natürliche Weise entsteht, und nicht einen bestimmten Sound forcieren, nur um einen Releaserhythmus am Laufen zu halten.Insofern ist es unmöglich, vorherzusehen, ob es MESMUR in zehn Jahren noch geben wird.
IS: Leute, die einer Gehirnwäsche unterzogen und so zu Waffen gemacht wurden, um eine Religion zu verbreiten. Das passiert gerade nicht zum ersten und sicher auch nicht zum letzten Mal in der Geschichte.

Die letzten Worte gehören dir:
Hört und unterstützt guten Doom! Das Genre, gerade der Funeral Doom, wird oft als eintönig kritisiert, oft hört man, viele Nachmacher würden uninspirierte Musik spielen – aber es gibt von überall auf dem Planeten guten Funeral Doom! Hört auch mal in meine anderen Bands rein … Chris hat mit Orphans Of Dusk gerade erst eine sehr starke EP veröffentlicht, und Dalla Nebbia werden ihr zweites Album in Kürze fertigstellen!

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