Review Ajattara – Kuolema

  • Label: Spikefarm
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Black Metal

Das Jahr 2001 – Eine Zeit, in der im Hause AJATTARA noch alles in Ordnung war. Mit „Itse“ legte man ein Album vor, dass den Mannen um Ex-Amorphis Fronter Pasi mehr als nur einen Achtungserfolg einbrachte, denn das Debutwerk der Finnen gilt auch heute als eines der stimmungsvollsten, intensivsten Werke des klassischen finnischen Underground Black Metals. Dieser war in diesem Fall mit Keyboard angereichert, was aber durch die selbstbewusste Art, in der das Instrument in die Songs eingebracht ist, zu keiner Zeit störend wirkte, sondern im Gegenteil sogar hauptverantwortlich für Atmosphäre sein dürfte. Und dann wurde es also 2003, und „Kuolema“ kam.

Ich lernte dieses Werk erst nach allen anderen kennen, aber rückblickend lässt sich sagen, dass man, wenn man nicht gerade nur das 2009er Werk „Noitumaa“ sein eigen nennt, eigentlich von jedem anderen Werk des einstigen Trios ziemlich treffend auch auf den Sound „Kuolema“s rückschließen kann. Zumindest in der Theorie, denn was den Zweitling AJATTARAs eben doch massivst von den nach-“Tyhjyys“-Werken unterscheidet, ist, dass der unabänderliche Stil der Band hier eben tatsächlich noch funktioniert. Denn die Riffs klingen hier, obwohl sie offensichtlich als sehr große Inspirationsquelle für spätere AJATTARA-Songs herhalten, noch nicht so, als würde die Band sich selbst dabei langweilen sie zu zocken. Die Gitarren haben trotz des gedrosselten Tempos noch das, was man als musikalische Wildheit bezeichnen würde.
Großartiger, entrückter Klargesang und im Kontrast Pasis damals schon verdammt krankes Gekreisch, dazu mystische Keyboardlinin und in allem immer diese unheimliche, märchenhafte Atmosphäre, die zu erzeugen andere Bands vor unlösbare Aufgaben stellt. AJATTARA machen ihrem Namen, der „Waldgeist“ bedeutet, wirklich alle Ehre auf diesem Album. Und bisweilen schleicht sich tatsächlich auch was ein, was man als Tempo-Wechsel jenseits von „Down-Tempo“ zu „Totaler Stillstand“ bezeichnen kann, da gibt es zwischendurch wirklich mal die leise Ahnung einer Doublebass zu hören, da gibt’s sogar mal einen Drumfill!
Wie einfach es doch ist, Songs dynamisch, abwechslungsreich, und dennoch packend und aus einem Guss zu gestalten! Wenn wir mit solchen billigen Mitteln arbeiten, hält man uns für Stümper!, dachten sich AJATTARA aber wohl schon nach den „Kuolema“-Aufnahmen und begannen, nach dem folgenden Album „Tyhjyys“ also die bisher geschriebenen Songs in immer langweiligen, reduzierteren Versionen immer wieder neu aufzunehmen,

Es kommt ja doch häufig vor, dass einem die Frühwerke von Bands, die man erstmal mit deren aktuellen Scheiben kennenlernte, produktions- oder auch durch die technische Umsetzung bedingt, im Nachhinein nicht mehr wirklich gefallen wollen. Bei AJATTARA ist das genaue Gegenteil der Fall, man wird sogar eher ein wenig traurig, wenn man hört, wie einfach und natürlich die Finnen es damals schafften, ihre typische Stimmung zu vermitteln, und das noch viel authentischer und faszinierender als auf „Tyhjyys“, was ich bisher für das Referenzwerk der Band gehalten habe. Spätestens nach einem Song wie „Rauhassa“, der einfach mal zwei aktuelle AJATTARA-Alben auf einmal wegklatscht, wird einem klar, dass Ruoja nach 2003 eigentlich nur noch Werke veröffentlicht hat, die dem Anspruch, den er sich damals selbst auferlegte, nie gerecht werden können.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Marius Mutz

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