Review 1349 – Massive Cauldron Of Chaos

  • Label: Indie
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Es gibt Bands, die stur ihre Linie fahren und solche, die sich abrupt oder Schritt für Schritt weiterentwickeln. Eine Umkehr einer solchen musikalischen Evolution hingegen erlebt man eher selten. Die Norweger 1349 jedoch gehen genau diesen Weg.

Nachdem man den eigenen Stil bis hin zu „Hellfire“ über drei Alben hinweg immer weiter verfeinert hatte, brach man mit diesen 2009 im Rahmen eines gewagten Experiments namens „Revelations Of The Black Flame“. Mit dem im Jahr darauf veröffentlichte „Demonoir“ machte man diesen Schritt zumindest teilweise rückgängig: Der experimentelle Aspekt beschränkte sich auf einige Interludes, während die Songs selbst wieder typische 1349-Kost boten. „Massive Cauldron Of Chaos“ nun macht auch den Rest dieser Weiterentwicklung ungeschehen: 1349 springen musikalisch sozusagen mit einem großen Satz rückwärts zurück ins Meer.

Der Opener „Cauldron“ legt dann auch gleich in typischer 1349-Manier los – nicht schlecht, wenn auch vielleicht etwas unspektakulär. Die Begeisterung wird jedoch schnell gedämpft, verrennen sich 1349 doch von Song zu Song mehr in alten, zu oft gehörten Mustern. Weder die Highspeed-Passagen noch die Black-’n‘-Roll-Einflüsse zünden dieses Mal so richtig – zu austauschbar, zu oft gehört, zu harmlos … die Liste der Kritikpunkte ist lang. Da helfen auch die überraschend zahlreich eingestreuten furiosen Gitarrensoli als einzig erkennbare Neuerung nichts.

Nur die Band zu schelten, wäre allerdings ungerecht– zumindest das „zu harmlos“ geht nämlich auf die Kappe des Produzenten. Schon der Gesamteindruck des Albums fällt für ein Black-Metal-Album zu glattgebügelt aus. Speziell der Sound des Schlagzeugs ist jedoch schlichtweg misslungen: Während das nicht vorhandene Sustain der Becken die Vermutung nahelegt, dass Frost hier nicht auf Metall-, sondern Holzteller einprügelt, tackert die Doublebass mit der enervierenden Penetranz einer Industrie-Nähmaschine.
Doch nicht nur der Klang des Schlagzeugs ist enttäuschend. Stand das Drumming vor allem auf „Hellfire“, aber auch auf „Demonoir“ noch im Mittelpunkt des Geschehens, leistet Frost hier nurmehr Dienst nach Vorschrift. Die Präzision, mit der er sein Schlagzeug bearbeitet, ist selbstverständlich auch dieses Mal beeindruckend – spielerische Finessen oder atemberaubende Raserei sucht man jedoch über weite Strecken vergebens. An ihre Stelle sind straight durchgezogene Schlagzeug-Standards getreten – zynisch betrachtet also die Durchschnittskost, die die Songs verdient haben. Abgerundet wird das Bild durch den ebenfalls viel zu glatt und harmlos abgemischten Gesang von Ravn, dessen Stimme sich schon in harscherem Soundgewand nie als besonders charakteristisch erwiesen hatte und so auch dieses Mal nicht weiter auffällt.

Wenn 1349 mit dem auffällig modern anmutenden, weißen Cover die Außergewöhnlichkeit ihres sechsten Albums hervorheben wollten, mag ihnen das gelungen sein. Dass das Album als solches leider alles andere als außergewöhnlich klingt, ist der Schönheitsfehler dieses Konzeptes.
Über knapp 40 Minuten versuchen sich 1349 an Altbewärtem, ohne dabei einem zweiten „Hellfire“ oder „Beyond The Apocalypse“ auch nur in der Theorie nahe zu kommen. Und wenn das doch mal gelingt, wie beispielsweise beim halbwegs schmissigen „Golem“, ist da immer noch die Sache mit dem Sound. Beinharte Fans, die sich schon zu „Liberation“-Zeiten nicht am Klang gestört haben, dürfte das egal sein. Für alle anderen könnte „Massive Cauldron Of Chaos“ zu einer massiven Enttäuschung werden.

Wertung: 5.5 / 10

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