Festivalbericht: Way Of Darkness 2011

07.10.2011 Stadthalle, Lichtenfels

FREITAG, 7.10.2011

Freitag, 11 Uhr, die Pforten des diesjährigen WAY OF DARKNESS wurden erneut nach vortägiger Warm Up-Party geöffnet und man lädt zu ordentlich Metalfutter aller Facetten und Stilrichtungen.

Pünktlich auf den Uhrschlag beginnen die seit 2007 existenten SYPHOR mit einer gehörigen Portion Old School-Thrash plus einer Prise Death oben drauf den ersten Tag gebührend einzuleiten. Die gebürtigen Iren machten dabei keine Gefangenen und schlugen mit der Präsentation ihres bis dato einzigen, 2011 releaseden Erstlings „Stained Glass Blasphemy“ voll in die Fresse. Aktionstechnisch muss man den Jungs ebenfalls ein Lob aussprechen. Während Vokalist Dan Golding durch ausstrahlungsstarke Mimik den fräsenden Riffs à la Death, Slayer, Carcass und Massacre gebührenden Ausdruck verlieh, glänzten Gitarristen wie Bassist mit Synchronbanging und Instrumentenakrobatik. Das Publikum zeigte sich begeistert und antwortete mit einer ordentlichen Klatschofferte.

Next nicht BLEEDING RED. Die hatten einen Tag zuvor abgesagt und wurden nun durch die Rock’N’Growler von DEFUSE MY HATE vertreten, welche seit 2008 die Undergroundszene fleißig aufmischen. Eingeleitet von einem schönen Klimperintro wurde grooviger Death mit Core wie Thrashelementen plus einer saugeilen Bühnenshow präsentiert. Die gesäten Cleanparts von Sänger Lukas waren gut platziert und harmonierten perfekt mit den tiefen Growls und kräftigen Screams von Chris. Dominante, dropped down guitars und treibende Drums komplettierten das Gesamtpaket und hinterließen beim Hörer ein wohliges Grinsen und starken Headbangingdruck, dem umgehend durch die Reihen hinweg Luft verschafft wurde. Dazu ein für die Halle Lichtenfels endgenialer Sound. Was will man mehr?!

Die ebenfalls relativ junge Formation STERBHAUS aus Schweden betrat als nächstes die Bretter und knüpfte ein wenig rasanteren Tempos an die Death/Thrash-Schiene an, allerdings mit Schwerpunkt auf Letzterem. Showtechnisch hatte man nichts auszusetzen, der Sound war weiterhin gut, das Publikum ging mit, die Halle füllte sich weiter.

Nach gerade einmal 25 Minuten war der Auftritt um und nach einer weiteren Viertelstunde zeigten sich ABYSMAL TORMENT im Licht der Scheinwerfer. Das Sechstett mit zwei Sängern, heizte weiter ordentlich ein und prügelte sich mit einschlägigem Death durch ein Set ihrer bis itzo erschienen Alben „Epoch Of Methodic Carnage“ und „Omnicide“. Da letzteres Werk immerhin schon drei Jahre alt ist, wartete man neben Brechern wie „Colony Of Maggots“, „ Befouled With Zest“ und „Supreme Tyrant in Putrescence“ auch sogleich mit neuem Stoff auf, was äußerst begeistert aufgenommen wurde. Das erste Mal war ausufernde Aktion im Publikum zu verzeichnen, die sich in durchgängigen Moshpits ihren Weg bahnte. Nach wieder nur 25 viel zu kurzen Minuten wurde unter lautem Beifall mit „ Scorched Beneath Flaming Wings“ abgeschlossen.

Nachdem ABYSMAL TORMENT volle Linie auf die Deathtube gedrückt haben, taten HELLISH CROSSFIRE das Gleiche auf der Thrashseite. So bahnte sich rau aggressives Gebräu mit einigen prägnanten Speedeinflüssen in die Gehörgänge der Menge, die zu diesem Zeitpunkt größtenteils aus mattenschwingenden Kuttenträgern bestand. Genau die waren auch die richtige Klientel für\’s Set, was sich mit „The Old And Evil“, „Night Of The Possessed“, „Claw Of The Reaper“ und „Orgasmic Rush“ am zuletzt (2010) erschienen Album „Bloodrust Scythe“ der Nürnberger entlanglangelte. Zum Schluss gab\’s noch einen Ausflug anno 2006, so dass mit „Conquerors Of Black Souls“ ein typisches Thrashset in den Hafen gefahren wurde. Für Fans großartig, für andere 0815 ohne besondere Hightlights. Dazu eine Aktionsbreite on stage, die der Schnelligkeit der Musik diametral entgegen stand; somit solider Auftritt aber nicht auf Höhe vorheriger Konsorten.

Setlist
Into
The Old And Evil
Night Of The Possessed
Claw Of The Reaper
Orgasmic Rush
Conquerors Of Black Souls

Was man bei HELLISH CROSSFIRE misste, bügelten die Überrocker von MALIGNANT TUMOUR umso mehr aus, denn in Sachen Aktion kann man die Tschechen absolut nicht kritisieren. Mit der üblich passenden Aufmachung in zerschlissenen Jeans, Leopardenleggins, Pornobrillen und Krauskopfperücken plus amüsanten Ansagen steigerten sie die sowieso vorhandene Feierlaune ins Unermessliche. Die technischen Probleme zwischendurch wurden gekonnt mit Witz überspielt und die erzwungene Pause zu einigen erheiternden Anekdoten genutzt. Kein Wunder, dass bei Rocknummern wie „Earthshaker“ oder „Metal Artillery“ die ersten Crowdsurfer of the day gesichtet werden konnten und das nicht gerade selten. Es folgte ein Kracher dem nächsten, so dass nach dem letzten Stück „Decibel Maniacs“ eine verschwitzte aber sichtlich glückliche Menge ihren Helden aus den gefühlten 60ern mit lauthals positiver Resonanz in Form von Gebrüll und gen Himmel gereckten Pommesgabeln dankte.

Setlist:
Intro
We Paint The Town Red
Earthshaker
Satan Rise
Speed Romancy
Low Life
Metal Artillery
The Biggest Band
Infernör
We Are The Metal
Sadam Hussein Is R’N’R
Decibel Maniacs

Anschließend hieß es 30 Minuten Bühne frei für die Ziegen aus Goataragua: MILKING THE GOATMACHINE, die ihren verpassten Auftritt letztes Jahr gebührend nachholten. Die Bio der Goatgrinder zeigt tadellos, dass es die Jungs vollends drauf haben: 2008 aus dem Stall gekrabbelt, jedes darauf folgende Jahr ein Album auf den Markt gedonnert, der hungrigen Meute schon auf großen Fests wie Party.San und Summer Breeze den Arsch aufgerissen, seit 2010 bei NoiseArt Records unter Vertrag. Dazu haben es die Jungs aber auch grindfest hinter den Ohren und können aus dem Brei an Vorhandenem mit fetten Kompositionen und der richtigen Mischung aus Witz und Ernsthaftigkeit auftrumpfen. Es mussten nur die ersten Töne vom Opener ihres Erstwerks „March Into Shed“ mit hitverdächtigen Frognoise/Goatsqueal-Parts ertönen und flux war die Masse aus dem Häuschen. Circle und Moshpitaktion war garantiert und die Menge feierte die Goatgrindkönige zu etablierten Groovemonstern wie „Milk Me Up“, „Sour Milk Boogie“ oder dem Halbcover „Bingo Bongo“ gehörig ab.

Setlist:
March Into Shed
Milk Me Up
Seven
We Want You
Human Domestication
Here Comes Uncle Wolf
Beware Of The Wolf
Sour Milk Boogie
In Woods Of Unsuspected
Ding Dong
Surf Goataragua
Bingo Bongo
Vain Killer

Wieder weg vom Grind: die Thrashgötter DARKNESS bliesen zum Antritt. Mittlerweile zwar unter dem Namen „Eure Erben“ mit deutschsprachigem Material der gleichen Sparte unterwegs, diesen Tages jedoch ganz im Zeichen der Achtziger Jahre. Wer nicht zugegen war, hat definitiv etwas verpasst, denn die Ruhrpotter Metalheads droschen nach feinster Manier drauflos bis einem Hören und Sehen verging. Mit ihren sägenden Gitarren, den treibenden Drums und immer wieder an Kreator\’s Mille erinnernden Gesang trieben sie das Publikum wie immer zu Höchstleistungen an. Kurzum: saugeile Show. Hut ab!

Den Hut konnte man gleich unten lassen, denn anschließend stellte sich nach knapp zwei Jahren Bühnenabstinenz die Death Metalfraktion von FLESHCRAWL –mit neuem Drummer wie Mann am Tieftöner– erneut dem Bühnenlicht und warf prompt mit einem Todesbleimeisterwerk nach dem nächten um sich. Die 1987 von Stefan Hanus and Bastian Herzog ins Leben gerufene Band gehört mittlerweile zu den Urgesteinen der Szene und muss mit ihrem brutal-brachialem Todesfutter in guter Old School-Manier schon längst keine internationalen Vergleiche mehr scheuen. Das sah man auch an der aufgelaufenen Masse an Fans, die freudig wild zum feinsten Todesfutter die Matten schüttelten. Druckvoll wurde sich durch die Bandgeschichte gespielt, bis auf „ Into Absurd“ (1992) und „Soulskinner“ (2001) war von allen Alben etwas dabei. Wenn man der Meinung war, die Stimmung wäre nach DARKNESS nicht mehr zu toppen, hier wurde man eines besseren belehrt! Kann man nur hoffen, dass das Quintett endgültig aus seinem Winterschlaf erwacht und man sich zukünftig auf eine Reihe weiterer Bolzauftritte der Extraklasse plus endlich neuem Material freuen kann.

Setlist:
As Blood Rains from the Sky
Dark Dimension
Structures Of Death
Into The Fire Of Hell
Slaughter At Dawn
From The Dead To The Living
Beneath A Dying Sun
Tomb Of Memories
Made Of Flesh
The Day Man Lost (Carnage Cover)

Wer auf technisch sehr hohes Niveau mit derbem Death Einschlag zur „Human“ Phase steht, kommt an den Münchnern von OBSCURA nicht vorbei. Ob Songs wie das schnelle „The Anticosmic Overload „, das treibende „Incarnated“ oder das an Morbid Angel angelehnte „Ocean Gateway“, die Band hat einfach ein Gespür für Musik der ganz ausgefeilten Art, die allerdings nicht nur von Musikern für Musiker ist, sondern auch durchaus das einzig auditiv konsumierende Herz erfreuen kann. Mit einer ungeheuren Spielfreude plus spätestens dem abschließenden „Centric Flow“ überzeugten Bandkopf wie Frickelgenie Steffen Kummerer & Co am Ende auch die letzten Zweifler und konnten als Dank gerechtfertigt in lautstarkem Applaus baden. Fast schon legendär.

Und mit Legenden geht es weiter, namentlich mit der niederländischen Abrissbirne SINISTER, die man 2005 bei ihrer Auflösung schon als verloren glaubte. Doch zum Glück kurz darauf aufgrund der hohen Resonanz der Fans wiedervereinigt. Besser so, andernfalls wäre ein großer Stern des fett brutalen Death Metals mit US Breitseite abhanden gekommen. So konnten die mit über 20 Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel längst Urgesteine der brachialen Todesfraktion eine absolute Killershow hinlegen und mit Brechern wie „Sadistic Intent“ die Reihen niedermähen. Präzise wie ein Uhrwerk fräste sich die Band durch ihre Songs und pushte das Publikum immer wieder zu gewaltigerer Stimmung.

Bewegen wir uns topographisch ein wenig weiter nach Nordosten sind wir bei ARTILLERY, Thrash Metal aus Dänemark, angekommen. Die seit 1982 aktive Band legte eine Spielfreude an den Tag, dass es ein Riesenspaß war, zu dem größtenteils alten Material die Rübe zu schütteln, während sich die Gitarren durch die sehr detaillierten Riffstrukturen sägten. Old School-Fans dürften wahrscheinlich nach wie vor die Power wie Stimmengewalt Flemming Rönsdorfs vermisst haben. Søren Adamsen meistert seine Sache zwar anständig, doch ist es irgendwie ein wenig wie mit Sepultura. An sich war für die Genrebegeisterten bis auf den stellenweise wirklich grausigen und viel zu lauten Sound nichts auszusetzen. Andere verkrümelten sich wahrscheinlich umgehend bei den Tonhöhen, zu denen sich aufgeschwungen wurde. Jedem das sein, der verbliebene Rest feierte die Dänen jedenfalls nach Strich und Faden.

BENEDICTION, auch eine Band, die man nicht sonderlich oft zu Gesicht bekommt. Die Briten, anscheinend einmal nicht wie sonst mit gefährlich hohem Alkoholpegel auf der Bühne, animierten die Meute bei Erscheinen umgehend zu lautstarken „BENEDICTION“–Sprechhören und anschließend reichlich Aktion bei ordentlich Death. Brecher wie das etwas ältere aber gut bekannte „Shadow World“ oder „Nothing On The Inside“ der „Organised“–Scheibe durften natürlich keineswegs fehlen. Selbstredend wurde mit „neuem“ Material („They Must Die Screaming“) nachgewürzt, was einen aber wieder daran erinnerte, dass die Jungs aus Birmingham nach der letzten Produktion anno 2008 mal langsam wieder etwas neues fabrizieren könnten. Man muss ja schließlich nicht immer sieben Jahre warten. Aber zurück zur Show, die war nämlich eins A.

Danach war es endlich soweit: Die wiedervereinte Sauerländer Death Metal-Institution MORGOTH betrat das Feld, um mit ihrem Kultalbum „Cursed“ das WAY OF DARKNESS in guter Co–Headlinermanier in Schutt und Asche zu legen. Man setzte die Einleitung direkt mit „Cursed/Body Count“, so dass jeder wusste, wo die Old School-Death Metal-Walze die nächsten 70 Minuten langmähen würde. Eine Zeitreise zurück zu den Anfängen, als noch nicht alles digital war und es ruhig etwas roher hergehen durfte. MORGOTH spielten sich gekonnt durch ihre Frühwerke und hatten mit „Resistence“ lediglich einen Song des „Odium“-Albums in petto. „Pits of Utumno“ anno 1990 und das noch ein Jahr frühere komponierte „Travel“ durften aus der Kategorie Altmontagen selbstverständlich auf keinen Fall fehlen. Nicht verwunderlich, dass die Massen mit Marc Greve und seiner Mannschaft eine Party feierten, die es in sich hatte. Welcome back MORGOTH!

Setlist:
Cursed/Body Count
Travel
Resistance
Suffer Life
Pits Of Utumno
Sold Baptism
Lies Of Distrust
Under The Surface
Isolated
White Gallery

Wer könnte bei all den alteingesessenen Recken der Brutalfraktion den Abend besser abschließen als die Pioniere der Thrashgeschichte: SODOM?! Richtig, keiner! Das Trio aus Gelsenkirchen lieferte wie immer eine absolut geniale Show ohne auffallende Patzer, ohne Fehler bei hammermäßigem Sound. Thomas Such aka Angelripper, Bernd “Bernemann” Kost und Drums Markus “Makka” Freiwald prügelten die volle Halle abermals zu Höchstleistungen im Aktions- und Mitgrölbereich, so dass sich nicht wenige schonmal mit ordentlich Nackenkater und rauer Stimme am nächsten Morgen abfinden mussten. Da nunmehr über 30 Jahre Bandgeschichte eine lange Zeit sind, SODOM nicht gerade faul waren, grub man sich durch den Fundus der Bandgeschichte und bekam die Kracher fast jeden Albums auf die Trommelfelle gedroschen. Nach knapp 90 Minuten endete man mit dem Uralthit „Bombenhagel“ unter nicht abreißen wollendem Jubel und einer Show, die einmal mehr zeigte, dass SODOM ob ihrer alten Tage es noch zu 500% drauf haben!

Setlist:
[…]
M-16
Outbreak Of Evil
The Saw Is The Law
Nuclear Winter
Proselytism Real
The Art Of Killing Poetry
I Am The War
City Of God
The Vice Of Killing
Blasphemer
Eat Me!
Agent Orange
Sodomized
Ausgebombt
Among The Weirdcong
Remember The Fallen
Bombenhagel

SAMSTAG, 8.10.2011

Die gerade einmal drei Jahre junge Band ABSENT MINDED hatte die Aufgabe, den zweiten Festivaltag musikalisch zu begrüßen und stellte mit ihren beeindruckenden Death/Doom–Kreationen auch gleich die genretechnische Ausnahme auf dem WAY OF DARKNESS dar. „Fett, erdig, organisch“, so beschreiben die Jungs ihren Sound ziemlich treffend. Für eine mit 11 Uhr betitelte aufstehunfreundliche Zeit war es für einen Samstag verblüffend gut gefüllt, was allerdings dem gelieferten donnernden Klangfutter des Quartetts mehr als Rechnung trug. Dazu eine visuell bannende Bühnenshow, so dass die allein schon viel zu kurzen 20 Minuten definitiv zu schnell um waren. Schade, schade. Ergo: wer von ABSENT MINDED noch nie etwas gehört hat, sollte diese Wissenslücke schleunigst schließen und allen Labels sei geraten: schnappt euch die Jungs, bevor es jemand anderes tut.

Setlist:
3 Letter Code
Pulsar
Connective
God Of Lie

Wem das alles ein wenig zu gediegen und langsam war, sollte mit den folgenden (Melodic–)Deathern von SOUL DEMISE auf seine Kosten kommen. Seit nunmehr 18 Jahren treiben die Knüppelknaben ihr Unwesen und haben es trotz vieler Besetzungswechsel geschafft, nicht unterzugehen. Wäre auch zu schade gewesen, denn die geschickte Kombination aus rasender Brutalität und eingängigen Melodien, die sich vorrangig an At The Gates‘ Göteborg-Sound orientieren, dazu eine energiegeladene Bühnenshow und ein fettes Set, was sich größtenteils auf das letzte Machwerk „Sindustry“, November 2010, konzentrierte. Natürlich wurden ältere Lieblinge wie „Six Billion“ des Vorgängers und „Still Alive“ anno 2005 nicht vergessen.

Setlist:
Deathless
Six Billion
Still Alive
World Without Conscience
Cerebral Tumour

Wer jetzt noch verschlafen aus der Wäsche schaute, war mit dem Prügelkomando von AVULSED genau richtig beraten. Die spanische Todeskombo bretterte auf eine solch kompromisslose und brutale Art drauf los, dass einem nichts anderes übrig bleib, als umgehend die Haare im Takt fliegen zu lassen. Bei genau dieser Tätigkeit machte Gründungsmitglied und Growlteufel Dave Rotten dem Propellerkönig George „Corpsegrinder“ Fisher(Cannibal Corpse) im Übrigen mit seinen permanenten schwindelerregenden Kopfumdrehungen plus parallel gutturalen Höchstleistungen ordentlich Konkurrenz. Zudem verstand man es bestens exzessive Fannähe zu zeigen, in dem sich mehrere Male über die Balustrade ins Publikum geneigt und sogar für kurze Zeit erfolgreich gecrowdsurft wurde. Bleibt einem nur die Spucke weg bei so einer grenzgenialen Show!

Mit den niederländischen THANATOS öffneten sich danach Tür und Tor für eine Thrash–/Deathofferte erster Klasse. Da man nur 25 Minuten Zeit hatte und sie, O–Ton Stephan Gebédi, „das letzte Mal vor gefühlten 300 Jahren gespielt hatten“, wurde nicht viel „rumgelabert“, sondern gleich zum Musikalmassaker geschritten. Das erfolgreich. Beim letzten Stück und alten Schmankerl „War“ war es so voll wie am Vortag mind. vier Stunden später.

Der Tag schien mit der Präsentation guter Bands nicht abreißen zu wollen. So musste man sich das Mittagessen getrost sonstwohin verschieben und antreten zu den seit 21 Jahren existenten Extremmetalern von DISBELIEF. Die Hessen brillierten durch eine Mischung aus Death und Coreelementen. Besonders hervorzuheben: der unglaublich variable Gesang von Vokalist Karsten Jäger, dessen Bandbreite sich von geradezu bestialischem Geschrei bis hin zu filigranen Gesangsmelodien erstreckt. Somit riss auch hier die Begeisterung der Zuschauer keinesfalls ab und der untere Teil der Halle blieb ungewöhnlich voll für diese Zeit.

Setlist:
Sick
Navigator
Hate/ Aggression Schedule
Hell Goes On
The One

Brutal, brutaler, SEVERE TORTURE! Man könnte auch sagen die niederländischen Cannibal Corpse, allerdings neun Jahre jünger was Bandhistory anbelangt. Dennis, Thijs, Marvin Vrisde, Patrick Boleij und Seth Van De Loo zeigten Versammelten, wo der Hammer hing und bestachen durch druckvoll bestialisches Gewitter mit dabei astreinen Gitarrensound. Wer die Jungs noch nie live erlebt hat, sollte das schnellstens nachholen, beispielsweise in Leeuwarden am 5.11. mit den Kollegen von LEGION OF THE DAMNED.

Gedachte man nun, endlich das wohlverdiente Mittagsessen nachholen zu können, lag man wieder komplett daneben, denn als nächstes machte sich die Death Metal-Horde HOUWITSER auf den Weg zum Schlachtfest. Komischerweise leerte sich die Halle bei diesem niederländischen Haudegen. Weiß der Teufel warum, denn der Old School-Death mit gehisster Brutal-Flagge ging voll in die Fresse und ließ nur bei minimalistischen Soli eine kleine Verschnaufpause zu. Desweiteren stand Orginalgründungsmitglied und Ex-Sänger Mike van Mastrigt bei zwei Songs als Gastvokalist mit on stage und lieferte zusammen mit Stan ein Growlduel, was sich sehen lassen konnte.

Setlist:
[…]
Conviction Through Torture
Rage InsideTthe Womb
Feel The Consequence
Sledgehammer Redemption
Shredded To Pieces
Devoured Cunt
The Lingering Death
Trip Of Fire
Feeding On Fools

Den Brutalbutton auf Anschlag gedreht und ab auf die Bretter mit BENIGHTED, wohl DER französische Bestimport der Prügelsparte schlechthin. Besseres lässt sich wohl in den ganzen vergangenen Dekaden nicht finden. 1998 ins Leben gerufen, mittlerweile mit sechs fetten Silberlingen im Anschlag, stampfen sich die Franzosen unablässig und erfolgreich ihren Weg nach oben. Die Halle war schon zu Beginn des Auftritts von Julien Truchan und Co brechend voll und es musste nur der erste Schlag ertönen und der Ochse war losgelassen. Mosh und Circlepitaktion, wohin das Auge reichte. Oberhammer und wohl einer der deftigsten Klopper des WAY OF DARKNESS.

Setlist:
Fritzl
Let The Blood Spill Between My Broken Teeth
Collapse
Saw It All
Prey
Slut
Asylum Cave

Jazz-Punk-Heavy-Death-Black!-Metal. So könnte man den Stil der US-Technical-Grind/Death Metal-Band CEPHALIC CARNAGE bezeichnen. Und selbst damit könnte man das sehr komplexe Material der verrückten Kiffertruppe nicht beschreiben. Vor etwas weniger Publikum als zuvor bei BENIGHTED wurde direkt und passend mit „Piecemaker“ der „Anomalies“ aus dem Jahre 2005 losgelegt. Allerdings mit äußerst rohem Sound, was es nicht immer einfach machte, Details heraus zu hören. Dies sollte der Show aber keinen Abbruch tun, im Gegenteil. Die gesamte Band (natürlich außer Drummer) rannte permanent wie angestochen über die Bühne. Vor allem war man sich am Ende nicht sicher, wer sein Instrument mehr verprügelt hatte, Drummer John Merryman oder Basser Nick Schendzielos. Wie ein Berserker rannte der mit seinem Tieftöner über die Bretter und wirbelt das Teil durch die Luft, als wäre es eine Frisbee. „Kill For Weed“ zeigt dann die Vorliebe für Rau(s)chwaren der Colorado Metaller. Die gefühlte 30 Sekunden kurze Nummer „Fortuitous Oddity“ durfte selbstverständlich auch nicht fehlen. Und neuerdings haben die Jungs wohl eine Vorliebe für Black Metal. Ausgestattet mit „abgrundtief bösen“ Masken zeigten die Verrückten ihre norwegischen Wurzeln. Witz, über den man lachen können muss.

HAIL OF BULLETS: Die niederländische Allstartruppe, die von dem menschlichen Metronom Ed Warby mehr als solide durch jedes Set geprügelt wird, ist live immer wieder eine Wand. Ob Songs von dem ersten („…Of Frost And War“) oder zweiten Album („Warsaw Rising“), die Band macht einfach alles richtig und Bandkopf Martin van Drunen ist sowieso der wahrscheinlich sympathischste Frontmann aller Zeiten. Er traf auch als erstes die richtigen Worte für den Samstag: Invasion der Niederländer! Wo er Recht hatte… Insgesamt spielten die Death Metal-Soldaten in ewiger Mission der Old School-Verbreitung eine gesunde Mischung aus beiden Alben, wobei man die Überhymne „Berlin“ vermisste. Doch man kann nicht immer alles haben. Bleibt zu sagen: Großartige Band. Großartige, sympathische Musiker.

Setlist:
Operation Z
Red Wolves Of Stalin
Kamikaze
Full Scale War
On Choral Shores
Guadalcanal
Tokyo Napalm Holocaust
Ordered Eastward
[…]

PROTECTOR: eine Liverarität und neben DESTRUCTION und SODOM ein weiteres Thrash-Altgestein der deutschen Musikgeschichte. Nach 15 Jahren Banddasein seit 2001 nur noch von Marco Pape am Leben gehalten, wurden seitdem nur Compilations veröffentlicht, weswegen man live in die 80er und 90er vorherigen Jahrhunderts entführt wurde. Für Liebhaber dieser Stilrichtung eine wahre Freunde, da man PROTECTOR nicht gerade oft sieht.

Setlist:
Intro
Misantropy
Sliced, Hacked and Grinded
A Shedding Of Skin
Apocalyptic Revelations
Golem
Urm The Mad
Holy Inquisition
Ahab’s Rage
Agoraphobia
Kain And Abel
Protector Of Death
[…]
Outro

Die dieses Jahr zwanzigstes Jubiläum feiernden EXHUMED enterten als nächstes die Bühne und knallten der Menge eine gehörige Portion Death Metal mit allerlei Grindcore- und Thrasheinflüssen um die Ohren. Brutalität ohne Schnörkel nach feinster United States-Manier. Gedankt wurde es mit einer gefüllten Halle und jeder Menge Applaus.

Freitag SODOM, Samstag DESTRUCTION, hätten nur noch KREATOR gefehlt, um alle deutschen Thrashlegenden beisammen zu haben. Bereits beim Soundcheck wurden von überall her „DESTRUCTION“-Rufe laut. Beim Intro gab es bei Vielen dann kein Halten mehr, die eine oder andere Kehle wurde durch exzessives Schreien staubtrocken und musste erstmal mit ordentlich Bier zum weiterschreien geölt werden. Kaum hatte dann das Intro ein Ende, legten die alteingesessenen Thrasher mit „Curse The Gods“ nach, sogleich traditionsgemäß von den beiden Wellenbrechern „Mad Butcher“ plus „Armageddonizer“ gefolgt. Bei DESTRUCTION lernt man, was Kontinuität heißt. Kein großes Manko, aber ab und zu eine Setliständerung wäre doch mal ganz hübsch. Aber vielleicht wollen sich die alten Herren keine neue Abfolge einprägen. In Sachen Aktion ließ sich die Kombo ihr Alter unterdes nicht anmerken. Mike war von der ersten Sekunde an am Mähne schütteln, Schmier am Permanentposen. Der anfänglich gebildete Moshpit hatte bei den folgenden Hits, ein Querschnitt durch die Bandgeschichte, keine Zeit zum Stillstand. Dazu aberdutzende Kuttenträger in fröhlicher Headbanginglaune. Anscheinend gab es aber einige, die sich weniger begeistert zeigten und dümmer als im Kindergarten verhielten. Statt raus zu gehen und die Zeit für ein Päuschen an der frischen Luft zu nutzen, landete ein Becher mitten in Schmiers Gesicht. Wo viele Bands schon bei weniger frei gedreht sind, zeigte er den Besuchern wie man\’s richtig macht. Solch eine Dummheit keiner großen Aufmerksamkeit widmen und weiter im Set. An die Betreffenden: Geht zurück zu euren Sandkastenförmchen, auf Festivals habt ihr nichts zu suchen!

Setlist:
Intro
Curse The Gods
Mad Butcher
Armageddonizer
Hate Is My Fuel
Eternal Ban
Life Without Sense
Thrash Till Death
Nailed To The Cross
Tears Of Blood
Bestial Invasion
Total Desaster
The Butcher Strikes Back

Wer sich mit DYING “Motherfucker“ FETUS bis dato nur am Rande beschäftigt hat, sah spätestens bei deren Liveperformence ein, was für einen fatalen Fehler er begangen hatte. Denn was lieferten die Amerikanern für eine brachiale Show! Das Maryland-Trio machte mit seinem technisch sehr komplexen Brutal Death Metal keine Gefangenen, brachte die Lichtensteiner Stadthalle umgehend zum kochen und Songs wie „Homicidical Retribution“, „Shepherd’s Commandment“, „Raping The System“, „Praise The Lord (Opium Of The Masses)“ und „Unadulterated Hatred“ fegten wie ein Tornado über die Anwesenden hinweg. Circle Pit und Crowdsurfer wohin das Auge reichte. Eine so sauber aufeinander eingespielte Band gehört zu den Raritäten unter den Liverepräsentanten. Die Jungs sollten nur weniger rumprollen. Aber das ist eben typisch für Ami.

10 Minuten vor nächstem Bandanfang schraubte sich langsam eine undurchdringliche Nebelwand gen Hallendecke und hüllte die vorderen Reihen in wabernden Dunst. Dazu opulentes Intro, feuerrotes Licht und jedem war klar, es konnte sich nur LEGION OF THE DAMNED handeln. Die Blitzaufsteiger am Thrashhimmel, die seit ihrer Umbenennung 2004 die Metalwelt im Sturm erobern, lieferten einmal mehr eine grandiose Show der Extraklasse. Mit ordentlichem Todesbleieinfluss prügeln sich die Verdammten durch ein Set voll ihrer stärksten Songs, die die meisten auch textsicher mitzugrölen wussten. Aktion aller Varianz war selbstverständlich. Einzig Schade war die Anordnung der Tracks. So wurde entgegen der Tradition der namensgebende akustische Killer der Band „Legion Of The Damned“ gleich als zweites gespielt, gefolgt von den bekanntesten Werken wie „Death’s Head March“, „Cult Of The Dead“, „Bleed For Me“, „Son Of The Jackal“ und „Diabolist“ am Stück. So schwächelte am Schluss die Setlist im Vergleich zum Anfang etwas. War aber nicht maßgebend, denn immer noch endgeil. Zudem warf Leader Maurice zwischendrin immer mal wieder Shirts in die Menge, was viele zu noch größerer Bewegung anstachelte.

Setlist:
Intro + Night Of The Sabbath
Legion Of The Damned
Shrapnel Rain
Death’s Head March
Intro + Cult Of The Dead
Killzone
Bleed For Me
Son Of The Jackal
Diabolist
Intro + Pray And Suffer
Holy Blood, Holy War
Undead Stillborn
Werewolf Corpses

Zum feierlichen Abschluss traten DIE Schwedengötter ENTOMBED an, um ein sehr gelungenes Festival als Headliner zu beenden. Dabei beschränkten sich die Urväter des Death Metal wie angekündigt auf ihre Frühwerke und legten demnach direkt mit dem Opener der „Clandestine“-Scheibe „Living Dead” los. Es folgte ein Querschnitt durch die alten Klassiker mit Knallersongs wie „Drowned”, „Evilyn”, „Left Hand Path”, „Crawl” und „Wolverine Blues”. Völlig berechtigt wurden die alten Herren von der fast überfüllten Stadthalle lautstark abgefeiert. Muss man gesehen haben, wer da war und es verpasst hat: tragischer Fehler. So endete das WAY OF DARKNESS 2011 mit einer mehr als würdigen endgenialen Show, die einen schon freudig auf das nächste Jahr blicken lässt.

Fazit: Das WAY OF DARKNESS hat sich 2011 dankenswerter Weise wieder mehr auf Abwechslung fokussiert und zudem neben unzähligen hochkarätigen Bands und Metal-Urgesteinen durchgängig gute bis grandiose kleinere wie Undergroundbands an Land gezogen. Dazu Essen und Trinken im preislich normalen Rahmen, permanent tadellos in Stand gehaltene sanitäre Anlagen (zumindest im Hallenbereich) und mit den Grabenschlampen wie auch letztes Jahr eine hervorragende Security. Einziges Manko waren am Freitag und besonders Samstag die kurzen Spielzeiten der ersten acht bis neun Band, die nur zwischen 20 und 30 Minuten für ihr Set hatten. In vielerlei Hinsicht einfach verschenktes Potenzial. Dann lieber drei weniger und dafür anständige Längen von 30-45 Minuten. Haben Bands wie Zuschauer mehr von. Ansonsten gab es aber absolut nichts auszusetzen, so dass man äußerst gespannt auf das WAY OF DARKNESS 2012 sein darf!

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