Review Abinchova – Wegweiser

Bescheiden ist man nicht im Lande der Eidgenossen. „Für Fans von Ensiferum“ heißt es da, ob ABINCHOVA berechtigt sind, diesen Vergleich zu ziehen, bleibt abzuwarten, zuerst einmal muss sich mit „Wegweiser“ das zweite Album des Septetts aus Luzern beweisen. Mit einer Mischung aus melodischem Death Metal und Folk will man überzeugen, dann mal los.

Zehn Songs haben ihren Weg auf die Platte gefunden, davon kann man getrost das nur gut eine Minute lange Intro abziehen, welches aber sogleich für den ersten Aufhorcher sorgt. Zu einer akustischen Gitarre wird in bester Schweizer Mundart eine Art Minnesängerballade intoniert. Das ist wohl eher was für Almnostalgiker, irgendwie klingt diese Sprache doch immer etwas befremdlich.
Glücklicherweise geht es so nicht weiter, zwar sind auch die folgenden Songs komplett in Deutsch gehalten, aber man verzichtet auf den anstrengenden Dialekt. Stattdessen greift man bei durchweg druckvollem Sound ordentlich in die Saiten, ohne wenn und aber ist die Gitarre das dominierende Instrument. Das kann man so machen, gerade wenn man sich nicht dem Keyboard-Kommerz-Vorwurf stellen möchte. Dabei hätten ein paar mehr Tasten bzw. mehr Vordergrund für dieselbigen den Liedern sicher nicht geschadet. Roh klingt „Wegweiser“ zwar nicht, aber die epische Wucht der selbstgenannten Referenzband und anderer Kapellen aus dem Genre erreichen ABINCHOVA so nicht.
Eluveitie wurden als Landsleute natürlich auch genannt und glücklich- und zufälligerweiser kommen sie wie ABINCHOVA aus Luzern. Das lagen gemeinsame Konzerte nicht weit und man lieh sich auch Anna Murphy der Kollegen aus, die einige Aufnahmen für die Band absolvierte. Wie es sich für eine Frau gehört, könnte man ketzerisch sagen, ging es dabei um den weiblichen Gesang, die Keyboards und die Violine, aber das muss man jetzt nicht unbedingt vertiefen, möglicherweise ging es da auch mehr um eine PR-Aktion.
Frau ist aber dennoch ein gutes Stichwort, neben dem vordergründigen männlichen Gesang kommt auch immer wieder Nora Lang ans Mikro. Ob man damit Qualität erzeugen wollte oder sich von Mitstreitern abheben wollte, lässt sich nicht klären, Noras Aktivität an der Violine alleine hätte aber wohl ausgereicht, der weibliche Gesang wirkt maximal nicht störend.
Zuletzt noch ein Wort zu der lyrischen Umsetzung. Klar, bei Folk Metal ist da einiges möglich, was jenseits von gehäuteten Kindern unterwegs ist, trotzdem ist es eine Erwähnung wert, dass ABINCHOVA alte Mythen und Sagen vertonen. Dies klingt in vielen Fällen alleine aufgrund der Wortwahl schon gewöhnungsbedürftig, aber nicht unbedingt schlecht. Zumindest bleibt man damit am Gesamtpaket dran.

„Wegweiser“ bietet eine gute Dreiviertelstunde anständige Unterhaltung, das kann man nicht leugnen. Technisch ist das ein gutes Niveau, in Sachen Songwriting reißt man keine Bäume aus, versumpft aber auch nicht in unnützen Dudeleien und alles in allem hat die Sache Biss. Bloß sollte man keine allergrößten Innovationen erwarten. „Wärch chats ärchfund´n?“ Die Schweizer jedenfalls nicht.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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