Review Anaal Nathrakh – Desideratum

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Extreme Metal

Wenn Irrumator aka Mick Kenney und V.I.T.R.I.O.L. alias Dave Hunt zusammen musizieren, kam in der Vergangenheit entweder etwas für Mistress oder Fukpig heraus, primär folgt nach einem gemeinsamen Studioaufenthalt aber stets eine neue Platte von ANAAL NATHRAKH. So auch anno 2014! Der instrumentale Opener „Acheronta Movebimus“, der für die Verhältnisse des Birminghamer Duos beinah gediegen wirkt, wiegt den Hörer in der vermeintlichen Sicherheit, dass er mit „Desideratum“ ein gezähmteres Werk von ANAAL NATHRAKH erworben hat. Jedoch täuscht diese anfängliche Ruhe vor dem Sturm, der in den folgenden 41 Minuten über den Hörer hereinbrechen wird.

Kenney und Hunt gehen auf „Desideratum“ wieder mit der üblichen Brutalität, aber auch deutlich unmelodischer ans Werk. Die Songstrukturen sind sehr vertrackt und entfernt von einer melodiösen Schlagseite, wie sie „Eschaton“ (2006) besaß, oder von einer Aufgeräumtheit, wie sie auf dem Vorgänger „Vanitas“ (2012) zu hören war. Songs wie „Unleash“ und „Idol“ vereinbaren zwar die Trademarks wie V.I.T.R.I.O.L.s Gesang im Refrain sowie Irrumators Solo zum Ende eines Liedes, kommen aber nicht über die gefühlte B-Seite-Qualität hinaus. ANAAL NATHRAKHs Alben waren zuvor ein Indikator für definitiv gutes Songmaterial, „Desideratum“ scheint diesen Fakt unbedingt torpedieren zu wollen.

Zwar schaffen es die Briten mit dieser Platte erneut, der Erwartungshaltung der Kritiker als auch der ihrer Fans mit einer guten Veröffentlichung gegenüberzutreten und untermauern das, dessen Beweis sie niemanden mehr schuldig sind: Das Duo ist eine Größe des Extreme-Metal-Bereiches. Aber mit Rückblick auf die bisherige Diskographie bildet „Desideratum“ keinen Meilenstein. Zu diffizil und komplex gestalten sich die Songs, zu ungriffig und nicht in sich geschlossen macht das Album einen schwierigen Eindruck. Ihr Ohrwurm-Potenzial, welches sich an Songs wie „Timewave Zero“ („Eschaton“) oder „When Fire Rains Down From The Sky, Mankind Will Reap As It Has Sown“ von der gleichnamigen EP (2003) manifestierte, spielen ANAAL NATHRAKH nur im Ansatz bei „The One Thing Needful“ oder dem Titeltrack aus – und auch da nur in akzeptabler, aber nicht überzeugender Form.

Gemessen an ihren vorherigen Alben stellt ihre achte Full-Length sogar ein schwächeres Output dar, welches erst mit den letzten Songs positiv von sich reden macht. „Desideratum“ ist lediglich ein Mittelmaß von dem, was Kenney und Hunt zusammen kreieren können. Und hoffentlich nur ein einmaliger Ausrutscher anstatt ein neu eingeschlagener Weg.

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Wertung: 7 / 10

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