Konzertbericht: Versengold

28.03.2014 München, Spectaculum Mundi

München ist nun wahrlich nicht für seine Seefahrt oder maritime Themen im Allgemeinen bekannt. Dennoch feierten die Nordlichter VERSENGOLD anno 2013 auf ihrer ersten eigenen Headliner-Tour einen mehr als gelungenen Auftakt in der bayerischen Landeshauptstadt. Erneut im Rahmen des alljährlichen Musica Antiqua Viva-Festivals kehren Snorre, Pinto und Co. zu Beginn ihrer Konzertreise 2014 zurück in den Süden. Im Spectaculum Mundi knüpfen sie mit ihrer aktuellen Themen-EP „Auf in den Wind“ nahtlos dort an, wo sie im Vorjahr mit „Im Namen des Folkes“ einen Präzedenzfall geschaffen hatten.

SONY DSCDenn ganz gleich ob Wind, Wasser oder Wildfräuleins – VERSENGOLD fühlen sich in ihrem Mittelalter-Folk inzwischen abseits der Marktszene pudelwohl. Das beweisen auch die Besucherzahlen: War das Spectaculum Mundi letztes Jahr noch fast voll, so ist 2014 kein Ticket mehr an der Abendkasse erhältlich. Und genau diese kompakte Atmosphäre im kleinen Club liegt den fünf Musikern, die sich lediglich zu Beginn bei „Seemannsgarn“ und „Auf die Ebbe“ vom neuen Silberling noch ein wenig eingrooven müssen, ehe sie als Kollektiv und an ihren jeweiligen Instrumenten wie Bodhran, Flöte oder Fidel auf gewohntem Level agieren. „Auf in den Wind“ setzt die Reihe der Themen-EPs fort, die Versengold vor drei Jahren mit „Dreck am Stecken“ begonnen haben. Der bekannten Grundthematik mit Geisterschiffen, Piratenprozessen und Meutereien verpassen die Norddeutschen ihren ganz eigenen Anstrich. Das gilt sowohl für die instrumentale Ausgestaltung der einzelnen Songs als auch für die Texte. Beides umfasst ein gewisses Spektrum, klingt aber immer nach VERSENGOLD.

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Dazu gesellen sich unter anderem mit „Wem? Uns“ sowie „Immer schön nach unten treten“ oder „Paules Beichtgang“ eine Reihe an markt- wie festivalerprobten Klassikern der jüngeren oder früheren Vergangenheit. Aufgelockert wird die fröhliche Partyatmosphäre von Reels, Tunes und Tänzen, die meist von Honza Sturmgemuet sowie Hengest dem Langen an den beiden Geigen geführt werden. Auch diese rein instrumentalen Zwischenspiele werden vom Publikum, welches immer wieder den Bandnamen als Sprechchor anstimmt, voll akzeptiert. Sänger Snorre Snoerkelfrey nutzt dies als Einleitung für den gleichnamigen Song, doch als die Stimmen danach ebenfalls nicht leiser werden, stimmt die Kapelle das Lied beinahe erneut an – leider nur beinahe.

SONY DSCStatt dessen setzen VERSENGOLD lieber auf ihr reichhaltiges Repertoire und Abwechslungsreichstum: So singt der blonde Frontmann mit der variablen Stimme den episch-monumentalen Titeltrack der Themen-EP zusammen mit seiner weiblichen Duettpartnerin Silja, die die Truppe auf der gesamten Tour begleitet. Waren früher weibliche Elemente noch ein fester Bestandteil beim folkigen Quintett, so bleibt dieses Gastspiel ein einmaliges Erlebnis. Snorre beweist allerdings bei „Die Tochter der Weiten“ und besonders im Rahmen von „Vom Zauber des Wildfräuleins“, dass er die ruhigen Momente auch alleine beherrscht.

Gegen Ende widmen sich VERSENGOLD mit „Halunken betrunken“, „Voll wie mein Krug“ und „Ich und ein Fass voller Wein“ vermehrt dem zügellosen Alkoholgenuss, bewahren dabei im Vergleich zu anderen Gruppen aber immer ein gewisses Niveau. Nachdem auch die ersten Zugaben der feiernden Menge nicht genügen, kehren Snorre und Co. wie im Vorjahr noch einmal für die russisch-deutsche Comedy-Einlage „Kopft ihn!“ zurück. Und das Fazit des Vorjahres ist auch 2014 noch gültig: Für Folk- und Mittelalterfans sind VERSENGOLD immer noch die lohnenswerteste Alternative. Selten werden intelligente und witzige Texte gleichermaßen charmant wie professionell präsentiert und vertont. Dass dieses Konzept auch ohne Bass und Schlagzeug funktioniert, ist allein der Spielfreude und den Fähigkeiten der Musiker geschuldet.

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Setlist:
01. Seemannsgarn
02. Auf die Ebbe
03. Wem? Uns!
04. Immer schön nach unten treten
05. Versengold
06. Im Namen des Folkes
07. Auf in den Wind
08. Meuterey
09. Kaptain Hengest Reel
10. Drey Weyber
11. Wer anderen eine Grube gräbt…
12. Die Tochter der Weiten
13. Paules Beichtgang
14. Ablasstanz
15. Halunken betrunken
16. Die Leute des Lasters

17. Voll wie mein Krug
18. Einerley
19. Vom Zauber des Wildfräuleins
20. Ich und ein Fass voller Wein
21. Weinfass Tune

22. Kopft ihn!

 

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