Konzertbericht: Red City Radio w/ Pears

01.03.2015 München, Backstage Club

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In den letzten Jahren konnte sich kantiger (Post-)Hardcore einem kontinuierlich wachsenden Zuspruch erfreuen, eine Entwicklung, die gleichzeitig mit einem kleinen Punkrevival einherging. In diesem Kontext wuchs auch die Zahl der Menschen an, die RED CITY RADIO zu ihren Lieblingsbands zählen. Nach unermüdlichen Touren auf beiden Seiten des großen Teiches, zwei großartigen Alben und einer beeindruckenden Debüt-EP kommt die Band Anfang 2015 wieder nach Deutschland, um die Fans auf ihr bald erscheinendes drittes Album einzustimmen, und macht dabei auch im gemütlichen Backstage Club in München halt.

Dieser ist zwar eine halbe Stunde nach Einlass noch relativ überschaubar gefüllt; die Menge an Vollbärten, Kappen, Hüten und Holzfällerhemden sowie Tattoos nimmt allerdings – der musikalischen Schlagrichtung des heutigen Abends entsprechend – stetig zu, sodass der Laden um 20.30 Uhr mehr als nur ansehnlich gefüllt und sogar die Galerie reichlich bevölkert ist.

PearsNach einem kurzen Intro betreten zu diesem Zeitpunkt PEARS aus New Orleans die Bühne und legen mit ihrer Mischung aus Skatepunk und Hardcore wuchtig und energiegeladen los. Zwar können die melodischen Nummern des heutigen Openers eher weniger überzeugen, dafür krachen die härteren Nummern mit Energie und Leidenschaft aus den Boxen. Diese Spielfreude manifestiert sich nicht zuletzt in Sänger Zach Quinn, der mit seinem sehnigen nackten Oberkörper und seinen extravaganten Einlagen am Mikrophon an eine Mischung zwischen Iggy Pop und einem jungen Henry Rollins erinnert. Als nach einer halben Stunde zum Schluss ein Hardcore-Ungetüm mit Sludge-Elementen gespielt wird, und Zach passend dazu über die Bühne robbt und manisch umher wankt, wacht das bis dahin schockierend stille und bewegungslose Publikum endlich auf, und verabschiedet PEARS mit einem langen und ehrlichen Applaus.

Red City Radio TitlesNach einer kurzen Umbaupause betreten um 21.15 Uhr schließlich RED CITY RADIO die Bühne und eröffnen ihr Set ohne große Sperenzchen mit „A Joke With No Words“ von ihrem zweiten Album „Titles“, was von einem laut mitsingenden, zunächst aber nur verhalten wippenden Publikum aufgenommen wird. Erst mit dem vierten Song, „Two Notes Shy Of An Octave“ kommt Bewegung in den Backstage Club. Generell ist die Stimmung an diesem Sonntagabend prächtig, die meisten der Anwesenden haben ein seliges Grinsen im Gesicht und gestreckte Zeigefinger zur Bühne geben auch der Band das Gefühl, alles richtig zu machen. Entsprechend bedanken sich die vier Musiker aus Oklahoma City immer wieder beim Publikum.
Die Mischung aus alten und neuen Songs geht voll auf, wobei nur ein Song vom bald erscheinenden neuen Album den Weg ins heutige Set findet. Dessen Refrain „I just want to get high and play my fucking guitar“ wird dafür sofort laut mitgegrölt und macht Lust auf mehr. Dass der unbestreitbare Überhit „Show Me On The Doll Where The Music Touched You“ nur ein zwischenzeitliches Ende darstellt und die Band von den Fans danach lautstark für eine Zugabe zurückgeholt wird, ist Ehrensache. Dass nach „An Introduction Of Sorts“ als wirklich letzte Zugabe „Pulling Teeth“ von Green Day gecovert wird, ist zwar ein wenig unnötig, aber so charmant wie sich RED CITY RADIO heute präsentieren, funktioniert sogar das. Nach einer knappen Stunde ist dann wirklich Schluss, auch wenn die Band ankündigt, sich gleich noch an der Bar einzufinden um auf einen gelungenen Abend und den heutigen Geburtstag ihres Drummers anzustoßen.

Red City Radio 01

Es ist schön zu sehen, dass Musik, wie sie RED CITY RADIO spielen einen Laden wie den Backstage Club füllen kann. Zwar wäre es schön gewesen, wenn die durchaus überzeugenden Pears ein wenig herzlicher vom heutigen Publikum aufgenommen worden wären, aber dieses kleine Manko wurde durch die tolle Stimmung beim heutigen Headliner wieder wettgemacht. Nach diesem Teaser wird das dritte Album der sympathischen Punkrocker hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen – inklusive der dazugehörigen Konzerte dieses Jahr.

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