Konzertbericht: Tribulation w/ Grave Pleasures, Vampire

23.01.2016 München, Backstage (Halle)

Tribulation Grave Pleasures Vampire

Eine spannende Zusammensetzung von Bands bietet die „The Wailing Dead“-Tour den Besuchern – die Summe der Vorbands ergibt den Headliner. Oder anders: In der Schnittmenge des Old School Death Metals von VAMPIRE und den post-apokaliyptischen Melodien von GRAVE PLEASURES – ergänzt um ihre bandeigene Magie – agieren TRIBULATION. Vorhang auf für einen vielversprechenden Abend!

Vampire-Klein-01Bereits um 19:30 Uhr, also eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn, betreten VAMPIRE die Bühne, begleitet von einem bedrohlich wirkenden Intro und jeder Menge Nebel. Trotz des vorzeitigen Starts ist das Backstage bereits knapp halbvoll, denn das selbstbetitelte Debüt der Truppe konnte nicht wenige Fans des Old School Death Metal für sich begeistern. Mit „Howl From The Coffin“ und „At Midnight I’ll Possess Your Corpse“ gibt es direkt zu Beginn der Show auch zwei der Highlights des Albums zu hören, die die soliden musikalischen Fähigkeiten von VAMPIRE unterstreichen. Doch so anständig die Musik, so wenig mitreißend die Show: Klar, die Männer an den Klampfen geben sich größte Mühe, doch Sänger Hand Of Doom fehlt es dermaßen an Bühnenpräsenz, dass es ihm tatsächlich gelingt, die Performance der Band zu schmälern. So prügeln sich die Herren 30 Minuten lang durch ein Set, das leider deutlich weniger begeistern kann, als es das Album konnte. Schade.

GravePleasures-Klein-01Mit derartigen Sorgen brauchen sich GRAVE PLEASURES nicht zu plagen, denn die Anwesenden sind der Band offensichtlich bereits vor Beginn des Auftritts sehr zugetan. Trotzdem dauert es rund eine halbe Stunde, ehe Band und Publikum wirklich angekommen sind und eine gemeinsame Wellenlänge gefunden haben. Dies mag auch daran liegen, das Bandchef Kvohst bezüglich seines Stageactings deutlich zurückhaltender wirkt als früher bei Code oder Dødheimsgard. Sobald Publikum und Band jedoch gemeinsam grooven, wird aus einer soliden Show plötzlich ein begeisternder Auftritt, was die Anwesenden der Band mit entsprechendem Applaus danken. Auffällig ist dabei, dass Kvohst es zu Beginn noch tunlichst vermeidet, den Namen Beastmilk zu benutzen, auch wenn Songs wie „Death Reflects Us“ oder „Genocidal Crush“ in der Setlist enthalten sind und seitens der Fans mächtig abgefeiert werden. Gen Ende des Sets fällt der Name der Vorgänger von GRAVE PLEASURES dann allerdings doch noch, was dem Ganzen ein wenig den obskuren Anstrich nimmt. Nach rund 70 Minuten – einer wirklich amtlichen Spielzeit also – verlassen GRAVE PLEASURES die Bühne nach einem sehr guten Auftritt, der mit entsprechendem Jubel quittiert wird. [CE]

Mag die Stimmung am Ende der Grave-Pleasures-Show auch noch so gut gewesen sein: Eventuell aufkommende Zweifel, ob TRIBULATION bei dieser Tour zu Recht als Headliner fungieren, werden von den Schweden im Keim erstickt: Noch während des Intros drängen sich Fans nach vorne und begrüßen die Band schon vor der ersten gespielten Note mit lautstarkem Jubel. Im Gegenzug starten TRIBULATION gleich mit ihrem wohl stärksten Song, „Melancholia“, dem mittlerweile sogar eine eigene Single gewidmet wurde, in ihren Auftritt. Die Freude über den furiosen Start wird einzig durch ein altbekanntes Problem überschattet: Die Gitarren sind so früh im Set noch weit von „perfekt eingepegelt“ entfernt, die eingängigen Melodien sind nur zu erahnen. Daran ändert sich im Laufe der Show leider weniger, als man sich gewünscht hätte – die Schwachpunkte des TRIBULATION-Konzerts sind damit jedoch auch schon abgearbeitet.
Tribulation-Klein-02Denn wie zuletzt im Vorprogramm von Melechesh bieten TRIBULATION auch als Headliner einen mitreißenden Auftritt, der vor allem durch die Einzigartigkeit ihres Stage-Actings zu begeistern weiß: Während andere Bands das „Show“ in „Live-Show“ oft sträflich vernachlässigen, können die vier Schweden gerade hier punkten: Vor allem die beiden Gitarristen, Adam Zaars und Jonathan Hultén, sorgen mit ihren Posen und Tanzschritten, die nicht nur der eng anliegenden Beinkleider wegen an Balett denken lassen, stets für Wirbel auf der Bühne – doch selbst Fronter und Bassist Johannes Andersson lässt sich vom Mikrophonständer nicht länger als nötig auf seiner Position halten.
Allein durch diese mitreißende Darbietung ziehen TRIBULATION das Publikum schon in ihren Bann. Die vielseitige Musik der Schweden, die sich als melodische Version von Watain beschreiben lässt, tut ihr übriges dazu, dass die gebotene Stunde nicht einen Augenblick lang eintönig erscheint.

Tribulation-Klein-03Nachdem es der Januar konzerttechnisch traditionell noch eher ruhig angehen ließ, wartet er gegen Ende gleich mit einem überaus sehenswerten Package auf: Die ungeschliffenen VAMPIRE, die unnahbaren, coolen GRAVE PLEASURES und mit TRIBULATION zu guter Letzt wahre Meister der Live-Inszenierung bieten in Kombination ein vielseitiges Tour-Package, das Lust auf mehr macht. So darf das Konzertjahr 2016 weitergehen! [MG]

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