Konzertbericht: Melechesh w/ Keep Of Kalessin, Tribulation & Embryo

27.05.2015 München, Backstage (Halle)

Melechesh Tour

Es gibt Tour-Packages, die gezielt eine Sparte bedienen und solche, die die Fans durch große stilistische Bandbreite anzulocken versuchen. Der Tourtross, der im Mai Europa unsicher gemacht hat, fällt definitiv in zweite Kategorie: Mit den niederländischen Oriental-Metallern MELECHESH, den norwegischen Melodic Black Metallern KEEP OF KALESSIN, ihren eher progressiv zu Werke gehenden Schweden TRIBULATION sowie den italienischen Deathern EMBRYO könnte das Billing vielfältiger kaum sein.

TribulationNachdem EMBRYO den Abend mit ihrem mal melodischen, mal brachialen Death Metal angemessen eröffnet haben, steht mit TRIBULATION bereits um 19:45 ein echtes Highlight des Abends auf dem Programm: Bei perfekten Licht- und Tonverhältnissen präsentieren die Schweden eine volle Dreiviertelstunde lang ihr Schaffen, das als interessante Mixtur aus Watain, Dissection und melodischen Elementen umschrieben werden kann. Zu beeindrucken weiß aber nicht nur die Musik an sich, sondern auch die absolut stimmige Inszenierung: Von den Outfits bis zu dem fast balettartigen Tanz, den Gitarrist Jonathan Hultén beim Spielen aufs Parkett legt, stimmt bei TRIBULATION schlichtweg alles.

  1. Strange Gateways Beckon
  2. Beyond The Horror
  3. The Vampyre
  4. In The Dreams Of The Dead
  5. Rånda
  6. Ultra Silvam
  7. When the Sky Is Black With Devils

Keep Of KalessinBereits um 20:45 geht es mit KEEP OF KALESSIN weiter. Mit Werken wie „Reclaim“ oder „Armada“ ehemals im Black Metal verhaftet, 2010 dann mit dem fast schon als Power Metal zu klassifizierenden Song „Dragontower“ beim Eurovision Songcontest angetreten, sind die Norweger 2015 noch ein stilistisches Chamäleon. Im Mittelpunkt der heutigen Show steht klar das neueste Kapitel in der Geschichte der Norweger: „Ascendant“ von „Kolossus“ (2008) ist heute der älteste Song im Set, das sich ansonsten ausschließlich aus Songs von „Epistemology“ und „Reptilian“ zusammensetzt. Sieht man vom vollkommen überzogen sterilen Sound des Bassdrum-Triggers ab, machen KEEP OF KALESSIN ihre Sache durchaus gut: Durch massig Samples unterfüttert, liefert das norwegische Quartett bei fettem Sound eine volle Stunde lang eine absolut stimmige Show ab – ob man auf eine derartige Smaple-Orgie steht, ist freilich Geschmackssache.

  1. The Grand Design
  2. Dark Divinity
  3. Introspection
  4. The Awakening
  5. Judgement
  6. Dragon Iconography
  7. The Divine Land
  8. Ascendant

Dass MELECHESH im Anschluss fast 40 Minuten auf sich warten lassen, obwohl auf der Bühne längst alles bereit ist, ist gerade unter der Woche ärgerlich, wird der Konzertabend so doch nur künstlich in die Länge gezogen. In dem Moment, als Ashmedi und seine als Beduinen verkleideten Mitstreiter die Bühne betreten, ist dieser Ärger jedoch vergessen.

Melechesh-03Sympathisch wie eh und je präsentiert der in die Niederlande übersiedelte Israeli seine im vergangenen Jahr personell grundlegend umstrukturierte Band einmal mehr in Bestform: Nach der Eröffnung des Konzertes mit „The Pendulum Speaks“ und „Tempest Temper Enlil Enraged“ vom neuen Album „Enki“ geht die Reise quer durch die gesamte Diskographie

Melechesh-02Songs wie „Genies, Sorcerers and Mesopotamian Nights“ von „Djinn“ (2001) oder „Triangular Tattvic Fire“ („Sphynx“, 2003), bei dem Ashmedi mit einem Drumstick ein Solo auf der Gitarre spielt, fügen sich dabei perfekt in das Set und stehen neueren Hits wie „Ladders To Sumeria“ oder auch „Ghouls Of Nineveh“ stimmungstechnisch in nichts nach. Nach einer Stunde ist auch hier Schluss und MELECHESH verabschieden sich mit „Rebirth Of The Nemesis: Enuma Elish Rewritten“ von ihrem Meisterwerk „Emissaries“ vom begeisterten Publikum.

Egal, ob man sich das Ticket für das Konzert nun wegen Keep Of Kalessin oder Melechesh gekauft hat – am Ende kommt bei dieser Doppel-Headliner-Tour jeder auf seine Kosten. Doch nicht nur die beiden Haupt-Acts überzeugen auf ganzer Linie: Auch die Vorbands sind mit Bedacht gewählt und wissen zu gefallen – einen bleibenden Eindruck hinterlassen heute vor allem TRIBULATION, die trotz ihres vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrades auf ganzer Linie überzeugen können und das Publikum mit ihrer Show von der ersten Minute an in ihren Bann ziehen. Großes Kino für kleines Geld!Melechesh-01

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert