Review Alpha Tiger – iDentity

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Heavy Metal

Die sächsischen ALPHA TIGER zählen ja bekanntlich seit einigen Jahren in Szenekreisen zu den größten Hoffnungen im klassischen Metal-Bereich und konnten mit ihren beiden ersten Alben („Man Or Machine“, „Beneath The Surface“) bereits mehr als dezente Duftmarken setzen. Ihr homogener Mix aus alten Maiden- und Queensryche-Klängen sorgte zumindest bei mir stets für Begeisterung, obschon die Originalität und Eigenständigkeit hier von kritischen Stimmen durchaus hinterfragt werden konnte.

Diese Prämisse haben sich die Jungs nun auf ihrem dritten Werk wohl verstärkt auf die Fahne geschrieben, denn „iDentity“ – so der Name des neuen Albums – will allein schon durch Titel und Artwork zeigen: Hier möchte sich eine junge, hungrige Band möglichst weit freischwimmen von derartigen Vergleichen und Vorwürfen der Vergangenheits-Huldigung – eine Identitätsfindung auf Albumlänge. Und dies ist auch musikalisch durchaus zu vernehmen und vor allem gelungen. „iDentity“ klingt spürbar zeitgemäßer, die Produktion professioneller – ich habe schon lange nicht mehr so einen guten Gitarrensound vernommen – und auch das Songmaterial tönt neuerdings etwas moderner. Dies kann man beispielsweise beim Titeltrack, der mit seinem abgehackten Riffing und kleinen Keyboardspielereien glänzt oder der cheesigen Rockhymne „Long Way To Redemption“ hören, deren Refrain man so schnell nicht aus dem Ohr bekommt. Dennoch ist der klassische Retro-Stil, den ALPHA TIGER seit ihrem Debüt verfolgen, immer noch zu hören und bestimmt einen Großteil des Albums. Songs wie der Opener „Lady Liberty“ oder die Uptempo-Nummer „Shut Up & Think“ hätten so auch auf einem der ersten Alben stehen können und punkten mit ihren herrlichen Retro-Riffs und -melodien.

Insgesamt erscheint das Songwriting jedoch abwechslungsreicher, spielfreudiger und auf den Punkt kommender als zuletzt. Die erste Single „We Won’t Take It Anymore“ kann stellvertretend hierfür gesehen werden und ist für mich eine der ersten richtigen Ohrwürmer 2015. Sänger Stephan Dietrich glänzt auf der Platte erneut mit einer famosen Gesangsleistung und steht mit seiner hohen wie auch für einige bestimmt gewöhnungsbedürftigen Stimme deutlich mehr im Zentrum des Geschehens. Die eigentlichen Stars der Scheibe sind aber auf jeden Fall die beiden Herren an der Gitarrenfront (Peter Langforth, Alexander Backasch), welche mit ihrem flexiblen Spiel, einer gesunden Mischung aus klassischen und modernen Klängen sowie den eingängigen Riffs nahezu jeden Song zu veredeln wissen. Besonders exzellent gelingt ihnen das beim abschließenden „This World Will Burn“, welcher in sieben Minuten nahezu alle Stärken dieses Albums in sich bündelt. Und noch mal: Der Sound ist erste Sahne.

ALPHA TIGER scheinen mit „iDentity“ demnach so langsam ihren Stil gefunden zu haben. Den Sachsen gelingt es bemerkenswert leicht, den klassischen Heavy Metal in die Moderne zu transportieren und ihre Musik hierdurch spannend zu halten. Sollten die Jungs tatsächlich zur Zukunft des Metals zählen – ich wäre dabei!

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

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