Interview mit Protector und Silenus von Summoning

Auch wenn „Oath Bound“ nun schon einige Zeit veröffentlicht ist, SUMMONING stellen immer einen interessanten Interviewpartner dar. Protector und Silenus stellten sich uns zum ausführlichen Gespräch.

Hallo Protector, grüße dich. Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst, dieses Interview mit metal1 zu machen. Wie geht es dir?
Protector: Danke, es ist alles in Ordnung. Nach bereits über 120 Interviews zu der neuen CD „Oath Bound“ ist allmählich etwas Ruhe bei Summoning eingekehrt und ich kann mich schon auf die nächste Interviewwelle für mein Dark Wave Projekt „Die Verbannten Kinder Evas“ vorbereiten, mit welchem ich in den nächsten Tagen eine CD veröffentliche.
Ansonsten kann ich nur sagen, dass es bereits eine neue Summoning-Nummer gibt, die schon sehr vielversprechend klingt.

Der Release eures „Oath Bound“-Albums liegt ja nun schon gut und gerne sieben Monate zurück. Wie würdest du nun, doch schon einige Zeit nach dem Erscheinen, die Reaktionen von Presse und Fans beschreiben? Bei uns beispielsweise war diese ja extrem positiv, mit einer 10/10-Wertung, aber auch in anderen Magazinen habe ich eigentlich nur Lob gelesen.
Protector: Das neue Album wurde sehr gut aufgenommen und hat fast ausschliesslich sehr gute Bewertungen erhalten. Was uns erstaunt hat war, dass wir sogar ein paar alte Fans wieder überzeugen konnten, welche unsere alten Alben wie „Dol Guldur“ weit mehr als die nachfolgenden Alben schätzen. Anfangs hat es uns gewundert, da wir dieses Album eher im Stile des Vorgängers empfinden, doch mittlerweile denke ich, dass der neue, fliessendere, weniger rhythmische Gitarren-Stil das Element ist, welches viele an vergangene Black Metal-Zeiten erinnert.

Gibt es etwas, was du selbst inzwischen lieber anders gemacht hättest, was das finale Werk angeht?
Protector: Nein, sicher nicht, dazu ist nicht genug Zeit vergangen. Ich merke immer erst, was ich eigentlich jetzt anders machen würde, wenn ich bereits mit Vollgas an einem neuen Song arbeite. Momentan erachte ich das Album, die Songs und den Mix als perfekt. Es ist aber logisch, dass sich in ein bis zwei Jahren mein Geschmack wieder etwas verändern wird, so dass ich Änderungen für die neuen Songs vornehmen werde.

Wie haben die Hörer auf die verwendeten Chöre auf „Oath Bound“ reagiert, die erstmals in etwas abgeschwächter Version bei „Farewell“ zu hören waren? Werden die Chöre in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil Summonings sein?
Protector: Die Chöre sind sehr gut angekommen. Ich habe eigentlich noch von niemandem gehört, dass sie ihn stören würden, jedoch schon öfter großes Lob dafür bekommen. Sicherlich werden wir auch in Zukunft Chöre einbauen, ich habe aber nicht vor, diese Chöre im Übermaß zu verwenden (also auf allen Nummern). Ein, zwei Songs oder vielleicht sogar drei sind als Abwechslung in Ordnung, ansonsten sollten schon unsere Black Metal-Stimmen die Alben dominieren.

Der Gesang hat sich über die Jahre von einem heiseren Fauchen auf „Minas Morgul“ bis zum heutigen, sehr gepressten Gesang von „Oath Bound“ entwickelt, er scheint auch viel mehr „Biss“ zu haben als noch vor einigen Jahren. Ist das bedingt durch stimmliche Entwicklung, oder war es auf „Minas Morgul“ schlicht ein Stilmittel? Lagen auf „Minas Morgul“ Effekte auf der Stimme?
Protector: Diese heisere Fauchen war immer nur meine Stimme auf den alten Alben. Silenius Stimme hat meiner Meinung nach immer schon so „gepresst“ geklungen wie jetzt. Aber es stimmt schon, dass auch meine Stimme auf der neuen CD wesentlich gepresster klingt; Das war keine Absicht, das ist einfach so gekommen und ich bin zufrieden damit. Auf den alten Alben wollte ich diesen heiseren Stil als starken Kontrast zu Silenius Stimme haben, mittlerweile ist mir das nicht mehr so wichtig.
Auf „Minas Morgul“ kamen auf einzelnen Songs auch Stimmeffekte vor. Das ist alles schon so lange her, dass ich mich nicht mehr wirklich genau erinnern kann, aber ich weiß noch, dass auf „Marching Homewards“ ein Pitchshifter auf meiner Stimme oben war, welcher meine Stimme links um drei Noten und rechts um zwei Noten tiefer gemacht hat. Seit „Minas Morgul“ haben wir das glaube ich nicht mehr gemacht, aber ich kann auch nicht ausschließen, dass wir nocheinmal auf solche Effekte zurückkommen werden.

Wie steht es denn um „Solo“-Klargesang von dir und/oder Silenius auf einem künftigen Summoning-Album?
Protector: Nein, das wird es sicher nicht geben. Klaren Solo-Gesang mache ich ja schon mit meinem oben genannten Darkwave Projekt. Uns war es immer wichtig, die Stile unserer Projekte zu trennen; Das heißt, wir bevorzugen es mit Summoning Metal zu machen, mit „Die Verbannten Kinder Evas“ Darkwave, mit „Ice Ages“ düstere Elektro Musik und mit „Kreuzweg Ost“ Militant Industrial, als alles in einen Topf zu werfen und durchzumischen :-)
Diese ganze Crossover-Idee ist mir schon etwas langweilig :-)

Summoning sind seit jeher von Tolkiens Werken inspiriert. Auch andere Bands haben dieses Themengebiet für sich entdeckt. Kennst und hörst du solche Bands (wie zum Beispiel Battelore, einzelne Songs/ „Nightfall in Middle-Earth“ von Blind Guardian, Rivendell)? Stehen sie höher in deiner Achtung durch das Verwenden von Themen aus Tolkiens Welt? Was hältst du von deren klanglichen Interpretationen des Silmarillions, beziehungsweise des Herr der Ringes.
Silenius: Zugegeben, ich kenne nur einzelne Songs der von dir genannten Bands, und selbstverständlich respektiere ich auch ihre Arbeit. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass ich mich in der Musik von den von dir genannten Bands nicht in Mittelerde wiederfinde. Das heißt, dass sie mir etwas zu Metal-lastig sind und andererseits zu wenig atmosphärisch und episch. Es fehlt das soundtrackähnliche Element in der Musik der Bands, welches ich bevorzuge, um den Hörer sofort in diese Welt zu entführen.

Was denkst du im Allgemein darüber, dass inzwischen fast jede beliebige Black Metal-Band einen Song hat, der meistens nur im Titel mit Tolkien zu tun hat, aber sich textlich meist nicht im mindesten intensiv damit beschäftigt und nur geschrieben scheint, um Leser der Bücher zu einem Kauf zu verleiten, bzw. um noch „truer“ zu wirken?
Silenius: Offen gestanden höre ich schon seit vielen Jahren nicht mehr viel Black Metal, und weiß jetzt nicht speziell, welche Bands du meinst, aber da Burzum oder Gorgoroth damit begonnen haben und die auch nicht wirklich mit der Thematik zu tun hatten gehe ich davon aus, dass viele Nachfolgebands dies einfach nachmachen, weil es diese Bands vorgemacht haben und es wohl Teil des Images ist, ein oder zwei Nummern in diese Richtung zu machen. Als reine Black Metal Band ist man textlich natürlich auch etwas eingeschränkt. Alles in allem ist mir das eigentlich egal.

Seht ihre eure Musik selbst überhaupt noch als (Black) Metal?
Protector: Es ist offensichtlich, dass wir keine reine Black Metal Band sind. Durch die vielen Keyboard-layer und die Keyboard-drums sind wir natürlich stilistisch schon recht weit vom wirklichen black metal. Trotzdem fällt mir bis heute kein Stil ein, der dem Stil von Summoning näher ist als Black Metal. Alleine schon wegen den Stimmen und auch den Gitarren, die deutlich höher gespielt werden als in allen anderen Metal-Stilen.

Das Silmarillion und der Herr der Ringe sind zweifellos Bücher, die man fertig liest, um umgehend wieder von vorne damit anzufangen. Summoning finden schon seit langer Zeit Nahrung im Sagenstoff Ardas, doch siehst du nicht trotzdem in nicht allzuferner Zukunft das Problem, dass alle Themen abgegrast sind? Die Bücher sind immerhin auch nicht gerade meterdick. Oder stellen vielmehr die teilweise recht vagen Beschreibungen der Charaktere und die vielen Interpretationsmöglichkeiten zum Erscheinungsbild dieser im Silmarillion eine quasi unerschöpfliche textliche Quelle dar, über die man auch in Jahren nicht müde wird zu schreiben?
Silenius: Natürlich ist es richtig, dass die lyrischen quellen mit der Zeit versiegen. Allerdings haben wir dieses Problem schon seit einigen Veröffentlichungen so gelöst, dass wir Texte von Autoren verwendet haben, die vordergründig eigentlich nichts mit Tolkien zu tun haben, deren Texte aber, wenn man sie sorgfältig umbaut und umarrangiert so auslegen kann, dass sie trotzdem mit der Welt Tolkiens verwoben werden können und wir werden definitiv auch in Zukunft eine Kombination von beidem fortführen, wenn wirklich alle Quellen versiegen, sollten müssen wir uns natürlich etwas überlegen, doch soweit in die Zukunft denke ich noch nicht.

Kannst du bereits sagen, ob das Schicksal Túrin Turambars einmal Zentrum eines Textes sein wird, oder ist dies bereits geschehen? Er ist im ganzen Buch (Silmarillion) wohl die am weitesten ausgeführte Person, und die Tragik die ihn begleitet, unter anderem, als er im Wahn seinen Freund Beleg erschlägt, würde wohl durchaus Nährstoff für einen Text bieten.
Silenius: Ich schließe es nicht aus, kann es aber auch nicht bestätigen. Es ist ja bei uns so, dass zuerst die Musik entsteht und wir uns erst kurz vor der Produktion entscheiden, welche Stimmung ein Song am besten transportiert, und zu welchem Thema spezielle Melodien am besten passen. Somit kann ich die Antwort jetzt nur offen lassen, mit welchen konkreten Themen wir in Zukunft fortfahren werden.

Werden in Summoning-Texten auch positivere Aspekte des Silmarillions, wie zum Beispiel Beren und Lúthien oder die Gärten Lóriens, angesprochen? Wenn nein, warum nicht?
Silenius: Ich würde sagen, nachdem wir uns auf den ersten Veröffentlichungen nur mit der dunklen Seite aus Mittelerde beschäftigt haben, hat sich die Musik spätestens seit Stronghold zwar nicht unbedingt in eine textlich positive Richtung entwickelt, aber sehr wohl in eine heroische. Somit haben sich auch die Texte teilweise gewandelt, was zur Folge hat, dass wir selbstverständlich auch Geschichten wie die von z.b. Beren und Lúthien (auf dem neuen Album „Oath Bound“) verwendet haben und auch weiter verwenden werden. Wenn wir uns lyrisch nur auf Morgoth oder Sauron beschränkt hätten, wären uns die Texte ja schon vor Jahren ausgegangen.

Ist es im Bereich des Möglichen, dass der Wettgesang Saurons mit Felagund einmal von euch vertont werden wird?
Silenius: Wie gesagt, ich schließe nichts aus, kann aber auch nichts bestätigen, solche Entscheidungen fallen meistens sehr spontan. An dieser Stelle seit vielleicht nochmal erwähnt, dass wir die meisten unserer Texte ja nicht selber schreiben, sondern auf andere Quellen zurückgreifen und diese lediglich umarrangieren oder gewisse Verse hinzufügen.

Könntest du einen Lieblingscharakter im Silmarillion benennen? Wenn ja, welchen und warum?
Silenius: Ich werde öfters nach Lieblingscharakteren gefragt, oder welcher Charakter ich gerne wäre, wenn ich in Tolkiens Welt leben würde, aber ich glaube nicht, dass einzelne Charaktere oder Geschöpfe das wesentliche bzw. den Reiz dieser literarischen Schöpfung ausmachen, sondern der literarische Wert, bzw. das bewundernswerte an Tolkiens Welt, die Komplexität und das detailverliebte ausmachen. Das heißt, dass das herauspicken einzelner Charaktere dem Gesamtkunstwerk Tolkiens nicht gerecht werden würde und somit möchte ich auch keine Figur speziell herausheben, weil das alle anderen abwerten würde und somit eigentlich eine Beleidigung wäre.

Der Release von „Minas Morgul“ liegt nun bereits über 10 Jahre zurück. Was hältst du heute von Alben wie „Dol Guldur“ oder „Minas Morgul“, und hörst du sie dir zuhause noch an?
Protector: Ich höre sie eigentlich fast nie an, und wenn dann weil Freunde sie mal auflegen. Ich stehe noch zu den alten Alben, wenngleich ich schon sehr froh darüber bin, dass Summoning nun einen anderen Sound hat. Die alten Alben sind für mich immer noch sehr gelungen, und ich verstehe auch die alten Fans, die diese als die besten erachten; sie waren einfach spontaner und roher, aber ich persönlich bevorzuge den weit ausgefeilteren Weg, den wir mittlerweile verfolgen.

Diese älteren Alben enthalten im Booklet noch Fotografien mit Corpsepaint. Wie kam der Wechsel hinzu den heutigen Motiven auf den Bildern, die eher mit grafischen Verzerrungen arbeiten?
Protector: Für mich ist Corpsepaint einfach schon veraltet, alles was damit möglich ist, wurde bereits getan. Für uns war das Corpsepaint in erster Linie eine Methode, um unsere wahre Identität zu verbergen und uns geheimnisvoller darzustellen. Das erreichen wir jetzt mit digitaler Bildbearbeitung genauso, haben aber gleichzeitig wesentlich mehr künstlerische Freiheit, wie wir uns von CD zu CD darstellen wollen.

Ihr nehmt eure Alben ja seit jeher ohne fremde Hilfe auf und produziert sie auch ohne fremdes Einwirken im eigenen Studio. Könntest du dir vorstellen, für ein zukünftiges Summoning-Werk einen Produzenten hinzuzuziehen?
Protector: Nein, mit Sicherheit nicht. Ich möchte auf keinen Fall irgendeinen Produzenten neben mir stehen haben, der mir erklärt wie die CD zu klingen hat. Das hat mich schon damals („Lugburz“ bis „Nightshade Forest“) so extrem gestört, als ich auf einen Mischer angewiesen war, der einfach nicht wissen konnte wie wir uns unsere Musik vorstellen. Solche Produzenten haben in erster Linie die Aufgabe, die Musik auf einen Massengeschmack zuzuschneiden , und das ist das Gegenteil von dem was wir wollen. Ich weiß ja jetzt schon, was der mir dann alles erklären würde: Dass ich den Hall reduzieren soll, damit die Instrumente „druckvoller“ klingen; Dass ich die Drums leiser machen soll, damit die Gitarren mehr braten; Dass wir die Poliphony mehr reduzieren sollen, damit die einzelnen Instrumente direkter und klarer rüberkommen, die
Songs kürzer etc.
All das, was ein Produzent sicherlich als einen Fehler von uns werten würde, und auf unsere vermeintliche Unerfahrenheit schieben würde, sind aber nur unser persönliche Stilmittel, welche uns sehr wichtig sind, wir wollen keinen Mainstream-Sound immitieren.

Tolkien war überzeugter Katholik, was man seinen Büchern oft auch anmerkt. Wie passt das in den Black Metal, der Christentum und oft Religion an sich doch vollkommen verneinend, meistens sogar hasserfüllt gegenübersteht?
Silenius: Jeder, der sich näher mit der Biographie Tolkiens beschäftigt hat, wird natürlich früher oder später darauf kommen, dass Tolkien nicht nur ein sehr frommer Mann, sondern auch sonst selbst für seine Zeit ein sehr konservatives und biederes Leben führte. Das soll jetzt aber nicht als negative Wertung gedacht sein, das ist einfach eine Tatsache. Allerdings hat er meiner Meinung nach die christiliche Religion im Allgemeinen in seinen Werken stets ausgeklammert und lediglich seine Wertvorstellungen von gut und böse eingebracht. Natürlich bin ich nicht so naiv zu glauben, dass Tolkien v
n der Musik von Summoning begeistert wäre, aber das ist auch nicht der Punkt der Sache. Wir leben in einer anderen Zeit und Summoning ist unsere eigene Auslegung von seinen Werken.

Was hältst du von dem aktuellen Viking/Pagan Metal-Hype? Besonders auch unter dem Aspekt, dass ein Lebensstil und auch eine Religion glorifiziert werden, deren mythologischer Kern zwar noch fragmentarisch erhalten ist, von deren wahrer Bedeutung und Ausübung heute aber fast nichts mehr überliefert ist.
Protector: Ich habe mich stets als reinen Atheisten gesehen, weshalb mir sämtliche Religionen total überflüssig erscheinen. Zwar verstehe ich die Faszination von Mythen und Kulte ect., ich mag auch z.b die Architektur von Kirchen etc sehr gerne, aber das heißt nicht, dass ich deswegen gerne irgenwelchen alten Worten nachbete, die irgendein Typ vor Jahrhunderten oder Jahrtausenden mal aufgeschrieben hat. Ich bevorzuge es, frei zu denken, als irgendwelchen Zeilen zu gehorchen, welche man einfach nur zu akzeptieren hat und die nicht angezweifelt werden dürfen.
Ich denke, dass der Pagan Hype gerade deswegen so groß ist, weil (wie du richtig sagst) kaum was überliefert ist und man daher die Fantasie spielen lassen kann. So kann sich jeder ein romantisches Bild davon machen, ohne gezwungen zu sein die ganzen Nachteile sehen zu müssen.

Hörst du privat Metal? Welche Genres favorisierst du?
Protector: Wir beide hören schon seit Jahren keinen Metal mehr. Das soll nicht heißen, dass wir ihn nicht mehr schätzen, nur haben sich unsere Interessen einfach ne andere düstere musikalische Gebiete verlagert. Silenius hört eben Industrial, Powernoise und Dark Ambient, ich hingegen eher düstere melodischere Musik und in letzter Zeit auch recht viel orientalisches. Alle diese Richtungen beeinflussen aber offensichtlich unsere Musik keinesfalls, wir finden es aber von Vorteil, dass wir andere Musik hören, als wir machen, da das unsere musikalische Identität aufrecht erhält.

Welche Bands haben dich in letzter Zeit besonders beeindruckt?
Protector: Ich höre generell nicht viel Musik, weil ich kaum Zeit dafür habe. Die letzte CD, die mir sehr gefallen hat, war von eine recht herben, düsteren EBM Band aus Deutschland names „Acylum“, davor war ich von einer sehr harten Industrial EBM Band aus Lettland mit dem Namen „Rosewater“ sehr begeistert.
Silenius: All-time Faves sind natürlich die ersten beiden „Shinjuku Thief“-Alben aus der Witch-Trilogie „Witch Hammer“ und „Witch Hunter“, sowie das Sakral Ambient-Meisterwerk „Hymnus“ von Hoed, sowie sämtliche Alben der Military Pop Band „Dernierre Volunte“.

Man liest es ja immer wieder in anderen Interviews – Summoning und Liveauftritte vertragen sich nicht, insbesondere „Oath Bound“ ist von einer überschaubaren Anzahl an Musikern auch garnicht mehr live umzusetzen. Nun gibt es heutzutage aber doch schon viele Black Metal Bands, deren Musik sich nicht auf das Abgehen richtet, sondern die vollkommene Aufmerksamkeit des Hörers verlangt, und die das auch live so umsetzen, als Beispiel seien mal Lunar Aurora genannt. Könntet ihr euch nicht vorstellen, in kleinerem Rahmen mal ein Set mit Songs der ersten drei Alben zu spielen?
Protector: Das Umsetzen selber ist nicht das einzige Problem. Es geht auch um unsere Persönlichkeiten. Für einen guten Live-Auftritt spielt die Musik gar nicht mal die größte Rolle, viel entscheidender ist, wie sich die Musiker auf der Bühne präsentieren und ihre Persönlichkeit rüberbringen. Da wir beide aber steht immer das Gegenteil davon gemacht haben und eher unsere Persönlichkeiten verstecken wollten, wäre so ein Live-Auftritt eher kontraproduktiv. Bei der Musik von Summoning soll man ja schließlich an weite, unwirkliche Welten und Berge denken, nicht an zwei normal ausschauende, schwitzende Menschen ;-)

Wie sieht es mit euren anderen Projekten, bei dir Die Verbannten Kinder Evas und Ice Ages, bei Silenius Kreuzweg Ost, aus? Sind in naher Zukunft weitere Nebenprojekte eurerseits zu erwarten?
Protector: Wie gesagt steht die Veröffentlichung der neuen „Die Verbannten Kinder Evas“ kurz bevor. Auf dem neuen Album namens „Dusk and Void became alive“ wird eine neue, sehr begabte Sängerin zu hören sein, mit einer klassisch orientierten, hohen stimme und viel mehrstimmigem Gesang sowie mit mehrstimmigen Orchester-Sounds. www.dvke.info
Bei „Ice Ages“ sind auch schon alle Grobversionen der neuen Songs fertig. Alle Synth-Melodien und alle Gesangsmelodien sind bereits fertig, es fehlen nur noch die ausgefeilten Sounds und Rhythmen.
Silenius: Weitere Nebenprojekte sind nicht mehr zu erwarten, da mir einfach die Zeit dazu fehlt. Mit Kreuzweg Ost haben wir erst kürzlich eine CD auf dem englischen Label „Cold Spring“ veröffentlicht, sowie einen exklusiven Track auf deren Label-Compilation „Sworn“. In Zukunft werde ich mich lediglich auf Summoning und Kreuzweg Ost konzentrieren und vielleicht wieder auf ein paar Session Vocals auf Amestigon, sofern die wieder etwas veröffentlichen.

Auch wenn es jetzt schon wieder eine ganze Weile her ist: Wie ist dein abschließendes Urteil über die Herr der Ringe-Filme?
Silenius: Im Gegensatz zu vielen anderen Leuten, die teilweise kräftige Kritik daran übten, gefallen mir alle drei Filme ausgezeichnet. Das heißt, mich stören die Abweichungen vom Buch absolut nicht, da sie einfach für den Film notwendig waren, um den Spannungsaufbau und die Dramaturgie des Films aufrechtzuerhalten. Es muss doch jedem von vornherein klar gewesen sein, dass man ein so komplexes Thema filmisch einfach straffen muss. Und somit hat Peter Jackson, was die Ästhetik der Bilder angelangt, ein wahres Meisterwerk geschaffen, was ich ihm ehrlich gesagt absolut nicht zugetraut habe, als ich das erste Mal hörte, dass er Regie führen sollte, da man ja von seinen frühen Splatter Movies nicht unbeding darauf schließen konnte, dass er diesem Thema gerecht werden würde. Offenbar hat es sich aber ausgezahlt, dass man einem echten Fan die Chance gab, sich zu verwirklichen, und nicht einem x-beliebigen Hollywood-Regisseur, der keinen echten Bezug zu diesem Thema gehabt hätte.

Interviews von euch stehen bei weitem nicht mehr nur in Metal-Webzines. Denkst du, die Haupthörerschaft von Summoning liegt überhaupt noch im Metal?
Protector: Ich habe ehrlich gesagt keinen Überblick, von welcher Szene die Summoning-Fans kommen, habe aber schon den Eindruck, dass fast alle zumindest einmal mit Metal zu tun hatten.
Silenius: Die meisten Fans kommen natürlich aus dem Black Metal-Genre, ich nehme einmal an, dass für sie Summoning soetwas wie ein Ausgleich zu dem sonstigen Hyperblast-Gebolze darstellt, allerdings gibt es natürlich auch mehr Fans aus der Gothic Dark Wave-Richtung, für die Summoning eine Abwechslung darstellt oder zumindest etwas, das man als Nicht-Metaller gerade noch hören kann (im umgekehrten Sinn stellt Summmoning natürlich für jeden Metaller etwas dar, was man als solcher gerade noch hören kann :-))

Welche Bands haben euch dazu inspiriert, mit dem musizieren anzufangen?
Silenius: Auch wenn es abgedroschen klingt, waren Bathory sicher der Haupteinfluss. Nicht nur musikalisch, sondern es hat mir vor allem auch imponiert, dass Quorthon sich als Person immer zurückgenommen hat und es nur wenige Fotos von ihm gab, und desweiteren war es natürlich auch sehr beeindruckend, dass seine Alben in der Presse regelmäßig komplett verrrissen wurden und er trotz allem nicht nur seinen Weg weiter stur verfolgt hat, sondern es auch geschafft hat, trotz massiver Ignoranz der Presse Vorbild für eine ganze Generation gewesen zu sein.

Wie erklärst du jemandem, der euch noch nie gehört hat, eure Musik?
Protector: Das hängt davon ab von welcher Musik diese Person kommt. Muss ich es einem Metal-Fan erklären werde ich natürlich die vielen Orchester-Synths, die Keyboard-Drums, die langen Songs, die episch-heroischen Stimmungen betonen, da uns das von der üblichen Szene abhebt. Jemand natürlich, der mit Metal nichts zu tun hat muss sicher mal wegen unseren Black Metal-lastigen Stimmen und Gitarrensounds vorgewarnt werden:-)

Summoning besteht nun seit 13 Jahren. Denkst du, es werden noch weitere 13 folgen?
Protector: Ich wüsste keinen Grund warum nicht. Wir sind ja nur ein Duo; eine Tatsache, welche die Risiken von Bandstreits drastisch reduziert. Sollte einer von uns mal mit einer Idee kommen, welche dem anderen nicht gefällt, steht es jedem von uns frei, diese Melodie für eines seiner Nebenprojekte zu verwenden; es besteht keine Notwendigkeit, jeden Einfall in Summoning hineinzustopfen und damit eventuell den Bandkollegen zu verärgern:-) Außerdem spielen wir ja nicht live, weshalb wir nie in die Situation kommen, wo wir Wochen oder Monate fast aneinanderkleben und uns so auf die Nerven gehen, dass wir uns nie wieder sehen wollen.

Wie sieht es eigentlich bei Summoning privat aus? Was macht ihr beruflich , welche speziellen Interessengebiete habt ihr abseits der Fantasy?
Silenius: Mein Leben verläuft extremst unspektakulär. Ich habe einen Vollzeit-Job bei Saturn und den Rest meiner spärlichen Freizeit verbringe ich eigentlich ausschließlich in meiner Wohnung, oder laufend in einer Tour. Ich habe schon vor Jahren aufgehört auf Parties, Konzerte oder Lokaltouren zu gehen und somit bin ich für die österreichische Metal-Szene ein ultimativer Fremdkörper. Ich habe sogut wie keinen Kontakt zu niemanden.
Protector: Ich habe einen normalen Job. In meiner Freizeit arbeite ich an einem meiner drei Musik-Projekte (Die Verbannten Kinder Evas, Summoning, Ice Ages) oder treffe Freunde. Seit mehr als einem Jahr spiele ich auch sehr gerne orientalische Percussion um wiedermal auch mit „echten“ Instrumenten Musik zu machen.

Sie häufen sich in letzter Zeit, die Meldungen vom Tod von Musikern aus Metal-Bereich. Am 14. Oktober ist der Ex-Hate Eternal-Bassist Jared Anderson als vorerstiger Abschluss einer förmlichen Welle von Todesmeldungen, die vor allem im August eine geradezu schockierende Präsenz eingenommen hatten (Jon Nödtveidt (Dissection), Otto Wiklund (Setherial/In Battel), Kvarforth (Shining), Jesse Pintado (Terrorizer) und Devilpig (Bestial Mockery)), gestorben. Wie denkst du darüber?
Silenius: Ich habe darüber gelesen, aber ich hab dazu ehrlich gesagt keine besondere Meinung. Es steht ja jedem frei, mit seinem Leben anzufangen, was er will. Wer also nicht mehr leben will und die letzte Konsequenz daraus zieht, hat natürlich einen gewissen Respekt verdient, da ich mir das nicht sehr leicht vorstelle, sich selber wegzublasen. Es gehört also schon eine gewisse Portion Mut dazu, oder doch nur komplette Verzweiflung?! Wie auch immer.

Im Sommer diesen Jahres war ein großes Thema in den Medien zweifellos der Sieg Lordis beim Eurovision Song Contest. Was hältst von diesem Erfolg, wie kannst du dir die Gründe erklären, und wie findest du es, dass beispielsweise Schweden nun direkt auf diesen Zug (der vielleicht schon wieder abgefahren ist?) aufspringt und zum Grand Prix 2007 nun die Hard Rock/Metal Bands Europe und Hammerfall in die Vorauswahl schicken wird?
Silenius: Der Sieg von Lordi kam einerseits überraschend, andererseits auch wieder nicht, da der Songcontest ja schon lange nicht mehr nur von einem reinen Schlager-Publikum verfolgt wird, sondern mit den Jahren hat sich immer mehr die Parodie ihrer selbst in diese Veranstaltung hineingeschlichen, sodass sie vor allem von einem Publikum verfolgt wird, welches diese Veranstaltung niemanls ernst genommen hat. Somit zählt natürlich von vorneherein nicht der musikalische Aspekt, der ja auch nie vorhanden war, sondern alleine der Unterhaltungs-Faktor, welchen Lordi perfekt dargeboten haben. Im Prinzip macht diese Band ja nichts anderes, als Kiss ja schon vor Jahrzehten gemacht haben und ebenfalls entsprechend erfolgreich waren. Ich glaube aber nicht, dass die Musikrichtung Hard Rock als solche eine große Rolle gespielt hat.

Zum Schluss der obligatorische Metal1Gehirnsturm. Was fällt dir als erstes zu folgendem ein?

Gösser vs. deutsches Bier:
Silenius: Mein Lieblingsbier ist Heineken, also weder noch.

Folklore:
Silenius: Ich freue mich schon auf die neue Sturmpercht-CD. Unbedingt anchecken.

Empyrium:
Silenius: Haben mir früher sehr gut gefallen, habe sie aber mittlerweile aus den Augen verloren, ich glaube die Band gibt es gar nicht mehr.

Dornenreich:
Silenius: Kenne ich nur vom Namen her, habe mich aber nicht näher damit beschäftigt, haben aber soweit ich weiß mittlerweile einen guten Ruf außerhalb der Grenzen Österreichs.

Bergwandern:
Silenius: Sehr gerne. Mindestens drei mal im Jahr mit Max von Napalm Records:-)

Stephen King:
Silenius: Kenne ich nur ein paar Filme. Manche sind besser, manche schlechter. Alles in allem nichts was mich besonders berührt.

Atomstreit:
Silenius: Erinnert mich an die „Pro Atom“-Flyer, die wir mit Abigor zwecks Provokation früher einmal gemacht haben und bei Metal-Konzerten verteilt haben.

Drei Empfehlungen in Sachen Fantasy-Literatur:
– der Wurm Oruborus von E.R.Eddings
– die anarchistischen und teilweise sehr deftigen Fantasybücher von Walter
Moers.
– Die Rückkehr der Orks ( Fantasy-Trash vom feinsten)

metal1.info:
Selbstverständlich das beste, bis wir vom nächsten Interviewer gefragt werden, was wir von seinem Magazin halten:-)

Dann möchte ich dir, Protector, herzlich für das Interview danken, auf dass Summoning noch lange bestehen wird! Die letzten Worte gehören traditionell natürlich dir.
Silenius: Danke für das Interview und Up the Hammers an alle unsere Fans.

Publiziert am von Marius Mutz

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