Interview mit RM von Urna

URNA ist ein italienisches Projekt und mit ihrem Album „Sepulcrum“ frönen die beiden Herren einer Mixtur aus Funeral Doom, Dark Ambient und Black Metal. Darüber sprechen sie mit uns in ihrem ersten Interview ausserhalb Italiens.

English original…

Grüße nach Italien! Wie geht’s?
– Hi, danke erst einmal für das Interview; es ist das erste Interview von uns für ein nicht-italienisches Magazin. Ich fühle mich sehr gelangweilt, hier in Italien ist das Leben immer dasselbe.

Zunächst einmal bitte ich euch ein paar Worte über URNA zu verfassen, ihr dürftet sehr vielen noch nicht bekannt sein.
– Vor drei Jahren schufen Marco und ich Urna. Damals wollten wir einige Songs eines anderen Projektes aufnehmen, in welchem wir und zwei andere Mitglieder involviert waren. Diese verliessen die Band jedoch aufgrund musikalischer Abweichungen. 2004 releasten wir dann unser erstes Werk „Justa Funebria“, eine Mischung aus klassischem Black Metal und atmosphärischem Ambient-Parts, komplett auf Italienisch eingesungen. In der Zwischenzeit arbeiteten wir an einer EP, welche wir erfolgreich „Mors Imperatrix Mundi“ tauften, in der unser Freund Zin von der italienischen Gruppe Malvento Session-Bass beim Mayhem-Cover „De Mysteriis Dom Sathanas“ spielte. Auf dieser EP haben sich unsere musikalischen Fähigkeiten entwickelt und nach zwei Jahren der musikalischen Suche und des Schreibens veröffentlichten wir die Stücke unseres ersten Albums. Es ist ein Mix aus Black/Death Metal, Funeral Doom und Elektro/Ambient, welcher auf „Sepulcrum“ Gestalt annahm. Ja, und nun sprechen wir darüber…

Ihr spielt eine Stilmixtur, welche sich einer immer größeren Beliebtheit erfreut. Wie kamt ihr dazu, Funeral Doom und Dark Ambient mit Black Metal zu paaren?
– Ich denke, dass dieser Stil eine der natürlichen Weiterentwicklungen des Black Metals ist. Einige Black Metal-Hardliner denken darüber anders, aber das interessiert uns nicht. Um die Präsenz von dunklen Gefühlen im Black Metal zu verstärken, brauchst du heute mehr Elemente als noch vor einiger Zeit. Heutzutage ist es schwer (aber nicht unmöglich: Stabat Mater docet) bedrückende und verzweifelte Musik mit nur einer Gitarre, einem Bass, Drums und Gesang zu erstellen. Da besteht das Risiko, in Monotonie zu verfallen beziehungsweise andere Bands zu kopieren, welche diesen Weg schon vor einiger Zeit einschlugen. Soviele Gruppen nutzen Synthesizer oder Industrial Loops, weil die Musik damit mehr Möglichkeiten hat, sich auszudrücken. Wir trafen unsere Wahl nur aufgrund unseres musikalischen Instinkts, ich folgte dem Benötigen von atmosphärischen und depressiven Songs und nutzte daher verstärkt Synthesizer und Tempoherabsenkungen um eine ätherische, ambiente Stimmung zu erzeugen.

Welche von den drei von mir angemerkten Stilrichtungen favorisiert ihr? Oder setzt ihr FD, DA und BM gleich?
– Wir haben da keinen Favoriten und sind auch von Richtungen geprägt, welche mit dem Stil von Urna nichts gemein haben. Wir hören uns alles an, was gute Musik in unseren Augen ist. Von 70er/80er Rock-Bands, Modern Rock bis zu extremer Musik wie Brutal Death, Grindcore, Funeral Doom, Black Metal und anderem wie ritueller Ambient, elektronischer Musik und einigen guten Dark-Bands. Wir beschränken uns nicht auf ein statisches Ambiente, weil die Musik andere Einflüsse braucht um sich selbst in eine neue Form umzugestalten. In diesen Tagen hörten wir Bands wie Dead Can Dance, Tyranny, Decadence, Pink Floyd, Deathspell Omega, Abske Fides, Uncreation\’s Dawn, Pergolesis Stabat Mater.

Ihr covert ein Beherit-Stück auf „Sepulcrum“; was begeistert euch an dieser Band, dass ihr sie covert?
– Wir denken, dass Beherit eine der besseren extremen Acts aus Finnland war. Harsche, extreme Musik aber damals avantgardistisch. Meisterwerke wie „Drawing Down the Moon“ sind Geschichte! Wir sind stolz ein Cover wie „The Gate of Nanna“ als Tribut für diese ertragreiche Band spielen zu dürfen, da sie der heutigen Black Metal-Szene soviel gab. Heutzutage ist die Musik von Beherit aktueller als die vieler 90er-Kombos; der Stil Beherits scheint die Vergänglichkeit der Zeit zu umgehen und sie sind nicht so gewöhnlich wie die anderen Gruppen dieser Zeit.

„The Gate of Nanna“ ist wohl eines der bekanntesten Tracks der Finnen, so wurde das Lied schon desöfteren gecovert. Weshalb wolltet ihr trotzdem eure eigene Version davon kreieren?
– Weil wir dachten, dass „The Gate of Nanna“ ein großes Doom-Potential besitzt im Vergleich zu anderen Beherit-Killerstücken wie „Black Arts“ oder „Down There“. Dann hörten wir das Lied und stellten uns vor, wie es langsam gespielt, heruntergestimmt, mit einer angstvollen Stimme und einem Synthesizer-Hintergrund klänge und wir meinten: Cool!!! Einige Bands covern den Track ohne Gefühl wie beispielsweise die Version von Nattefrost. Es ist schrecklich…nach den Aufnahmen waren wir sehr zufrieden mit diesem „Opus“ und wir fügten es auf „Sepulcrum“ ein. Wir packten all unsere Passion und Emotionen in diesen historischen Track hinein.

Ich nannte „Sepulcrum“ leicht transzendent, könnt ihr damit was anfangen oder wie würdet ihr eure Musik umschreiben?
– Ja, wir denken, da ist ein transzendentaler Sinn in der Musik von Urna. Eine Transzendenz zwischen verschiedenen Musikstilen, welche zu einem zusammengefügt worden sind und verschiedenste Emotionen und Stimmungen auf „Sepulcrum“ hineinbrachten. Wir mögen sehr gerne Funeral Doom-Gruppen, welche immerzu langsam spielen. Für Urna präferieren wir es allerdings, diese Musik mit anderen Einflüssen und wechselnden Stimmungen zu vermischen wie in einem Trip der Entfremdung und der Emotionen. (Anmerkung: Okay, das mit der Transzendenz bezog ich doch auf den eigentlichen Inhalt des Wortes)

Warum gründetet ihr mit Urna eigentlich noch eine zweite Band neben Locus Mortis, was war da die Intention?
– Das stimmt nicht, denn Urna existierte schon einige Jahre vor Locus Mortis, jedoch hatte „Sepulcrum“ eine längere Entwicklungsphase als das Debüt von Locus Mortis, sodass „Inter Uterum et Loculum“ früher herausgebracht worden ist. Das liegt daran, dass das Komponieren, Aufnehmen und Mischen nicht soviel zeit in Anspruch nahm wie bei Urna. Die Ursache wurzelt in den Ambientstücken, welche eine große Abgabe von Zeit und Energie zur Folge haben. Als wir an den „Sepulcrum“-Tracks arbeiteten, merkten wir, dass wir Black Metal-Gesang nutzen wollten, weil wir uns dem immer verbunden fühlten. Doch Urna ging in eine andere Richtung und liess deshalb keinen klassischen Black Metal-Gesang zu. Also teilten wir unsere Arbeit und konzentrierten uns von Zeit zu Zeit mit unserem Potential und unseren Einflüssen auf jeweils ein Projekt. Auf diesem Wege können wir bedrückende Musik und schnellen Black Metal zur gleichen Zeit fabrizieren, ohne dass Urna Locus Mortis beeinflusst und umgekehrt.

Eure Pseudonyme sind keine üblichen im Black Metal, wollte man hier so was wie Abgrenzung demonstrieren und was bedeuten RM und MZ eigentlich?
– Die Pseudonyme sind einfach unsere Initialen, Marco, Roberto und der jeweilige Familienname. Wir sind keine Dreckskinder mit Corpsepaint oder grimmen Namen. Diese Bilder den Schweinen, welche die Szene mit dämlichen Posereien und pathetischer Musik für die jungen Massen verschandelt haben.

Besitzt ihr irgendwelche Inspirationsquellen wie zum Beispiel andere Künstler?
– In der Lyrik findet sich der Todeskult mit schwer zugänglichen und geheimnisvollen Konzeptionen wieder. Zudem mein persönlicher Werdegang des Nachdenkens und des Betens zur großen Mutter.

Was ist ATMF überhaupt? Man hat fast den Eindruck, es ist so was wie ein Interessensverbund viele guter italienischer Bands.
– ATMF ist eine seriöse Organisation, welche es seriösen Menschen im italienischen Black Metal ermöglicht, ihre persönlichen Beitrag der Szene zu geben. Für uns ist ATMF das beste italienische Underground-Label und wir denken, dass der Label-Chef in naher Zukunft mit weiteren qualitativ hochwertigen und persönlichen Bands das Label erweitern wird.

Nun werden in Deutschland schlagartig alle Werke der ATMF-Gruppen bekannt, obwohl jene zum Teil nicht mehr gerade brandneu sind. Woran liegt das?
– Das wissen wir nicht und es interessiert uns auch nicht. Wir achten nicht so sehr auf Sachen, welche die Distribution und ähnliches betreffen.

Wie ist es ansonsten um die italienische Black Metal-Szene bestellt? Gibt es da weitere Geheimtipps oder existieren da kaum mehr gute Gruppen?
– Die italienische Szene ist keine wirkliche Szene…es ist ein Platz für hässliche Menschen, Möchtegern-Rockstar-Bands und schlecht benannte Kinder, welche 2006 für die Wikinger und Runen leben und zur gleichen Zeit über Nationalismus und den Stolz auf die italienischen Wurzeln sprechen. Es gibt auch seriöse Menschen…aber sie erhalten nur geringen Respekt von der Masse. Ich denke, anderswo ist es genauso. Die besseren Gruppen sind meiner Meinung nach Malvento, Mephisto, Dolcinian, Absentia Lunae, Melencolia Estatica, Visthia und einige weitere seriöse Menschen und gute Musik.

Einige italienische Bands besingen ihre Wurzeln ohne dabei in Pagan Metal abzudriften. Was haltet ihr von solchen aktuellen Trends?
– Wir folgen keinen heidnischen Klängen, es ist keine Musik für uns. Ich denke, es ist gut, wenn ein Künstler über seine Kultur und Wurzeln sprechen kann wie in Norwegen, wo viele Bands über ihre heidnische Kultur, Wikinger, ihre Mythologie und norwegische Landschaften sprechen. In Italien gibt es ein paar Kombos, welche über die Geschichte unseres Landes und folkloristische Themen singen. Auf „Inter Uterum et Loculum“ von Locus Mortis gibt es das Stück „1652“, welches vom Land und der Pest handelt, welche in diesen Jahren Italien befiel. Aber da gibt es solche kindischen Leute, welche mit ihrem Paganismus und ihren nationalen Ideen nur Scheisse in der Szene und für die Szene produzieren…mit oder ohne paganeskem Stil. Jemand sagt „Ich spiele Pagan Metal“ und die Wahrheit ist, dass er über Elfen und Trolle spielt, sie sind lächerlich und pathetisch. Warum gehen sie nicht irgendein Rollenspiel spielen?

Wieso handeln eure Texte vom Tod, was fasziniert euch daran?
– Ja, sicher….es ist für mich wichtig und für das Projekt auch (Anmerkung des Autors: da redeten wir wohl aneinander vorbei).

Wo befindet sich eurer Meinung nach denn die derzeit stärkste BM-Szene im Sinne von qualitativ hochwertigen Bands?
– Ich denke, dass Frankreich da die Spitze innehat. Aber jedes Land wie Deutschland, Italien, Finnland und den USA hat große Bands, weshalb es schwierig ist, die eine Szene über eine andere zu stellen.

Dann bedanke ich mich für das Interview, wünsche noch weiter viel Erfolg und überlasse euch die letzten Worte!
– Ich danke dir nochmals für das Interview! Beste Grüße!

Geschrieben am von Metal1.info

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