Interview mit Ralf, Andre & Ron von Monolith

Das Genre des Psychedelic- / Doom-Rock feiert seit Jahren ein furioses Comeback – der internationale Erfolg von Bands wie Graveyard oder zuletzt Ghost ist hierfür der eindrucksvolle Beweis. Doch auch in Deutschlands Szene tut sich einiges. Als Beispiel hierfür wollen wir an dieser Stelle die Bremer MONOLITH mit ihrem Debüt-Album „Dystopia“ vorstellen. Das Trio über Vintage-Sound, Live-Recording und die Retro-Welle.

MONOLITH-LogoMONOLITH ist noch recht jung, euer Sound könnte älter aber kaum klingen. Was war eure Motivation, in der heutigen Zeit 70s-Rock zu machen?
Ralf: Also bei mir hat alles mit John Mayall And The Bluesbreakers angefangen. Als ich dann Led Zeppelin hörte, wusste ich: sowas will ich machen.
Andre: Ich mag authentische Sounds. Diese ganze technisierte, getriggerte und aufgeblasene Zeug, das heute teilweise leider auch im Rock und Metal oft Usus ist, klingt für mich nach Techno. Abgesehen davon gefällt mir die Ästhetik der 70er in vielerlei Hinsicht.
Ron: Ich bin mit der Mucke groß geworden. Mein Vater hat damals die ganzen alten Sachen hoch- und runtergehört. Das beeinflusst einen schon.

monolith-01Ist es leicht, 2014 Hörer für neue 70s-Rock-Bands zu finden, oder muss man die Leute erst motivieren, neben ihren alten Helden auch neuen Bands eine Chance zu geben?
Ralf: Ich glaube es ist nicht leichter als in andern Genres auch. Aber darum geht’s gar nicht. Selbst wenn unser Album keiner haben will, würden wir diese Musik machen, weil wir einfach Bock drauf haben.
Andre: Da kann ich Ralf nur beipflichten: Mir selbst ging es auch wirklich nie darum, alte Helden mit unserer Musik zu zitieren und ich glaube auch nicht, dass die Leute, die solche Musik mögen, reine Zitate hören wollen. Daher muss auch kaum jemand motiviert werden, neueren Bands eine Chance zu geben. Die suchen selbst nach Neuem. Nach Neuem im Alten sozusagen. Das Schöne an „unserer Szene“ ist ja gerade, dass das oft noch Leute sind, die Rockmusik wirklich lieben … und solche Leute wollen keinen Abklatsch.

Steht eure Bandgründung im Kontext mit dem Genre-Revival, das in den letzten Jahren zu beobachten ist, oder hört ihr selbst nur die alten Helden?
Ralf: Könnte man fast meinen. Aber nee. Wir haben uns vor drei bis vier Jahren kennen gelernt und zu der Zeit schon angefangen zusammen zu musizieren. Die Hälfte der Stücke auf der Platte entstand auch schon zu der Zeit.
Andre: Überhaupt nicht. Als wir angefangen haben, gab es noch kein Revival … Wir sind nur ein bisschen spät dran. (lacht) Das was wir machen, entsteht aus uns selbst heraus, aus der Dynamik in der Band, aus Jams und natürlich auch aus den jeweiligen musikalischen Einflüssen der Bandmitglieder. Diese Einflüsse sind durchaus verschieden und nicht nur von „alten Helden“ geprägt, obwohl die natürlich schon eine Rolle spielen.

Welche Bands würdet ihr denn als Einflüsse nennen?
Ralf: Halt alles was wir so hören: Black Sabbath, Led Zeppelin, Pentagram, Deep Purple … aber auch neuere Acts wie z.B. Uncle Acid And The Dead Beats.
Andre: Siehe Ralf. Aber ich mag auch derbere und neuere Bands, die sich ebenfalls an den 60ern und 70ern orientieren. Electric Wizard oder Windhand z.B oder auch Genre-fremde Stile . Hauptsache es groovt und drückt. Ich steh eh auf alles mit runter gestimmten Gitarren. Am besten auf Vinyl!

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Gerade der Gesang erinnert mich stark an frühe Black Sabbath – ist das beabsichtigt beziehungsweise seht ihr das genauso?
Ralf: Das ist eher Zufall. Ich kann ja nichts dafür, wie meine Stimme klingt. Klar haben wir dann bei den Aufnahmen zugesehen, dass der Gesang drei Mal aufgenommen und dann zusammen gemischt wurde. Dadurch kommt dieses wabbern in der Stimme zu Stande, das man auch oft auf den alten Aufnahmen hört.
Andre: Das werden wir noch oft zu hören bekommen, aber Ralf hat völlig recht: Das ist seine Stimme! Er hat bei den Recordings eher versucht, nicht so sehr nach Ozzy zu klingen, aber das ihm nur bedingt gelungen. (lacht) Ich finde das gut.

Während es früher ja einfach nicht anders ging und deshalb „einfach“ war, ist es heute ja fast schon wieder ein Kunststück, authentisch vintage zu klingen. Was waren hier die wichtigsten Kniffe, die ihr soundtechnisch angewendet habt?
Ralf: Nicht zu basslastig das Ganze, vor allem aber alles live einspielen und Spaß dabei haben. Sowas kann man dann auch tatsächlich raushören.
Andre: Es gibt nur einen wirklich Kniff und der heißt: Weglassen! Überflüssige Overdubs weglassen, überflüssige Plug-Ins weglassen, Techno-Bass-Pushen weglassen. Das reicht heute oft schon, um vintage zu klingen, da plötzlich wieder Luft zwischen die Sounds passt.

Ihr habt das Album live eingespielt – wo seht ihr Vor- und Nachteile dieser Recording-Methode?
Ralf: Man kann mit solchen Aufnahmen die Live-Atmosphäre besser einfangen. Es klingt dynamischer. Außerdem haben viele unserer Songs Jam-Anteile, bei denen Interaktion zwischen den Musikern gefragt ist. monolith_dystopiaVersuch sowas mal Track-by-Track aufzunehmen. Nachteil ist, dass man natürlich keine super saubere Produktion hinbekommt. So hört man zum Beispiel im Intro von „Cosmic Fairy“ den Snare-Teppich rasseln. Der ist auf allen Spuren zu hören und geht auch nicht weg.
Andre: Und das ist auch gut so, dass man den hört! Für mich kommt für die Art Musik, die wir machen, nichts anderes in Frage als Live-Recording.

Und darf man daraus schließen, dass ihr euch selbst auch eher als Live-Band denn als Studio-Band seht
Ralf: Ach irgendwie ist beides geil. Live-Studio wäre optimal.
Andre: Für mich als Hörer von Musik ist wichtig, dass ich das, was ich auf Platte höre, auch annähernd so live bekomme. Daran versuche ich mich auch bei meiner eigenen Band zu orientieren. Daher gehören Live und Recording für mich untrennbar zusammen.

Nutzt ihr auch live besonderes (Vintage-)Equipment, um euren Sound auch auf der Bühne so authentisch „oldschoolig“ hinzubekommen?
Ralf: Ja. Also entweder alt oder Reissues. Die wussten zwar damals nicht immer, was sie da gebastelt haben, aber irgendwie sind die alten Modelle die geilsten.
Andre: Anfänglich fand ich das nicht so wichtig. Mittlerweile habe ich mich aber von Ralf überzeugen lassen, dass Vintage-Equipment in der Tat den kleinen aber feinen Unterschied ausmachen kann in der Sound-Ästhetik. Daher habe ich jetzt auch mein geliebtes Ludwig Vistalite in grün oder Ron seinen Marshall jtm45. Und Ralf feuert neben seinem Ampeg SVT auch gern mal einen alten Dynacord Amp ab.

Wo und wann kann man euch denn in der nächsten Zeit live sehen? Plant ihr vielleicht sogar eine Tour zu dem Album?
Ralf: Unsere Record-Release-Party ist am 11.04. in Bremen im Römer. Danach geht’s dann auf Tour:
16.04 Berlin Jägerklause
17.04 Dresden Ostpol
18.04 Cottbus La Casa
19.04 Leipzig Helheim
Sind jetzt nicht so viele Termine, aber wir können auch (noch) nicht von der Mucke leben. Wir sind aber dabei, noch ein paar Shows irgendwo zu bekommen.
Andre: Da kommen definitiv noch Termine dazu! Einige habe ich eben erst reinbekommen.monolith-01

Wie wichtig ist bei einem Album wie eurem das Textkonzept? Legt ihr viel Wert auf die Lyrics, oder ist das mehr Beiwerk, das es braucht, damit man eine Gesangsspur singen kann?
Ralf: Ozzy hat mal sowas gesagt wie: „I’d sing anything that rhymes.“ Aber eigentlich trifft es das nicht ganz: Ich versuche die Texte so gut wie möglich zu gestalten, denn nur einen Text, den man vertreten kann, kann man auch beim Singen erst so richtig mit Leben füllen.
Andre: Da Ralf alle Texte schreibt, dürfte er das am besten beurteilen können. Ich für meinen Teil bin mir jedoch sehr sicher, dass unsere Texte alles andere als bloßes Beiwerk sind.

Die letzten Worte gehören euch– gibt es noch etwas, was ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?
Ralf: Hört euch unser Album an. Es ist gut. Wenn ihr’s dann kaufen wollt: noch besser.
Andre: Ich finde Leute geil, die sich noch wirklich für Musik begeistern können und ich kann mir gut vorstellen, dass die, die in solchen Online-Mags wie diesem hier stöbern, dazugehören.

Zum Abschluss des Interviews noch das traditionelle Metal1.info-Brainstorming. Was fällt euch spontan zu folgenden Begriffen ein:
Ukraine:
Ralf: Krass / Andre: Absurd!
Ozzy: Ralf: Geiler Sänger/ Andre: Kult!
Whatsapp: Ralf: Was?/ Andre: Hä?
Retro: Ralf: Joa/ Andre: Vintage!
Europawahl: Ralf: Kann sein/ Andre: Fake!
Storch: Ralf: Miau/ Andre: Symbol!

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