Konzertbericht: Against Me! w/ Roger Harvey, Caves

21.04.2015 München, Backstage Halle

Against Me Poster

Ende letzten Jahres mussten sie ihre Termine in Deutschland und anderen Teilen Europas zunächst absagen, im April 2015 ist es aber nun endlich so weit: AGAINST ME! kommen mit ihrem großartigen, 2014 erschienenen Album „Transgender Dysphoria Blues“ endlich wieder nach München. Mit dabei haben sie die Pop-Skate-Punker von CAVES sowie den Indierocker ROGER HARVEY, der mit seiner Backingband auftritt.
Da am Konzertabend der FC Bayern im Viertelfinale der Champions League antritt und die Backstage Halle in München 30 Minuten vor offiziellem Konzertbeginn quasi leer ist, machen sich bereits schlimme Befürchtungen breit, dass der Zuschauerzuspruch heute ausbleiben könnte. Diese Bedenken zerstreuen sich glücklicherweise schnell, ist das Venue doch kurz vor offiziellem Beginn nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt.

Caves

Pünktlich um 20.30 betreten CAVES die Bühne und legen mit ihrer Mischung aus Skatepunk, Melodic Hardcore und Poppunk energiegeladen los. Eingängige Melodien, Sing-A-Longs und harmonischer Wechselgesang zwischen Lou an der Gitarre und M am Bass gehen mit treibendem Drumming einher und der sympathische Dreier macht am heutigen Abend keine Gefangenen. Auf große Ansagen verzichtet die Band aus Bristol dabei und spielt eine gute halbe Stunde straight ihr Set runter. Die wenigen, nahezu verschüchterte Worte ans Publikum machen das Auftreten von CAVES noch sympathischer, was sich offensichtlich auch das bereits zu diesem frühen Zeitpunkt gesteckt volle Backstage denkt, dass nach jedem Song begeisterten Applaus aufbranden lässt.
Während des Konzerts kann schließlich auch das „Ausverkauft“-Schild am Eingang angebracht werden – alles andere wäre in Anbetracht des Status von Against Me! und der doch relativ überschaubaren Größe der Backstage Halle auch verwunderlich gewesen.

Roger Harvey

Nach einer kurzen Umbaupause betritt um 21.20 Uhr ROGER HARVEY gemeinsam mit seinen beiden musikalischen Mitstreitern die Bühne. Leicht erkältet zeigt dieser sich schwer beeindruckt von der heutigen Kulisse und wird nicht müde, dem Publikum immer wieder zu danken. Musikalisch wird es hier nun ein wenig ruhiger und besonders stimmlich erinnert ROGER HARVEY stark an Connor Oberst von Bright Eyes, wobei der leicht folkig angehauchte Emorock insgesamt mehr als nur ein paar Anleihen bei dieser Band aufweist. Auch wenn das Publikum zunächst recht verhalten auf die ruhigen Songs reagiert, fällt der Applaus bei den rockigeren Songs dennoch sehr herzlich aus, auch wenn dieser nach dem letzten Song um kurz vor 22 Uhr doch recht schnell wieder verklingt.
Ob es in dynamischer Hinsicht nicht besser gewesen wäre, ROGER HARVEY als Erstes auf die Bühne zu schicken und das Tempo über den Abend hinweg stetig anzuziehen, um so für Against Me! entsprechend einzuheizen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Beide Vorbands konnten wirkten zumindest nicht fehl am Platz und konnten durchaus überzeugen.

Against Me Band

Um 22.15 Uhr wird es schließlich Zeit für den Headliner des heutigen Abends, was auch daran deutlich wird, dass die Backstage Halle zu diesem Zeitpunkt nahezu überfüllt ist und auch direkt vor der Bühne enges Gedränge herrscht. Nach einem kurzen Intro betreten AGAINST ME! die Bühne, wobei Frontfrau Laura Jane Grace gleich zu Beginn ihre Freude nicht verstecken kann und übers ganze Gesicht ins Publikum grinst. Der Einstieg in Form von „I Was A Teenage Anarchist“ gerät noch relativ gemächlich, spätestens als die Band aus Florida als vierten Song bereits den Überhit „Pints Of Guinness Make You Strong“ auspackt, bleibt allerdings kein Fuß mehr still und ein veritabler, fröhlicher Mosh Pit wird eröffnet. Bei „White People For Peace“ bahnen sich daran anschließend die ersten Crowdsurfer ihren Weg über die Menge und die Stimmung wird zunehmend ausgelassener.

AGAINST ME! halten das Energielevel stets hoch, nur einige wenige, oft politische geprägte Ansagen finden den Weg ins Set – mehr ist auch gar nicht notwendig, da die Songs für sich selbst sprechen und das heutige Publikum mit dem Inhalt dieser Stücke, zumindest der Lautstärke des Mitsingens nach zu urteilen, sehr gut vertraut ist. Dass auch nahezu alle neuen Nummern vom letztjährigen Album „Transgender Dysphoria Blues“ abgefeiert und lauthals mitgesungen werden, freut die Band sichtlich. Nachdem Laura „How Low“ alleine mit ihrer Akustikgitarre dargeboten hat, legt sie diese für das daran anschließende „Trash Unreal“ gar nicht erst aus der Hand, was die folkige Natur des Songs noch einmal besonders deutlich macht. „The Ocean“ gerät – nicht zuletzt aufgrund der Textzeile „My mother once told me she would have named me Laura“ – zum emotionalen Höhepunkt des Abends.

Transgender Dysphoria BluesNachdem die Band nach dem abgefeierten „Black Me Out“ kurz die Bühne verlässt und lautstark wieder dorthin zurückgerufen wird, endet der Abend nach einigen weiteren Nummern mit „We Laugh At Danger (And Break All The Rules)“ schließlich unglaublich stimmig: M von Caves kehrt hier genauso wie Roger Harvey auf die Bühne zurück, die Musiker liegen sich in die Armen und gemeinsam mit den Fans wird der Refrain des Stücks immer wieder gesungen. Danach ist dann nach knapp 75 Minuten wirklich Schluss.

  1. I Was A Teenage Anarchist
  2. True Trans Soul Rebel
  3. 12:03
  4. Pints Of Guinness Make You Strong
  5. White People For Peace
  6. >Walking Is Still Honest
  7. Unconditional Love
  8. FuckMyLife666
  9. Don’t Lose Touch
  10. White Crosses
  11. Dead Friend
  12. Turn Those Clapping Hands Into Angry Balled Fists
  13. T.S.R. (This Shit Rules)
  14. Transgender Dysphoria Blues
  15. Cliché Guevara
  16. How Low (Akkustisch)
  17. Thrash Unreal (Halb-Akkustisch)
  18. The Ocean
  19. Black Me Out
  20. ———-

  21. Osama Bin Laden As The Crucified Christ
  22. Drinking With The Jocks
  23. Sink, Florida, Sink
  24. We Laugh At Danger (And Break All The Rules)

FAZIT: Caves und Roger Harvey konnten als Support überzeugen, auch wenn sie im Vergleich zum Headliner des Abends doch den kürzeren ziehen mussten. AGAINST ME! live sind eine Wucht. Sowohl was die Spielfreude als auch die musikalische Darbietung angeht, können sich hier viele jüngere Bands noch eine dicke Scheibe abschneiden. Das Publikum war extrem gut gelaunt, textsicher und trug seinen Teil dazu bei, dass auch die Nicht-Bayern-Fans im Backstage einen tollen Abend verbringen konnten.

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