Festivalbericht: Brutal Assault Open Air 2015

05.08.2015 - 08.08.2015 Festung Josefov, Jaroměř (CZ)

Brutal-Assault-2015

Das BRUTAL ASSAULT feiert runden Geburtstag: Bereits zum 20. Mal findet das Festival, das seit seiner 12. Auflage (2007) in der malerischen Kulisse der Festung Josefov bei Jaroměř beheimatet ist, in diesem Jahr statt. Statt auf einzelne Mega-Acts, wie im vergangenen Jahr mit Slayer, setzen die Veranstalter zum Jubiläum auf ein gleichmäßig hochwertiges Billing – mit großem Erfolg: Früher als je zuvor ist das Festival, das durch die Location auf 15.000 Besucher limitiert ist, quasi ausverkauft.

Dienstag, 04.08.15

Wie schon im Vorjahr öffnen die Pforten des Campingplatzes auch in diesem Jahr bereits am Dienstag Nachmittag. Der Andrang hält sich zu diesem Zeitpunkt noch in Grenzen, so dass nach entspanntem Abholen des Festival-Bändchens einem Spaziergang durch das noch recht gemütliche Josefov sowie einem bandfreien Abend zum Akklimatisieren nichts im Wege steht.

BA-Einlass

Mittwoch, 05.08.15

Der reguläre Festivalbetrieb beginnt mit der Öffnung der Pforten zum Festivalgelände um 12:00 – mit der ersten und einzigen Einlass-Schlange des gesamten Festivals. Laut wird es schließlich um 15:00, als DIPHTERIA, gefolgt von OBLITERATE, TORTHARRY, MINORITY SOUND, MORTIFILIA und MONUMENTS unter der glühenden Nachmittagssonne den Konzertreigen auf den Hauptbühnen eröffnen. Erstmals werden bereits am Mittwoch alle drei Bühnen bespielt, wodurch noch mehr tschechische Bands die Chance bekommen, sich einer größeren Menge zu präsentieren. Das Beispiel der beeindruckenden Post-Hardcoreler von DROM beweist, dass hier viel Potential schlummert.

BA2015-Melechesh-001Während die auch um 18:45 noch extreme Temperatur für ein passendes Ambiente für den Oriental-Black-Metal von MELECHESH sorgt, liefert die Band eine solide Show, die die zahlreichen Fans mit Applaus und Hingabe quittieren. Über viel Zuspruch dürfen sich anschließend auch die Thrasher von NUCLEAR ASSAULT freuen, bevor die Deathcoreler von CARNIFEX das Publikum bereits bevor der erste Song gespielt ist, in der Abendsonne zum Circle Pit bitten. [MG]

TOUCHÉ AMORÉ passen mit ihrem melodischen Post Hardcore auf den ersten Blick nur schwer ins Billing eines Metalfestivals. Was die Band aus Kalifornien allerdings während ihres Set auf der Zeltbühne abliefert und wie sie das Publikum mit ihrer Energie und Leidenschaft mitnimmt, ist absolut beeindruckend. Ein weiterer Beweis dafür, dass das Publikum auf dem Brutal Assault musikalisch stets offen ist und viele Stile hier ihren Platz finden. [BL]

Auf der linken der beiden Hauptbühnen kühlen unterdessen TRIPTYKON mit ihren eisigen Riffs die Atmosphäre: Nicht ohne auch Celtic Frost Tribut zu zollen, begeistern Tom Gabriel Fischer und Konsorten ihre Fans mit einer kraftvollen, ausdrucksstarken Show. Attribute, die man auf den Auftritt von KATATONIA leider nicht anwenden kann: Zwar bleiben die Schweden (anders als im Vorjahr) diesmal von technischen Problemen verschont. Doch während der Pannen-Auftritt von 2014 eindrücklich die Sample-Abhängigkeit der Schweden aufzeigte, wird heute das Resultat dieser Entwicklung deutlich: Ohne Feeling, dafür sehr steril und in einer Perfektion, die an Albumqualität heranreicht, bekommt man zwar Musik in guter Qualität, allerdings nur wenig Atmosphäre oder Live-Feeling vermittelt.

  1. Buildings
  2. Increase
  3. Forsaker
  4. Dead Letters
  5. Day And Then The Shade
  6. The Longest Year
  7. Ghost Of The Sun
  8. Soil’s Song
  9. Criminals
  10. My Twin
  11. Lethean
  12. July

BA2015 - SoulflyDas kann man vom darauf folgenden Auftritt von SOULFLY beim besten Willen nicht behaupten: Als wäre Max Cavalera davon, dass seine „Ex“ Sepultura ebenfalls auftreten wird, zusätzlich motiviert, dem Publikum zu zeigen, welche Formation der legitime Interpret von Hits wie „Roots“ oder „Refused/Resist“ ist, legt der Brasilianer eine Show auf die Bretter, die vor Energie, Spielfreude und nicht zuletzt Hits nur so strotzt. Während das Publikum zu SOULFLY-Hits wie „Frontlines“, „Prophecy“, „Back To The Primitive“ und den Sepultura-Klassikern gleichermaßen eine wilde Abrissparty feiert, liefern SOULFLY, bei denen neben Max und Marc Rizzo mittlerweile mit Zyon und Igor Jr. gleich zwei Cavalera-Söhne mitwirken, eine Steilvorlage nach der anderen: Der Gastauftritt von Melechesh-Sänger Ashmedi bei „Territory“ ist nur eines von vielen Highlights dieser grandiosen Show.

BA2015 - MayhemEin absolutes Kontrastprogramm ist anschließend mit dem Auftritt der Black-Metal-Legende MAYHEM garantiert. Dass auch der heutige Auftritt keine Ausnahme unter den skurrilen Shows der Norweger werden wird, lässt die monströse Kanzel in der Bühnenmitte erahnen, die über und über mit Schädeln und Gebeinen dekoriert ist und Hellhammers auch nicht eben zierliches Schlagzeug komplett verdeckt. Und in der Tat: Sänger Attila hat auch heute allerlei Spielzeug mitgebracht, mit dem er sich während des Auftrittes beschäftigt: Ein Metallblitz, eine Galgenschlinge und ein Totenschädel werden abwechselnd zum Utensil der Wahl auserkoren, um der Performance Ausdruck zu verleihen. Zwar klappt das auch heute mehr schlecht als recht, aufgrund des recht amtlichen Sounds und der musikalisch einwandfreien Darbietung, in der sogar „To Daimonion“ Platz findet, fällt das allerdings nicht weiter ins Gewicht. Wer dachte, dass MAYHEM gar nicht mehr in der Lage wären, gute Shows zu spielen, wird heute endlich eines Besseren belehrt. [MG]

    — Silvester Anfang

  1. Deathcrush
  2. Symbols Of Bloodswords
  3. To Daimonion
  4. My Death
  5. Carnage
  6. Illuminate Eliminate
  7. Chainsaw Gutsfuck
  8. Freezing Moon
  9. De Mysteriis Dom Sathanas
  10. Pure Fucking Armageddon

Encore:

Donnerstag, 06.08.15

BA2015 - BenightedFür die Frühaufsteher beginnt der Tag bereits um 10:30 mit Thrash von ACID FORCE, gefolgt von GUTSLITs Brutal Death Metal, dem Crossover von RAMMING SPEED und dem Female-Fronted-Thrash von NERVOSA, die allesamt solide Shows abliefern. Auch die Australier von BE’LAKOR mit ihrem Melodic Death Metal können überzeugen – im Gegensatz zu SQUASH BOWELS, deren uninspirierter Goregind eher zum Gähnen anregt. Auf die Totenschädel-Masken-Thrasher DR. LIVING DEAD aus Schweden sowie Landsmänner VILDHJARTA, deren meshuggahesker Djent vom Spannungsfaktor her leider nicht mit dem Vorbild mithalten kann, folgen BENIGTHED: Mit großer Spielfreude wird den zahlreichen Zuschauern die volle Ladung Brutal Death Metal serviert. Besonders „Let The Blood Spill Between My Broken Teeth“ und „Grind Wit“ sorgen für Begeisterung. [CE]
Für Erstaunen sorgt der einmal mehr vollkommen skurrile Auftritt der 8-Bit-Coreler HORSE THE BAND, der vor allem von seinen unterhaltsamen Ansagen lebt und nach anfänglicher Skepsis für großen Jubel im Publikum sorgt, das sogar eine Zugabe einfordert. Im Anschluss an die US-Crossover-Truppe HEADCRASH müssen bereits um 17:45 die norwegischen Avantgarde-Black-Metaller ARCTURUS ran. Schade, vermag die Musik in diesem Setting trotz sympathischer und gelungener Darbietung einfach nicht ihre volle Magie zu entfalten.

BA2015 - AsphyxDerartige Probleme sind ASPHYX fremd: Egal, ob Sonne, Regen oder Schnee – der Death Metal der Niederländer zündet in Kombination mit Martin van Drunens sympathischen Ansagen immer. Parallel dazu geben die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS im Zelt eine Lektion in Sachen schweißtreibendem Spaß-Grindcore. Nach diesen Trainingseinheiten für die Nackenmuskulatur steht auf der linken Hauptbühne mit ENSLAVED wieder etwas für den Kopf auf dem Programm. Trotz ihres ohne Frage grandiosen Songmaterials kommen die Norweger heute jedoch nicht richtig in Fahrt.
Von BLOODBATH kann man das zwar nicht behaupten, allerdings werden diese im Verlauf ihrer Show durch so viele verschiedene technische Defekte ausgebremst, dass man diese fast als Gottesbeweis anerkennen könnte: Zunächst verabschiedet sich ein Pedal am Schlagzeug, dann ein Gitarreneffekt – nicht nur Sänger „Old Nick“ Holmes (Paradise Lost) wirkt sichtlich entnervt. Schade, überzeugen die Schweden doch in den ungestörten Momenten mit massig Groove. [MG]

  1. Let The Stillborn Come To Me
  2. Mental Abortion
  3. So You Die
  4. Breeding Death
  5. Anne
  6. Cancer Of The Soul
  7. Weak Aside
  8. Unite In Pain
  9. Like Fire
  10. Eaten
BA2015 - Bloodbath2Davon gibt es auch bei BIOHAZARD jede Menge. Die New Yorker kommen ohne Umschweife zum Punkt und servieren den Anwesenden feinsten Crossover. Dieser animiert die meisten Zuschauer zu intensiver Bewegung, sei es Headbanging oder der gute alte Circle Pit. Unterstütz von einem knackigen Sound gibt die Band Vollgas und spielt Klassiker wie „Urban Discipline“, „Down For Life“ und „Vengeance Is Mine“, die von Publikum abgefeiert werden. Nur die Sicherheitsleute haben wenig Spaß, da sich massenhaft Fans im Crwodsurfen versuchen, was die gute Stimmung unterstreicht. [CE]

  1. Wrong Side Of The Tracks
  2. Shades Of Grey
  3. Urban Discipline
  4. Tales From The Hard Side
  5. Down For Life
  6. How It Is
  7. Vengeance Is Mine
  8. Resist
  9. Love Denied
  10. Howard Beach
  11. We’re Only Gonna Die (Bad-Religion-Cover)
  12. Victory
  13. Punishment
  14. Hold My Own

Parallel zu den großen Namen stellt das Brutal Assault auf der Nebenbühne unter Beweis, dass es wirklich alle härteren Spielarten abdeckt: Zunächst machen sich ATARI TEENAGE RIOT daran, das Festival in eine politische Raveparty zwischen The Prodigy und fiesestem Hardcore zu verwandeln, was für musikalische Abwechslung sorgt und nach anfänglicher Skepsis auch das Publikum überzeugt. AMENRA liefern direkt im Anschluss mit ihrem dreckigen Sludge und viel Atmosphäre einen der düstersten und fettesten Auftritte des ganzen Festivals ab, der an Atmosphäre und Wucht kaum zu überbieten ist. Pünktlich zu AGALLOCH wächst die Menschenmenge in und vor der Zeltbühne nochmal gewaltig an. Mit einer Mischung aus allen ihren Alben erntet die Band aus den Vereinigten Staaten nach anfänglich leichten Soundproblemen mit ihren melancholischen, verträumten Folk-Black-Metal verdiente Jubelstürme. [BL]BA2015 - CCVor den Hauptbühnen kommen Freunde der härteren Gangart derweil aus dem Feiern nicht mehr heraus: Als nächstes sind hier CANNIBAL CORPSE an der Reihe. Die Truppe um Frontsau Corpsegrinder setzt sehr erfolgreich auf eine Mischung aus alten Krachern („I Cum Blood“, „Make Them Suffer“) und Material vom aktuellen Album „A Skeletal Domain“ („Kill Or Become“, „Sadistic Embodiement“). Spannend ist dabei vor allem, zu sehen, dass die Band, die wie keine zweite US-amerikanischen Death Metal verkörpert, nach all den Jahren noch immer eine solche Menge an Fans vor die Bühne locken kann. Angesichts der abgelieferten Show ist dies allerdings auch nicht wirklich verwunderlich. Den Abschluss dieser kraftvollen Show bilden „Hammer Smashed Face“ und „Devoured By Vermin“. [CE]

  1. Scourge Of Iron
  2. Demented Aggression
  3. Evisceration Plague
  4. Stripped, Raped And Strangled
  5. Disposal Of The Body
  6. Sentenced To Burn
  7. Kill Or Become
  8. Sadistic Embodiment
  9. Icepick Lobotomy
  10. I Cum Blood
  11. Make Them Suffer
  12. A Skull Full of Maggots
  13. Hammer Smashed Face
  14. Devoured By Vermin

BA2015 - KreatorSind die Gesichter erst zerschmettert, ist es Zeit für den „Phantom Antichrist“: Die Thrash-Legende KREATOR. Mit Visualisierungen auf diversen, die ganze Bühne umstellenden Leinwänden, Pyrotechnik und Konfettiregen zieht das Quartett aus Essen alle Register. Auch sonst stimmt heute alles: Der sonst oft all zu gesprächige Mille hält seine Ansagen knapp, der Sound ist gestochen scharf und auch an Hits mangelt es der Show, die mit „Enemy Of God“ gleich fulminant beginnt, bei Leibe nicht. Während auf der zweiten großen Bühne ANNIHILATOR versuchen, mit diesem eindrucksvollen Auftritt mitzuhalten, geben sich auf der Zeltbühne die norwegischen Black’n’Roller SARKE die Ehre. Die große Überraschung stellt hier Christian Broholt dar, welcher anstelle von Nocturno Culto mit von der Partie ist. Stimmlich nicht ganz so harsch wie Nocturno Culto, gelingt es dem Ersatzsänger rasch, dem Sound der Band seinen Stempel aufzudrücken und sich die Sympathien des Publikums zu verdienen.

    1. — Choir Of The Damned

    2. Enemy Of God
    3. Terrible Certainty
    4. Phobia
    5. Awakening Of The Gods
    6. Endless Pain
    7. Warcurse

— Mars Mantra

    1. Phantom Antichrist
    2. Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)

— The Patriarch

  1. Violent Revolution
  2. Pleasure To Kill

Damit tun sich SUNN O))) im Anschluss erwartungsgemäß schwerer: Mit sage und schreibe 12 Verstärkern für zwei Saiteninstrumente, sowie einem Sampler kreieren die Amerikaner einen hirn- wie ohrenbetäubenden Sound. So zumindest der Plan – nach wenigen Minuten sorgt jedoch ein Stromausfall zunächst für Ruhe, bevor das Sound-Inferno seinen Lauf nimmt. Von Extase bis Unverständnis findet man in den Gesichtern der Zuschauer alle Reaktionen – erst recht, weil es Sänger Attila Csihar neuerlich gelingt, auch eingefleischte Fans zu überraschen: Zunächst noch wie der Rest der Band in einer schwarzen Kutte gewandet, kehrt er in der zweiten Hälfte des Sets in einem absurden, über und über mit Spiegelscherben bestückten Kostüm (inklusive Dornenkrone und Laserfingern!) zurück, um roboterhaft über die Bühne zu wandeln. Skurril – und damit überaus passend zu diesem Auftritt, der im Festival-Kontext definitiv außer Konkurrenz steht. [MG]

BA2015 -Sunn o)))

Freitag, 07.08.15

Der Freitag beginnt mit Progressive Metal von ENDLESS, gefolgt von einer Death-Metal-Vollbedienung durch ANTROPOMORPHIA, DEMONIC RESSURECTION und BLOOD EAGLE, ehe PRO-PAIN ihren mächtig gefeierten Hardcore zum Besten geben. [CE] Mit ihrem groovigen, hardcorebasierten Crossover bringen HED PE das Gefühl der frühen 2000er zurück und schaffen es in sengender Hitze, das Publikum mit einem astreinen Reggae-Song inklusive Herr-Der-Ringe-Medley auf der Melodica zum Tanzen zu bringen. [BL]

BA2015 - WOJKrachend-groovender Death Metal steht bei den Brasilianern von KRISIUN auf dem Programm, ehe Ill NINO das Publikum mit ihrer Mischung aus Nu Metal und Latino-Rhythmen gut 15 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzten und für gute Stimmung sorgen. Diese ebbt während DECAPITATED etwas ab, was allerdings nicht an der (starken) Darbietung der Band, sondern vielmehr an der knallharten und anspruchsvollen Musik der Truppe liegt. Deutlich höher liegt der Partyfaktor indessen bei WALLS OF JERICHO, die, angeführt von Frontfrau Candice Kucsulain, mit ihrem brachialen Hardcore die rechte Hauptbühne in Schutt und Asche legen. [CE]

Das ist zwar nicht das Ziel der Kunstflug-Piloten aus der Red-Bull-Staffel, die als kleine Abwechslung zwischendurch in diesem Jahr direkt über dem Festival-Gelände ihre irren Stunts fliegen – dass sie dazu mit dem richtigen Equipment in der Lage wären, steht nach diversen Taumelflügen, Schrauben und Saltos im Formationsflug allerdings fest.

Nach überraschend langer und konsequenter Bühnenabstinenz in den vergangenen Jahren melden sich nun auch  KATAKYSM zurück, was in Anbetracht ihrer Qualität als Liveband voll in Ordnung geht: Zwar sind die Hits im Set auch 2015 noch aus der Zeit bis einschließlich „Prevail“ (2008) – mit fettem Sound und mächtig Groove begeistern die Kanadier live trotzdem bedingungslos. In Sachen Aggressivität legen BRUJERIA als nächste Band auf der rechten der beiden Hauptbühnen nochmal eine Schippe drauf, bis sie als Zugabe überraschend den Los-Del-Río-Megahit „Macarena“ aus dem Jahre 1994 auspacken – getanzt wird allerdings trotzdem nur Pogo. Vielleicht nicht leiser, aber zumindest etwas ruhiger wird es bei PRIMORDIAL: Während die hinter den Bühnen untergehende Sonne für das richtige Ambiente sorgt, präsentieren sich die Iren um Alan Averill in Bestform und legen ein mitreißendes Hit-Feuerwerk auf die Bretter. [MG]

BA2015 - Primordial
Auch auf der Zeltbühne geht es zeitgleich mit der Mischung aus Shoegaze und melancholischem Black Metal, dem sich LANTLÔS verschrieben haben, ebenso leidenschaftlich zu. Zwar haben sich nur wenige Fans eingefunden, diese wissen den Sound der Band jedoch zu schätzen.

BA2015 - TDEPDer Kontrast zum nächsten Act auf der rechten Hauptbühne könnte größer nicht sein: THE DILLINGER ESCAPE PLAN bieten ein nahezu wahnwitziges Set, welches nach anfänglichen Soundproblemen – in diesem Jahr leider ein immer wiederkehrendes Problem – an Energie und Aggression nur schwer zu überbieten ist. Immer wieder badet Sänger Greg in der Menge, immer wieder fliegt das Mikrophon, segeln Menschen durch den Moshpit.
Dass nach dieser geballten Ladung Mathcore die Grind-Pioniere NAPALM DEATH die linke Hauptbühne entern, ist nur folgerichtig. Mit sympathischen, linkspolitischen Ansagen, die das Publikum mit Jubel aufnimmt, und einem mitreißenden Sound, weiß die Band aus England voll zu überzeugen – von einigen wenigen Ausrutschern in ruhigere Momente oder windschiefen Klargesang abgesehen. Das Ende des Sets könnte skurriler allerdings kaum sein: Nachdem bei der letzten Ansage zunächst das Mikrophon von Sänger Mark „Barney“ Greenway ausfällt, ist nach der Behebung dieser Panne bei den letzten beiden Songs (von der Snaredrum und einer Floortom abgesehen) im Publikum ausschließlich Barney zu hören. Da die Bühnenmonitore funktionieren, bekommt die Band davon nichts mit – und spielt einfach weiter. Das Publikum ist irritiert, zollt der Legende nach diesem absurden Schluss aufgrund eines starken Auftritts aber laut Applaus. [BL]

Da KILLING JOKE ihren Auftritt zum zweiten Mal in Folge absagen mussten, wurden kurzerhand CANDLEMASS von der Zelt- auf die Hauptbühne befördert – eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweist. Denn die legendären schwedischen Doomer bieten eine energiegeladene Show, bei der es nicht stört, dass Bandchef Leif Edling dieses Jahr nicht mit von der (Live-)Partie ist. Angeführt vom neuen Sänger Mats Levén, dessen höherer Gesangsstil sicher nicht allen schmeckt, aber durchaus zur Musik passt, rockt die Band die Bühne mit ihrer an die Dio-Sabbath-Ära erinnernden Musik, die allerdings noch einen Zacken härter ist als bei den Biminghamer Großmeistern. [CE]

  1. Mirror Mirror
  2. Bewitched
  3. Black Dwarf
  4. A Cry From The Crypt
  5. Emperor Of The Void
  6. Under The Oak
  7. At The Gallows End
  8. Solitude

BA2015 - SepulturaGinge es allein nach der Publikumsgröße, hätten SEPULTURA das Duell mit Max Cavalera und seinen Soulfly definitiv gewonnen: Nahezu das komplette Bühnenvorfeld ist gefüllt, als Derrick Green seine Mannen in die Schlacht führt. Auch bekommen SEPULTURA für ihr auf einen Festival-Slot von 60 Minuten gekürztes Jubiläums-Set zum 30jährigen Bestehen der Band lautstarken Beifall – und doch können die Namensträger nicht ansatzweise mit dem Songwriter mithalten: Das liegt zum einen daran, dass Max Cavalera nach seiner Zeit bei Sepultura weiter Hits geschrieben hat, während diese in der Post-Cavalera-Ära SEPULTURAs eher rar gesäht sind. Zum anderen aber, und das ist das viel Entscheidendere, daran, dass die gesamte Show im Vergleich zur energiegeladenen, intimen Darbietung von Soulfly routiniert und durchschnittlich wirkt. Während Max seinen Fans das Gefühl vermittelt, Teil des Soulfly-Tribes zu sein, reißen Sepultura eine simple Rockshow herunter – brachial und tight, zugegebenermaßen, aber vollkommen ohne Spirit und Emotionen.

  1. Biotech Is Godzilla
  2. Arise
  3. From The Past Comes The Storms
  4. Ratamahatta
  5. Roots Bloody Roots
  6. Refuse/Resist
  7. Territory
  8. Propaganda
Für DEATH TO ALL gilt das definitiv nicht: Das Memorial-Projekt für die legendären DEATH spielt sich von der ersten Minute an in die Herzen der Oldschool-Fans. Mit viel Respekt vor dem 2001 verstorbenen Chuck Schuldiner und seinem Lebenswerk interpretiert das Allstars-Team die DEATH-Hymnen. Der Fokus liegt dabei klar auf dem Material aus der Zeit zwischen „Leprosy“ und „Human“, deren Oldschool-Charme von DEATH TO ALL gelungen wieder zum Leben erweckt wird. Aus seiner Zeit gerissen wirkt das Material zwar weniger spektakulär, die Songs funktionieren aber trotzdem. Heute live, wie auch auf Platte.

  1. The Philosopher
  2. Leprosy / Left to Die
  3. Suicide Machine
  4. Overactive Imagination
  5. Spiritual Healing / Within the Mind
  6. Symbolic
  7. Bite The Pain
  8. Zombie Ritual / Baptized in Blood
  9. Crystal Mountain
  10. Pull The Plug

BA2015 - DeathDTAOb es an GODFLESH liegt, dass die Festivalbesucher direkt nach DEATH DTA gleich scharenweise das Gelände verlassen, lässt sich schwer sagen. Fakt ist: Jeder Einzelne tut gut daran. Denn wie schon bei ihrem Auftritt auf dem Brutal Assault 2012 ist auch die heutige Show eine Zumutung. Untermalt von dilletantischen Visualisierungen und Standbildern und angetrieben von Schlagzeug vom Tonband, stilisieren die beiden Briten noch den stumpfesten Tonwechsel zum Riff hoch. Kombiniert mit Justin Broadricks „Gesang“ ist das nur für Hartgesottene zu ertragen.

BA2015 - MardukNur für die harten Knochen ist auch der Auftritt von MARDUK: Vor dem von Godflesh erfolgreich dezimiertem Publikum spielen die Schweden (wie schon 2006 auf dem Party.San-Open-Air) ihr Parade-Album „Panzer Division Marduk“ am Stück durch – zum angeblich letzten Mal. Das Problem dabei: Ist man aus dem Gröbsten raus, bleibt MARDUK der kurzen Spielzeit wegen nur noch eine Viertelstunde, die mit drei „Frontschwein“-Songs und einem weiteren Uralt-Song gefüllt wird. Mag „Panzer Division“ auch noch so legendär sein – eine MARDUK-Show ohne „Azael“, „Wolves“ oder „Throne Of Rats“ ist halbgar.

    1. Panzer Division Marduk
    2. Baptism By Fire
    3. Christraping Black Metal
    4. Scorched Earth
    5. Beast Of Prey
    6. Blooddawn
    7. 502
    8. Fistfucking God’s Planet

  1. Wartheland
  2. The Blond Beast
  3. Frontschwein
  4. The Black…

In Anbetracht dieser Tatsache ist es wenig verwunderlich, dass sich das Zelt bereits vor dem Ende der Marduk-Show zusehens mit nicht ganz so trven Black Metallern füllt, die dem Auftritt von DØDHEIMSGARD entgegenfiebern. All zu untrve fällt das Set jedoch gar nicht aus, bieten die Norweger doch mit Ausnahme von „Supervillain Outcast“ von jedem ihrer Werke mindestens einen Song dar. Auch das Auftreten der Band sorgt für Erstaunen: Mit ein paar verworrenen Linien im Gesicht weniger ausgefallen geschminkt als erwartet, führt Sänger Aldrahn die gesamte Show über einen skurrilen Ausdruckstanz auf, auf den jeder Waldorfschüler stolz wäre. Nach einer deutlich spürbaren „Kennenlernphase“ kommen sich Publikum und Band jedoch rasch näher – am Ende erzwingen die Fans gar noch eine Zugabe: „The Snuff Dreams Are Made Of“ von „Supervillain Outcast“. Na also, geht doch: Ende gut, alles gut. [MG]

    1. — The Love Divine

    2. God Protocol Axiom
    3. Bluebell Heart
    4. Ion Storm
    5. Symptom
    6. When Heavens End

— Oneiroscope

    1. Traces Of Reality

  1. The Snuff Dreams Are Made Of

Samstag, 08.08.15

Nachdem RECTAL SMEGMA den letzten Festivaltag mit geschmacklos-lustigem Goregrind eröffnet haben, können BLOOD RED THRONE mit ihrem harten und groovigen Death Metal schon eine beachtliche Meute zu so früher Stunde vor die Bühne locken. Den deutlich technischeren Death Metal der folgenden PSYCROPTIC gönnen sich dann doch deutlich weniger Leute, ebenso wie den soliden Trash von ALL OUT WAR. Zunehmend Publikum können DEFEATED SANITY für sich verbuchen, kein Wunder, da Brutal Death Metal je bekanntermaßen in Tschechien hoch im Kurs steht. [CE]

BA2015 - FeuerwehrMit ROSETTA tritt eine ursympathische Post-Metal-Band aus Philadelphia auf die Bühne, die neben fetten Riffs auch für ruhige, melodische Momente sorgt und so die doch recht stattliche Menge vor der Bühne sowohl zum Headbangen als auch zum verträumten Tanzen einlädt und dabei absolut zu begeistern weiß. [BL] Es folgen PROCESSION, deren düsterer Doom so gar nicht zur prallen Sonne passt und entsprechend wenig Leute anlockt. Der Viking Metal von SKÁLMÖLD funktioniert da schon besser und lockt einiges Partyvolk vor die Bühne – allerdings eben genau den Typ Festivalbesucher, den es bis vor ein, zwei Jahren auf dem Brutal Assault de facto gar nicht gab. Mit RATOS DE PORAO und MODERN DAY BABYLON folgen zwei eher modern ausgerichtete Truppen, zum einen Richtung New York Hardcore zum anderen Richtung Progressive Metal/Djent. [CE]

Nach den polnischen Black-Metallern OUTRE, die mit den Australiern NE OBLIVISCARIIS Slot tauschen mussten, ist auf der Zeltbühne bereits um 16:30 Stagetime für CARACH ANGREN. Schade, denn im lichtdurchfluteten, überhitzten Zelt kommt trotz einer guten Show der Niederländer und großen Publikumsinteresses nicht wirklich Black-Metal-Stimmung auf.

BA2015 - The HauntedAuf der Hauptbühne gibt es hingegen mit CRYPTOPSY so richtig einen vor den Latz: Der brutal schnelle und technische Death Metal der Kanadier begeistert ebenso wie die die Musik der sich anschließenden THE HAUNTED: Auch wenn ihre Musik knallhart aus den Boxen kracht, sind die Schweden sichtlich entspannt und mit Freunde am Werk. Verkörpert wird das Ganze durch Sänget Marco Aro, der wie ein gut gelaunter Pitbull wirkt – entspannt, aber tödlich. Tödlich sind auch SUICIDE SILENCE – allerdings nur für die Laue jener, die vorher schon Crytopsy und The Haunted genossen haben. Dennoch hat die Band viele Fans vor der Bühne, die ordentlich abgehen. [CE]

Als Parallelprogramm zu Suicide Silence spielen ROME aus Luxemburg im Zelt ihren sehr ruhigen, melancholischen und angenehm pathetischen Neofolk, der die Zuschauer begeistert und einen angenehmen Ruhepol im Krach des Festivals darstellt.  [BL]

BA2015 - SolstafirÄhnlich verhält es sich mit SÓLSTAFIR: Zwar beginnt das Set mit „Svartir Sandar“ etwas schleppend, schon bald können die Isländer jedoch mit der ihnen eigenen Atmosphäre punkten – nicht zuletzt, weil sich Sänger Aðalbjörn Tryggvason heute äußerst interaktionsfreudig gibt und zuletzt sogar auf der Absperrung des Fotograbens stehend performed.

Weniger energiegeladen denn spirituell geht es bei PHURPA zu, einer der beiden Bands, für die in diesem Jahr mit der „Oriental Stage“ erstmalig eine vierte Bühne errichtet wurde: Mit ihrem Auftritt, der von tibetanischen Schamanenritualen inspiriert sein soll und musikalisch von Obertongesang und Klangschalen dominiert wird, stellen PHURPA in etwa das akkustische Pendant zu Sunn O))) dar. Zwar ist das Publikumsinteresse an der Darbietung (zumindest gemessen am Fassungsvermögen des Festungs-Innenhofes, in dem die Bühne steht) groß, die Reaktionen erinnern jedoch etwas an die Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern: Durchhalten ist angesagt und sich ja nichts anmerken lassen. Denn wer jetzt geht, ist definitiv als Banause gebranntmarkt. [MG]

Eine eher ernüchternde Geschichte sind im Anschluss HEAVEN SHALL BURN. In Deutschland unvorstellbar, ist heute sogar ein wenig Platz vor der Bühne und die Thüringer wirken während ihrer letzten Show des Jahres etwas blutleer. Hits wie „Endzeit“, „Black Tears“ oder „Combat“ sorgen zwar für amtlich Betrieb vor der Hauptbühne, aber für jeden, der HEAVEN SHALL BURN schon einmal in Form gesehen hat, behält die Show einen schalen Geschmack. [CE]

  1. Counterweight
  2. Profane Believers
  3. Land Of The Upright Ones
  4. Combat
  5. Forlorn Skies
  6. Hunters Will Be Hunted
  7. Voice Of The Voiceless
  8. Black Tears (Edge-Of-Sanity-Cover)
  9. Trespassing The Shores Of Your World
  10. Awoken
  11. Endzeit
  12. Like Gods Among Mortals / The Disease

BA2015 - At The GatesIm Anschluss wird es noch einmal schwarzmetallen: Dani Filth und Konsorten beehren das Brutal Assault mit CRADLE OF FILTH. Zwar sorgen neuerlich einige technische Probleme für Störungen im Sound und Showablauf, davon abgesehen bekommen Fans einen soliden Auftritt zu sehen. Wer jedoch eine wirklich starke Show sehen will, muss sich noch etwas gedulden – genauer gesagt bis zu den darauf folgenden AT THE GATES. Spielfreudig, wie man es von ihnen gewohnt ist, und mit kristallklarem Sound hauen die Schweden ihren Zahlreichen Fans ein Death-Metal-Brett nach dem anderen um die Ohren. Dank der Melo-Death-Anteile wird das auch über eine Stunde hinweg nicht langweilig, sondern sorgt höchstens dafür, dass der Muskelkater im Nackenbereich vor dem Schlafengehen nochmal gefüttert wird. An Schlafengehen ist zwar in Anbetracht des Restprogramms noch nicht zu denken – dass der eine oder andere im Stehen einschläft, ist bei EINHERJER jedoch nicht auszuschließen. Die vergleichsweise geringen Zuschauerzahl ist der einzige Faktor, der dieses Risiko mindert. Musikalisch dröge, hinsichtlich der Darbietung unspektakulär, ist der Auftritt ein klarer Stimmungsbremser im Spielplan.

    — At The Gates Of Midian

  1. Cthulhu Dawn
  2. A Dream Of Wolves In The Snow
  3. Summer Dying Fast
  4. Honey And Sulphur
  5. Right Wing Of The Garden Triptych
  6. Nymphetamine (Fix)
  7. Born In A Burial Gown
  8. Cruelty Brought Thee Orchids
  9. Her Ghost In The Fog
  10. From The Cradle To Enslave
    1. — El Altar Del Dios Desconocido

    2. Death And The Labyrinth
    3. Slaughter Of The Soul
    4. Cold
    5. At War With Reality
    6. Terminal Spirit Disease
    7. The Circular Ruins
    8. Under A Serpent Sun
    9. Heroes And Tombs
    10. World Of Lies

— City Of Mirrors

  1. Suicide Nation
  2. Kingdom Gone
  3. The Book Of Sand (The Abomination)
  4. Blinded By Fear
  5. The Night Eternal

BA2015 - VaderSelbiges kann man von VADER nicht behaupten: Wie Lokalmatadore gefeiert, liefern die Polen vor wiedererstarktem Publikum eine makellose Show ab, die neben Material vom aktuellen Werk „Tibi Et Igni“ und zwei Stücken vom 2006er-Album „Impressions In Blood“ ausschließlich Material von den ersten fünf Alben zu bieten hat. Schade um so manchen Hit aus der Ära nach der Jahrhundertwende. Wer kein großer Fan des rohen Death Metal ist, ist derweil mit ANAAL NATHRAKH besser beraten: Diese feiern zeitgleich auf der Zeltbühne eine Abriss-Party, die ihresgleichen sucht: Bei brachialem Sound in gewaltiger Lautstärke liefern Irrumator und V.I.T.R.I.O.L., unterstützt von drei Live-Musikern eine rundum perfekte Show ab: Mit sympathischen Ansagen, so transparentem wie druckvollem Sound und einer grandiosen Setlist lassen ANAAL NATHRAKH die Herzen ihrer Fans höher schlagen. Dass die Show zudem für eine eventuelle DVD-Veröffentlichung mitgeschnitten wird, kitzelt auch aus den Fans noch das letzte Fünkchen Energie heraus. Grandios!

  1. Wings
  2. Go To Hell
  3. Abandon All Hope
  4. Silent Empire
  5. Triumph Of Death
  6. Decapitated Saints
  7. Hexenkessel
  8. Cold Demons
  9. Carnal
  10. Dark Age
  11. Sothis
  12. Helleluyah!!! (God Is Dead)
  1. Acheronta Movebimus
  2. Unleash
  3. Monstrum In Animo
  4. Forging Towards The Sunset
  5. Bellum Omnium Contra Omnes
  6. Between Shit And Piss We Are Born
  7. In The Constellation Of The Black Widow
  8. Of Fire, And Fucking Pigs
  9. Idol
  10. The Joystream
  11. Do Not Speak
Während um 2:00 im Zelt schließlich doch noch die Australier von NE OBLIVISCARIIS ran dürfen, die ihren progressiven Extreme-Metal wegen eines verpassten Fluges erst zu solch später Stunde an den Mann bringen können, hallen mit den doomigen Melodien von ESOTERIC auf der Hauptbühne bereits die letzten Klänge des 20. Brutal Assault durch die Festungshöfe. [MG]

BA2015 - Panorama

Fazit

Auch bei seiner 20. Auflage hinterlässt das BRUTAL ASSAULT einen mehr als positiven Eindruck. Organisatorische Mängel wie die langen Schlangen an den Ausgabestellen für Verzehr-Coupons und der ineffizient geführte Stand für Festival-Merchandise werden von den unzähligen positiven Aspekten mehr als aufgewogen: Bändchenvergabe sowie Einlass zum Gelände verlaufen reibungslos, der Festivalablauf geht, von einigen Problemen mit der Bühnentechnik abgesehen, absolut problemlos von Statten und auch von Gewalt oder Kriminalität bekommt man in diesem Jahr nichts mit.  Auch für das Leibliche Wohl ist in jeder Hinsicht gesorgt: Die Vielfalt an Essensangeboten und Bieren zu mehr als erschwinglichen Preisen ist einmalig in der Festival-Welt, die Anzahl und der Standard der Toiletten (Dixi-Pissoirs, Dixis und WC-Container) geradezu luxuriös.

Diese quasi paradiesischen Zustände lassen den Geheimtipp-Status des BRUTAL ASSAULT auch in diesem Jahr weiter schmelzen: Wenn sich die Gesamtbesucherzahl durch das limitierte Gelände auch nicht ändert, ist doch ein deutlicher Anstieg ausländischer Besucher, vor allem aus Deutschland und Österreich, spürbar mit dem, leider auch die deutsche „Festivalkultur“, basierend auf Party, Saufen und Junggesellenabschiedsflair nach Tschechien exportiert wird. Auch die beiden gravierensten Neuerungen haben ihre Kehrseite: Durch die Ausweitung des Festivals auf vier fast gleichwertige Tage wird eine Anreise am Dienstag quasi unerlässlich, will man nicht einen vollen Spieltag verpassen. Durch die Aufwertung der Zeltbühne von einer Underground-Stage zu einer vollwertigen Bühne für internationale Bands hingegen lassen sich ärgerliche Überschneidungen kaum noch vermeiden. Beides wäre eigentlich nicht nötig gewesen. Selbiges gilt für die Oriental-Stage, welche als vierte Bühne generell überflüssig, aber insbesondere hinsichtlich ihrer Positionierung auf dem Gelände ungünstig ist.

So droht dem BRUTAL ASSAULT OPEN AIR trotz Besucherzahldeckelung ein drastischer Wandel der Atmosphäre in den kommenden Jahren: Spätestens mit dem Einzug der Bierbong- und Verkleidungsfraktion dürfte schluss sein mit der beschaulich-familiären Atmosphäre. Man kann nur hoffen, dass die Veranstalter vom zugegebenermaßen großen Potential ihrer Marke nicht blenden lassen und auf eine neue Location ausweichen, um weitere Besucherkapazitäten zu schaffen – spätestens dann ist der Charme, der dieses Festival bisher ausmacht, Geschichte. [MG]

BA2015_posterFoto-Credits:
1 – 20: Christoph Emmrich (Metal1.info)
21: Aris Tzikas – Panorama

Publiziert am von , und

2 Kommentare zu “Brutal Assault Open Air 2015

  1. Der Bericht liest sich gut und vorallem Stimmig zu dem was wir dort erlebt haben.
    Drei Jahre in Folge Brutal Assault und jedes Jahr ein Genuss.

    Ihr wart eher weniger an der kleinen Bühne? Die eine oder andere mächtige Perfomance habt ihr nicht erwähnt.

    Die oriental Stage wird wohl eine einmalige Sache bleiben, da das angebot dort, doch sehr speziell gewesen.

    Wir hoffen ebenfalls, dass das Assault vom Publikum her bleibt was es ist.
    Viele Deutsche sagen mir, die Anreise ins Nachbarland ist zu weit und viele schrecken Währung und “rauere“ Lebensumstände ab.
    Da zeitgleich zum Assault auch das Party San stattfindet und somit den einen oder anderen Spinner abfängt, sind wir guter Dinge, dass wir noch einige Jahre ein Festival feiern können, ohne deutsche WOA-Shirt/Bierbong/Kostüm/Sauftrottel.

    Auf den Campingplatz dürfte es auch nicht sonderlich eskalieren, da viele nicht Lokals gerne auf den viel zu engen VIP Platz ausweichen und das drumherum aufgrund seiner Beschaffenheit, wohl eh keine Lager mit Kühlschränken, Wohnzimmern und entsprechenden Idioten zulassen wird…ggf in der prallen Sonne am Panzerplatz ;)

    See u 2016

    1. Schön, dass dir unser Bericht zusagt. Aufgrund der ständigen überschneidung mit den großen Bühnen mussten wir an der kleinen leider sparen – alles geht nunmal nicht, und schon für einen Bericht wie diesen sind die „Main-Acts“ natürlich vorzuziehen, auch wenn einem derweil auf der kleinen Bühne sicherlich so mancher Geheimtipp durch die Lappen geht.

      @Oriental: Nunja, aber es gäbe ja auch diverse „speziellere“ Bands, die man in Zukunft dort spielen lassen könnte.

      @Publikum: Nunja, das PSOA ist zwar sicher ein starker Konkurrent, allerdings ist das auch nicht unbedingt ein Partypeople-Festival. Insofern dürfte das besagte Leute nicht aufhalten ;)

      Aber warten wirs ab. Ich selbst sehe zumindest meinem siebten Brutal Assault im kommenden Jahr noch ganz entspannt entgegen ;)

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