Konzertbericht: Murder By Death w/ Red Blood Cells

22.05.2015 München, Orangehouse

Big Dark Love

Viel zu lange ist es her, dass MURDER BY DEATH eines ihrer stets umjubelten Gastspiele in der bayrischen Landeshauptstadt gegeben haben. Umso schöner ist es, dass sie mit ihrem neuen Album „Big Dark Love“ im Mai 2015 im Rahmen ihrer lediglich eine Handvoll umfassender Europadaten wieder live in München spielen und endlich auch Lieder ihres in dieser Stadt nicht betourten Vorgängeralbums „Bitter Drink, Bitter Moon“ neben vielen anderen Klassikern aus der mehr als 15-jährigen Bandgeschichte präsentieren können.

Red Blood CellsAls Localsupport betreten als Erstes RED BLOOD CELLS aus Freising die Bühne im Münchner Orangehouse. Dem Publikum nach zu urteilen hat die Band viele Freunde und ihre Eltern mit im Gepäck. Musikalisch versuchen sich die jungen Musiker daran, sich irgendwo zwischen The Strokes und Bands wie Band Of Skulls anzusiedeln, klingt dabei allerdings stets, als würden sie das Handbuch „How To Play Indierock for Dummies“ absolut akribisch befolgen und demzufolge auch absolut generisch und austauschbar – aufgrund des jungen Alters der Bandmitglieder ist das aber absolut verzeihlich. Dass sie dabei aber auch optisch in dieselbe Kerbe schlagen und neben Lederjacke, Undercut und nacktem Oberkörper auch noch gespielt arrogantes Stageacting dominiert ist doch ziemlich nervig. Jede Band muss mal klein anfangen und daher ist es auch schön, dass RED BLOOD CELLS als Opener für eine doch schon recht etablierte Band auftreten können. Das ändert aber nichts daran, dass die Band am heutigen Abend nicht überzeugen kann, auch wenn der Applaus des Publikums recht wohlwollen ausfällt.

Murder By DeathIm Laufe der recht kurzen Umbaupause füllt sich das Orangehouse – allerdings nur im Bereich direkt vor der Bühne und auch hier nur auf knapp 2/3 der Länge. Das Traurige an dieser Tatsache: Es wollen scheinbar nicht mehr so viele Leute MURDER BY DEATH live sehen wie noch vor einigen Jahren. Der Vorteil: Ausnahmslos alle Anwesenden haben unglaublich Bock auf das Konzert und es besteht reichlich Platz zum Tanzen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Sänger und Gitarrist Adam Turla eröffnet der Fünfer aus Bloomington, Indiana – David Fountain an Keyboard, Mandoline, Backingvocals und noch so einigen anderen Instrumenten stieß bei „Bitter Drink, Bitter Moon“ zur Band – mit „I Came Around“ den Abend. Sofort tanzt das Münchner Publikum zu den Songs zwischen Americana, Indierock, Country und Punk und singt lautstark mit.

Über das gesamte Set hinweg wird ausnahmslos jeder Song nahezu grenzenlos bejubelt und abgefeiert, egal ob es Songs vom Durchbruchalbum „Who Will Survive And What Will Be Left Of Them“ oder vom erst kurz zuvor erschienenen „Big Dark Love“ sind. Das Dauergrinsen auf den Gesichtern der Band ist daher vorprogrammiert und definitiv nicht gespielt. Als Adam das Münchner Bier preist und für einen Schluck Wasser ausgebuht wird, nur um direkt auf Whiskey zurückzugreifen, ist die familiäre Stimmung kaum mehr zu überbieten.

Bitter DrinkZum Schluss des regulären Sets holen MURDER BY DEATH und das Publikum noch einmal alles aus sich heraus und vor der Bühne wird zu „Comin‘ Home“ sogar ein kleiner Moshpit gestartet. Dass die Band kurz nach diesem offiziellen Abschluss noch einmal auf die Bühne zurückkommt und mit „Shiola“ für einen Gänsehautmoment sorgt, ist nahezu Ehrensache. Als vor dem letzten Song schließlich doch noch eine Gitarrensaite reißt, greift Adam kurzerhand zur Akustikgitarre und mit der Weltpremiere eines halbakkustischen „Spring Break 1899“ nimmt ein mitreißendes und großartiges Konzert sein Ende.

FAZIT: Bezeichnend, dass alle Bandmitglieder sich nach dem Konzert für jeden Besucher Zeit nehmen und die Mitarbeiter im Feierwerk bereits fertig aufgeräumt haben, während immer noch Interaktionen zwischen Fans und Musikern stattfinden. MURDER BY DEATH spielen sowohl auf Platte als auch besonders live in einer ganz eigenen Liga und schaffen es, die verschiedenen Konzepte und Stile ihrer Alben so stimmig in ein Livesetting einzubetten, dass für alle etwas dabei ist und man sich wünscht, das Konzert würde nie enden. Hoffentlich dauert es nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Auftritt in München.

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