Konzertbericht: Motörhead w/ Skew Siskin, The Damned

10.11.2014 München, Zenith

MotörheadÜber Jahre, ja, Jahrzehnte, war die obligatorische MOTÖRHEAD-Tour genauso fester Bestandteil des Winters wie Weihnachten und Neujahr. In diesem Jahr ist das anders: Nach dem Abbruch des Wacken-Auftritts 2013 und in der Folge gleich zwei abgesagten Anläufen für eine Europatour geht das Gerücht um, dieses Mal könnte es wirklich die letzte Konzertreise der Rock-Legende sein. Kein Wunder also, dass der Tourauftakt in München auch dieses Mal bereits Monate zuvor ausverkauft war. Und das wohl einzig wegen des „Trio Infernal“ des Rock ’n‘ Roll – denn anders als auf der 2012er-Tour mit Anthrax dürfte sich die Zugkraft der Vorbands diesmal in Grenzen halten.

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Das macht sich gleich um 19:00 bei SKEW SISKIN bemerkbar: Die Reihen sind noch eher spärlich besetzt, die ersten Reaktionen auf die bereits 1992 gegründete Rockband fallen entsprechend verhalten aus. Zumindest daran, dass sich Letzteres im Verlauf der halbstündigen Show auch nicht ändert, sind SKEW SISKIN jedoch selbst schuld. Denn obwohl die Berliner jahrzehntelange Live-Erfahrung mitbringen und bereits 1993, 1998 und 2010 im Vorprogramm von Motörhead unterwegs waren, gelingt es der Truppe um die wenig charismatische Frontfrau Nina C. Alice nicht ansatzweise, so etwas wie Spielfreude zu vermitteln – geschweige denn, das Publikum in Stimmung zu bringen. In Kombination mit dieser wenig überzeugenden Darbietung wirkt auch das Material selbst absolut uninspiriert, so dass die Erleichterung des Publikums spürbar ist, als SKEW SISKIN nach einer peinlichen Wir-filmen-uns-mit-dem-Smartphone-während-wir-im-Vorprogramm-von-Motörhead-rocken-Aktion ihr Set beenden.

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Auch für den zweiten Vorband-Slot setzen Motörhead dieses Mal lieber auf alte Bekannte denn auf eine zugkräftige Band: Die 1976 gegründeten THE DAMNED um Dave Vanian und Captain Sensible, bei der Lemmy selbst dereinst für einige Zeit als Bassist aktiv war. Bekannt geworden als die erste britische Punkband, die überhaupt Studiomaterial veröffentlichte, reicht das Repertoire der Truppe von Drei-Akkorde-Punk bis zu poppigen Nummern – ihren einzigen Top-10-Erfolg landete die Band in den 80ern mit „Eloise“, einer Coverversion von Paul und Barry Ryans Superhit. Während das Auftreten der Band überaus skurril anmutet, da die Musiker teils schrill-punkig, teils bieder im Anzug auf der Bühne stehen, hält sich der Unterhaltungswert der Musik leider in Grenzen: Zwar ist der Pop-Punk nicht zuletzt der energiegeladenen Darbietung wegen eine willkommene Abwechslung zu den eben gehörten Skew Siskin, wirklich mitzureißen vermag die ebenfalls nicht sonderlich abwechslunsreiche Musik der Briten jedoch auch nur wenige Zuschauer, so dass der Schlussapplaus für THE DAMNED schnell in Motörhead-Sprechchöre umschlägt.

Motörhead

So ist es schließlich schon um kurz nach neun so weit und Mr. Lemmy Kilmister eröffnet den Reigen vor gut 5800 Fans mit seinem legendären Ausspruch „We are MOTÖRHEAD, and we play Rock ’n’ Roll!“. Dabei bleibt es dann aber auch fast: Die Ansagen übernimmt heute nämlich zu einem guten Teil Gitarrist Phil Campbell – wohl nicht zuletzt, um Lemmy zwischen den Songs eine Verschnaufpause zu gönnen. Auch wirkt es, als fielen die Soli von Campbell und Mikkey „the best drummer in the world“ Dee heute etwas länger aus als gewöhnlich – ansonsten aber, und das ist in diesem Fall wirklich erwähnenswert, ist alles wie immer: In ohrenbetäubender Lautstärke und mit erfreulich klarem Sound präsentieren MOTÖRHEAD gut 80 Minuten lang ein für ihre Verhältnisse fast schon abwechslungsreiches Set. Anders als bei der 2012er-Tour enthält die Songauswahl neben Klassikern wie dem Opener „Shoot You In The Back“ (1980, Ace Of Spades) oder „Over The Top“ (1979, Bomber) dieses Mal zumindest ein paar Stücke neueren Datums. So finden neben „Suicide“ vom „Inferno“-Album (2004) ganze zwei Stücke vom aktuellen Output „Aftershock“ ihren Weg ins Set: Der „Lost Woman Blues“ sowie, zum ersten Mal überhaupt live gespielt, „Do You Believe“. Warum sich Lemmy und Co. einmal mehr so dagegen sträuben, mehr Material aus der jüngeren MOTÖRHEAD-Geschichte zu spielen, bleibt unterdessen ein Rätsel – gute Songs fänden sich auf „The Wörld Is Yours“, „Motörizer“ oder auch „Kiss Of Death“ definitiv genügend.
Was MOTÖRHEAD spielen, ist heute aber eigentlich sowieso nebensächlich – die meisten Fans dürften schon damit zufriedengestellt sein, dass MOTÖRHEAD es dieses Mal überhaupt nach München geschafft haben.

Setlist MOTÖRHEAD:
01. Shoot You In The Back
02. Damage Case
03. Stay Clean
04. Metropolis
05. Over The Top
— Solo (Gitarre)
06. The Chase Is Better Than The Catch
07. Rock It
08. Suicide
09. Do You Believe
10. Lost Woman Blues
11. Doctor Rock (inkl. Schlagzeug-Solo)
12. Just ‚Cos You Got The Power
13. Going To Brazil
13. Killed By Death
14.
Ace Of Spades

15. Overkill

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3 Kommentare zu “Motörhead w/ Skew Siskin, The Damned

  1. Re: Skew Siskin. Ich kann die Eindrücke leider nur bestätigen. Da wir uns speziell auf München sehr gefreut hatten lief es uns während der Show kalt den Rücken runter als wir realisierten, daß hier irgendwas nicht stimmt. Die Songauswahl war es bestimmt nicht denn diese Setliste wurde bei den Sommergigs regelrecht abgefeiert. Der Sound auf der Bühne war völlig matschig und Nina hatte dadurch sehr wenig bis keine Orientierung und sang mehr oder weniger blind. Das kann einen schon sehr verunsichern. Vor Jahren hatten wir sowas mal bei Lemmy mit Motörhead erlebt. Lemmy ist regelrecht gestorben auf der Bühne und wollte alles abbrechen. Sowas kam natürlich für uns nicht in Frage aber die Verunsicherung war natürlich da. Das ist nur menschlich wenn du realisierst, daß der Hammer nicht rüberkommt. Die Supportbands benutzen eigene Mischpulte und nach der Show sagten mir der Motörheadsoundmixer und unsere Mixerin, daß im gesamten Bassbereich leider ein riesiger Phasendreher in der gesamten Anlage des Supportmischpultes einen grossteil der Bässe ausgelöscht bzw. total indifferent (dadurch leise) und matschig (schlechter Sound) gemacht hatte. Soetwas passiert halt besonders wenn es der erste Auftritt auf der Tour ist. Kein Druck in der Anlage. Am nächsten Tag in Düsseldorf war wegen der Rockpalastaufzeichnungen natürlich zeitlich alles hektisch aber man konnte das Problem zumindest zum Teil provisorisch lösen. Erst in Hamburg war genügend Zeit die entsprechenden Kabel umzulöten und dann stimmte alles. Wirklich schade, daß es ausgerechnet München getroffen hatte denn wir hatten in der Vergangenheit richtig gute Auftritte in München mit einem super Publikum.

    Lediglich die Aussage, daß das Zenith bei Skew Siskin spärlich besetzt war kann ich nicht bestätigen denn der Veranstallter sagte mir , daß dei Showstart knapp 4000 Leute in der Halle waren. Das ist zwar nicht voll aber wenig ist das nun wirklich nicht.

    Fazit: nächstesmal muss es besser werden und denn wir wollen unsere Münchener Fans nicht nochmal enttäuschen. Cheers Jim Voxx

  2. tatsächlich : die grösste entäuschung des abends war für mich skew siskin. aber nicht , weil sie nicht gut waren, der sound war eine bodenlose frechheit! ich habe schon lange nicht mehr erlebt, dass eine geile band so runtergemischt wurde!! da kommt dann auch keine stimmung auf…19.00…also meiner meinung nach ist die band nicht allein schuld!
    die überraschung war dagegen the damed!! ein grosser teil des puplikums ging voll mit ab! die alten säcke ….der sound war auch von anfang an toll. und motörhead habe ich selten so kompakt gehört . soundtechnisch auch toll, da hatten wir im zenith schon echte dramen! lass den lemmy doch spielen , was er will! echter scheiss ist nie dabei. er muss wissen ,was ihm am herzen liegt… die alten denken gern an die gute alte zeit… (das bier war noch dunkel… etc.) und das gefällt mir, dass lemmy tut, was er will, und nicht, was der schreiberling erwartet… und skew siskin waren und sind gail!

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